Telegram, KI-Netzwerk

Telegram startet KI-Netzwerk „Cocoon – und kämpft in Indien ums Überleben

06.12.2025 - 04:48:12

Berlin/Neu-Delhi – Während Telegram mit „Cocoon” ein dezentrales KI-Netzwerk als Gegenentwurf zu AWS und Azure launcht, droht dem Messenger-Riesen in Indien das Aus für anonyme Accounts. Die indische Regierung verlangt die Bindung aller Nutzerkonten an physisch präsente SIM-Karten – ein Frontalangriff auf Telegrams Kernphilosophie.

Eine Woche der Gegensätze für Pavel Durovs Plattform: Auf der einen Seite der technologische Befreiungsschlag mit der TON-Blockchain, auf der anderen Seite regulatorische Fesseln im größten Wachstumsmarkt. Kann man gleichzeitig die Zukunft der Privatsphäre bauen und staatliche Überwachungswünsche erfüllen?

Am 1. Dezember schaltete Telegram das Confidential Compute Open Network (Cocoon) scharf – einen dezentralen Marktplatz, der Entwickler mit GPU-Besitzern weltweit verbindet. Die Abrechnung läuft über die Kryptowährung Toncoin (TON), das technologische Rückgrat bilden verschlüsselte Rechenumgebungen.

Das Besondere: Sogenannte Trusted Execution Environments (TEEs) auf Basis von Intel TDX garantieren, dass KI-Workloads wie Sprachverarbeitung oder Übersetzungen in abgeschotteten Bereichen ablaufen. „Die ersten Nutzeranfragen werden bereits mit 100 Prozent Vertraulichkeit verarbeitet”, verkündete Durov in seinem Kanal. „GPU-Besitzer verdienen TON, können aber die Daten nicht einsehen.”

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Branchenbeobachter sehen darin mehr als ein technisches Upgrade: Telegram positioniert sich als Fundament für das dezentrale Web. „Zentralisierte Anbieter agieren als teure Zwischenhändler, die Privatsphäre reduzieren”, so Durov. Cocoon löse beide Probleme gleichzeitig – Kosten und Vertraulichkeit.

Nvidia-Hardware für eine Milliarde Nutzer

Unterstützung kommt von AlphaTON Capital (NASDAQ: ATON), das am Starttag die ersten Nvidia B200-GPUs ins Netzwerk einspeiste. Die Kooperation mit dem Atlantian Cybernetic Development Cluster (ACDC) soll die nötige Rechenpower für Telegrams monatlich eine Milliarde aktive Nutzer bereitstellen.

„Wir positionieren uns an der Spitze der dezentralen KI-Revolution”, erklärte ein Sprecher. Das Geschäftsmodell: Umsatz durch Vermietung von Rechenleistung, während gleichzeitig Telegrams Vision eines privatsphäreorientierten KI-Ökosystems gestützt wird.

Indiens SIM-Zwang bedroht anonyme Accounts

Während Telegram global seine Privatsphäre-Fähigkeiten ausbaut, verschärft sich die Lage im wichtigsten Markt dramatisch. Am 1. Dezember erließ das indische Telekommunikationsministerium (DoT) eine Direktive, die alle Messenger-Dienste zur „SIM-Bindung” verpflichtet.

Die neuen Regeln – umzusetzen binnen 90 Tagen – haben es in sich:

  • Physische SIM-Präsenz: Apps funktionieren nur, wenn die zur Registrierung genutzte SIM-Karte im Gerät steckt und aktiv ist.
  • Zwangs-Logout: Web- und Desktop-Versionen müssen Nutzer alle sechs Stunden automatisch abmelden und eine Neuauthentifizierung über das Primärgerät verlangen.
  • Ende der Wegwerf-Nummern: Virtuelle oder ausländische Nummern für anonyme Accounts – von Behörden oft mit Betrug in Verbindung gebracht – sollen der Vergangenheit angehören.

Die indische Mobilfunkbranche begrüßte den Schritt als notwendige Maßnahme gegen Online-Kriminalität. Datenschützer schlagen Alarm: „Diese Direktive beendet faktisch die Ära anonymen Messagings in Indien”, warnt ein Cybersecurity-Analyst von Cyber Press. „Für Telegram, das auf Geräteunabhängigkeit setzt, wird die technische Umsetzung zur Zerreißprobe.”

Funktions-Updates nebenbei

Zwischen infrastrukturellen Umbrüchen und regulatorischen Kämpfen verfeinert Telegram weiter seine Kernfunktionen. Nach dem großen Update vom 19. November sind nun flächendeckend verfügbar:

  • Live-Kommentare in Gruppenchats: Textbeiträge während aktiver Sprach- und Videoanrufe verbessern das Engagement bei Community-Events.
  • Notizen zu Kontakten: Das lang gewünschte Feature erlaubt private Anmerkungen zu Personen – nur für den Nutzer selbst sichtbar.
  • Geburtstags-Vorschläge: Die App erkennt Geburtsdaten im Chatverlauf und bietet an, sie ins Kontaktprofil zu übernehmen.

Spagat zwischen Philosophie und Compliance

Am Ende des Jahres 2025 befindet sich Telegram an einem Scheideweg. Cocoon ist eine mutige Wette auf Web3 und dezentrale KI – eine technische Antwort auf Privatsphäre-Bedenken, die Big Tech nicht liefern kann. Doch die SIM-Bindungspflicht in Indien zeigt exemplarisch, wie transnational agierende Privatsphäre-Plattformen mit nationaler Souveränität kollidieren.

„Telegram baut mit Cocoon eine Festung der Privatsphäre, aber Regierungen belagern die Tore mit Regulierung”, analysiert ein Tech-Politik-Experte. „Wie sie in Indien Compliance erreichen, ohne ihr Ethos zu verraten, wird ihre Entwicklung für 2026 definieren.”

In den kommenden Wochen sollen weitere KI-Features wie private Nachrichtenzusammenfassungen über das Cocoon-Netzwerk laufen – das Versprechen: intelligenter, aber strikt vertraulich. Ob dieses Versprechen auch in Indien Bestand haben kann, bleibt die brisanteste offene Frage.

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