Telegram: Durov wirft Frankreich politische Zensur vor
28.09.2025 - 23:19:02Telegram-Gründer Pavel Durov wirft französischen Geheimdiensten vor, seine rechtliche Situation für politische Zensur in Osteuropa ausgenutzt zu haben. Die EU ermittelt zudem wegen möglicher Verschleierung von Nutzerzahlen.
Der Telegram-Chef erhebt schwere Vorwürfe gegen französische Geheimdienste. Pavel Durov behauptet, Paris habe seine Rechtsprobleme ausgenutzt, um politische Zensur in Osteuropa durchzusetzen. Die Vorwürfe verschärfen den Konflikt zwischen EU-Regulierern und Messenger-Diensten dramatisch.
Konkret sollen französische Behörden Durov während seiner Haft gedrängt haben, bestimmte Telegram-Kanäle zur Moldau-Wahl 2024 zu löschen. Im Gegenzug hätten sie eine günstigere Behandlung in seinem Strafverfahren versprochen. Diese explosive Anschuldigung zeigt die wachsende Spannung zwischen der EU und privatsphäre-orientierten Plattformen.
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Geheimdienst soll Rechtslage ausgenutzt haben
Durov schilderte den angeblichen Vorfall detailliert. Während seiner Haft in Frankreich hätten Mittelsmänner des französischen Geheimdienstes Kontakt aufgenommen. Sie verlangten die Löschung einer Liste von Telegram-Kanälen, die über Moldaus Präsidentschaftswahl berichteten. Als Gegenleistung boten sie an, beim zuständigen Richter „ein gutes Wort einzulegen“.
Einer ersten Liste kam Telegram nach – die Kanäle verletzten offensichtlich die Nutzungsbedingungen. Doch dann folgte eine zweite Forderung. Diese zielte laut Durov auf Oppositionsstimmen ab, die „politisch unbequem für die moldauischen und französischen Regierungen“ waren, aber vollständig den Telegram-Richtlinien entsprachen.
Telegram verweigerte die Kooperation. Durov verurteilte das Vorgehen als unakzeptablen Versuch, entweder das Gerichtsverfahren zu beeinflussen oder seine rechtliche Verwundbarkeit für politische Zwecke zu missbrauchen.
Muster der Einflussnahme: Schon Rumänien betroffen
Die Moldau-Vorwürfe sind kein Einzelfall. Bereits im Mai 2025 beschuldigte Durov eine „westeuropäische Regierung“ – mit einem Baguette-Emoji deutete er auf Frankreich – der Wahlbeeinflussung in Rumänien. Auch damals sollte Telegram konservative politische Inhalte zensieren.
Seine Antwort war eindeutig: „Man kann nicht die Demokratie verteidigen, indem man sie zerstört. Man kann nicht Wahlbeeinflussung bekämpfen, indem man Wahlen beeinflusst.“
Französische Behörden bestreiten die Vorwürfe. Sie betonen, Gespräche mit der Plattform hätten sich auf die Bekämpfung von Terrorismus und Kindesmissbrauch konzentriert. Das Misstrauen zwischen Durov und EU-Regierungen wächst dennoch – verstärkt durch seine Verhaftung in Frankreich im August 2024.
Digital Services Act als Kampfplatz
Im Zentrum des Konflikts steht das Digital Services Act (DSA) der EU. Das Regelwerk verpflichtet große Plattformen zu strengen Moderationspflichten. Besonders hart trifft es „Very Large Online Platforms“ (VLOPs) mit über 45 Millionen EU-Nutzern monatlich.
Diese müssen Risikobewertungen durchführen, sich extern prüfen lassen und Daten mit Regulierern teilen. Bei Verstößen drohen Strafen bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.
Doch wie viele Nutzer hat Telegram wirklich? Das Unternehmen behauptet, „deutlich weniger als 45 Millionen“ EU-Nutzer zu haben – und damit nicht unter die VLOP-Regeln zu fallen. Die EU-Kommission ermittelt jedoch wegen Verdachts auf Verschleierung der wahren Nutzerzahlen.
Ideologischer Grundkonflikt um Privatssphäre
Der Streit offenbart einen fundamentalen Ideologiekonflikt. Telegram setzt kompromisslos auf Nutzerprivatssphäre und minimale Inhaltsbeschränkungen. Die EU dagegen will illegale Inhalte und Desinformation rigoros bekämpfen.
Besonders umstritten: die „Chat Control“-Pläne, die bereits 19 EU-Staaten unterstützen. Sie würden Plattformen zwingen, alle privaten Nachrichten zu scannen – auch verschlüsselte. Kritiker wie Durov sehen darin den Weg zur Massenüberwachung.
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Ungewisse digitale Zukunft
Die EU-Untersuchung zu Telegrams Nutzerzahlen wird entscheidend. Eine VLOP-Einstufung würde massive Änderungen der Moderationspolitik erzwingen – und könnte die Nutzberbasis vergraulen.
Durov bleibt trotz allem unnachgiebig. Wiederholt drohte er, Telegram aus jeder Jurisdiktion zurückzuziehen, bevor er Hintertüren für staatliche Überwachung schaffe oder politisch motivierte Zensur betreibe.
Der Kampf um die Balance zwischen Sicherheit und digitaler Freiheit in Europa ist längst nicht entschieden. Telegrams Widerstand könnte zum Präzedenzfall werden – mit Folgen weit über die EU hinaus.