Tesla-Gigafactory, Lohnerhöhung

Tesla-Gigafactory: Lohnerhöhung ohne Betriebsrat spaltet die Belegschaft

10.12.2025 - 03:10:11

Deutschlands Betriebsräte agieren als Krisenmanager in turbulenten Zeiten. Tesla setzt Lohnerhöhungen ohne Gewerkschaft durch, während VW um Stellen kämpft und Fraport-Wahlen gestoppt wurden.

Deutschland erlebt gerade einen außergewöhnlichen Dezember für die betriebliche Mitbestimmung. Während die regulären Betriebsratswahlen erst im Frühjahr 2026 anstehen, sorgen vorgezogene Wahlen, Neugründungen und interne Machtkämpfe in Schlüsselunternehmen für Schlagzeilen. Die Entwicklungen bei Tesla, Volkswagen und Fraport zeigen: Die Arbeitnehmervertretung steht vor einem Wendepunkt.

Tesla zahlt 4 Prozent mehr – und umgeht die Gewerkschaft

Die Gigafactory in Grünheide ist derzeit Schauplatz des prominentesten Konflikts. Tesla verkündete Anfang der Woche eine Gehaltserhöhung von 4 Prozent für alle Beschäftigten, rückwirkend zum 1. Dezember. Was nach guten Nachrichten klingt, hat einen Haken: Die Erhöhung erfolgte ohne jede Beteiligung des Betriebsrats oder der IG Metall.

„Wir haben diese Anpassung eigenständig und ohne gewerkschaftlichen Einfluss umgesetzt, wie in den Vorjahren auch”, erklärte Tesla-Personalchef Erik Demmler. Die IG Metall sieht das anders – und scharf. Jan Otto, Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen, rechnet vor: Trotz Erhöhung liege die Vergütung bei Tesla weiterhin 30 bis 35 Prozent unter dem Niveau vergleichbarer Tarifverträge der Branche.

Was steckt hinter dieser Strategie? Beobachter werten den Alleingang als Versuch, gewerkschaftlichen Einfluss systematisch zu schwächen. Mit Vorwürfen des „Union Busting” konfrontiert und ohne Bereitschaft zu Tarifverhandlungen, steuert Tesla auf eine Zerreißprobe zu – ausgerechnet im Vorfeld der Wahlen 2026.

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Interner Machtkampf verschärft die Lage

Besondere Brisanz gewinnt der Konflikt durch einen Riss im bestehenden Betriebsrat selbst. Die Liste „Fraktion 23″ verfügt zwar über die Mehrheit, doch die IG Metall kämpft aggressiv um einen Machtwechsel. Kann die Gewerkschaft die Unzufriedenheit über die „einseitige” Lohnerhöhung in Wahlerfolge ummünzen?

Volkswagen: Kampf gegen Zeitarbeit und Werkschließungen

Bei Deutschlands größtem Autobauer dominiert die existenzielle Krise den Alltag. Nach einer turbulenten Betriebsversammlung in Wolfsburg am 3. Dezember gilt das Vertrauen zwischen Belegschaft und Vorstand als zerrüttet. Gesamtbetriebsratschefin Daniela Cavallo wehrt sich vehement gegen drohende Werksschließungen und den geplanten Abbau von bis zu 35.000 Stellen bis 2030.

Im Werk Baunatal läuft die Zeit ab. Der dortige Betriebsrat kämpft diese Woche um die Jobs von 380 Leiharbeitern, deren Verträge zum Jahresende auslaufen. Betriebsratschef Carsten Büchling zeigte sich am Mittwoch vorsichtig optimistisch, wenigstens für 100 der Beschäftigten im Komponentenbereich eine Lösung zu finden.

Dieser Kampf um jeden einzelnen Arbeitsplatz verdeutlicht: Betriebsräte agieren derzeit als Krisenmanager unter enormem Druck – zwischen unmittelbarer Jobsicherung und langfristiger Umstrukturierung.

Fraport: Wahl gestoppt, Chaos am Flughafen

Am Frankfurter Flughafen herrscht betriebliche Unsicherheit. Das Landesarbeitsgericht Hessen stoppte kürzlich die laufende Betriebsratswahl bei der Fraport AG. Grund waren Unregelmäßigkeiten bei der Zulassung einer ver.di-Liste. Nun muss eine Neuwahl organisiert werden – die Rivalität zwischen ver.di und der Gewerkschaft Komba verschärft sich weiter.

Logistik-Branche: IG Metall feiert Erfolge

Anders als bei Fraport verliefen Neuwahlen bei den Logistikunternehmen Rhenus und Seifert erfolgreich. Die Wahlen wurden nötig, weil die Zahl der Betriebsratsmitglieder unter das gesetzliche Minimum gefallen war. Das Ergebnis: klare Mandate für IG-Metall-Kandidaten. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten setzen Beschäftigte verstärkt auf etablierte Gewerkschaften.

Ungewöhnliche Zwischenwahlzeit

Eigentlich wäre 2025 ein ruhiges Jahr für Betriebsratswahlen. Doch die wirtschaftliche Abwärtsspirale und Restrukturierungswellen zwingen viele Gremien zur vorzeitigen Auflösung oder zum Rücktritt – mit der Folge gesetzlich vorgeschriebener Neuwahlen nach Paragraf 13 des Betriebsverfassungsgesetzes.

„Wir erleben eine Polarisierung”, erklärt die Arbeitsrechtsexpertin Dr. Hannah Weber. „Geschäftsleitungen fechten Wahlverfahren aggressiver an, um Gremienbildungen zu verzögern, während Gewerkschaften diese vorgezogenen Wahlen nutzen, um sich vor dem großen Zyklus 2026 zu positionieren.”

Ausblick: Entscheidende Monate stehen bevor

Im ersten Quartal 2026 dürften sich die Konflikte bei Tesla und VW weiter zuspitzen. Bei Tesla wird sich zeigen, ob die IG Metall aus der Unzufriedenheit über den Gehaltsvorstoß Kapital schlagen kann. Bei VW stehen die Verhandlungen zum „Zukunftstarifvertrag” im Mittelpunkt – ein Balanceakt zwischen Zugeständnissen und Arbeitsplatzsicherung.

Für Unternehmen, die Betriebsräte neu bilden, bleiben die rechtlichen Hürden hoch. Die jüngsten Urteile unterstreichen: Nur penible Einhaltung aller Wahlvorschriften schützt vor Anfechtungen. Der Dezember 2025 wird so zum Wendepunkt für die deutsche Mitbestimmungskultur – in einer Phase, in der Betriebsräte mehr denn je als Krisenmanager gefordert sind.

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