Tödliche Absturzunfälle: Energiewende gefährdet Dachdecker
28.11.2025 - 18:11:12Die Zahl tödlicher Abstürze bei Dacharbeiten erreicht 2025 ein Rekordniveau, besonders durch PV-Installationen. BG BAU und Dachdecker-Verband starten Sicherheitsinitiative.
Berlin – Der Solar-Boom fordert Menschenleben. Die Zahl tödlicher Abstürze auf deutschen Dächern erreicht 2025 ein alarmierendes Niveau: Bereits im Oktober wurden so viele Todesopfer registriert wie im gesamten Vorjahr. Die Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG BAU) und der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) schlagen Alarm und starten eine gemeinsame Sicherheitsoffensive.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 6.178 Absturzunfälle in nur zehn Monaten, davon 26 mit tödlichem Ausgang. Zum Vergleich – im kompletten Jahr 2024 starben bei 7.231 Unfällen ebenfalls 26 Menschen. Doch was steckt hinter dieser gefährlichen Entwicklung? Die Antwort liegt paradoxerweise in einer der wichtigsten Zukunftstechnologien: Photovoltaik.
Durchsturz statt Absturz: Die unterschätzte Gefahr
„Fast alle tödlichen Absturzunfälle erfolgten nach innen”, analysiert die BG BAU. Nicht der Sturz über die Dachkante ist das Hauptproblem, sondern das Durchbrechen maroder Bauteile auf der Dachfläche selbst. Alte Wellasbestplatten, brüchige Lichtbänder, morsche Unterkonstruktionen – was jahrzehntelang hielt, wird zur Todesfalle, sobald jemand sein volles Gewicht darauf verlagert.
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Michael Kirsch, Hauptgeschäftsführer der BG BAU, bezeichnet die aktuelle Entwicklung als „deutliches Warnsignal”. Die Diskrepanz ist beunruhigend: Während die Gesamtzahl der Unfälle leicht sinkt, bleibt die Zahl der Todesfälle konstant hoch. Die Schwere der Unfälle nimmt offenbar zu.
„Absturzunfälle passieren häufig, wenn auf Dächern ohne ausreichende Sicherung gearbeitet wird”, erklärt Kirsch. Besonders tückisch: Die Gefahr lauert oft dort, wo man sie nicht erwartet – mitten auf der Dachfläche, nicht am Rand.
Initiative „Sicher auf dem Dach” startet Rettungsmission
Als direkte Reaktion riefen ZVDH und BG BAU heute die Kampagne „Sicher auf dem Dach” ins Leben. Zielgruppe sind nicht nur Fachbetriebe, sondern explizit auch private Bauherren, die Solar-Anlagen nachrüsten lassen. Denn oft unterschätzen Auftraggeber die Risiken und beauftragen Billiganbieter ohne ausreichende Sicherheitskonzepte.
Die Kernforderung: Keine Arbeit auf dem Dach ohne vorherige Gefährdungsbeurteilung. Klingt selbstverständlich? Ist es offenbar nicht. Die Realität auf vielen Baustellen sieht anders aus.
Solar-Boom als Risikobeschleuniger
Drei tödliche Unfälle standen 2025 in direktem Zusammenhang mit PV-Arbeiten – Montage, Wartung, Reinigung. Der massive Ausbau der Solarenergie trifft auf eine gefährliche Gemengelage:
Fachkräftemangel trifft Quereinsteiger: Der hohe Installationsdruck lockt Personal ohne klassische Dachdecker-Ausbildung auf die Dächer. Das Gespür für statische Schwachstellen bei Altbauten fehlt häufig.
Sanierungswelle im Bestand: Anders als im Neubau finden PV-Installationen meist auf älteren Gebäuden statt – Scheunen, Lagerhallen, Altbauten mit spröden Faserzementplatten, die längst nicht mehr trittfest sind.
Zeitdruck versus Sicherheit: Die hohe Taktung auf den Baustellen lässt oft keine Zeit für ausführliche Sicherheitsbriefings. Ein fataler Fehler, wie die Statistik zeigt.
„Wichtig ist mir die Botschaft: Das muss so nicht sein!”, betont Kirsch eindringlich. „Wenn der Arbeitsschutz konsequent beachtet wird, ist sicheres Arbeiten auf dem Dach möglich.”
Winter verschärft die Lage zusätzlich
Mit dem beginnenden Winter steigt das Risiko exponentiell. Nässe, Raureif und Glätte verwandeln selbst sichere Dächer in rutschige Gefahrenzonen. Die Initiative warnt eindringlich vor Arbeiten bei winterlichen Verhältnissen ohne Anseilschutz oder temporäre Laufstege.
Kann die neue Kampagne den negativen Trend stoppen? Branchenexperten sind skeptisch. Für 2026 erwarten sie verschärfte Bauvorschriften, sollten die Unfallzahlen nicht sinken. Themen wie Durchsturzsicherheit und sichere Verkehrswege für PV-Wartung dürften dann gesetzlich verankert werden.
Bauherren in der Pflicht
Immobilienbesitzer müssen künftig genauer hinsehen: Wer billig beauftragt, riskiert nicht nur Pfusch am Dach, sondern Menschenleben. Die BG BAU fordert klare Nachweise über Sicherheitskonzepte bereits bei der Auftragsvergabe.
Die tragische Ironie: Ausgerechnet die Energiewende, die Leben retten soll durch Klimaschutz, fordert aktuell einen hohen Tribut unter jenen, die sie praktisch umsetzen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob freiwillige Initiativen ausreichen – oder ob nur schärfere Gesetze helfen.
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