Telegram-Chef: Frankreich wollte Wahlbeeinflussung in Moldau
28.09.2025 - 21:55:02Telegram-Gründer Pavel Durov beschuldigt französische Geheimdienste, politische Zensur moldauischer Oppositionskanäle im Austausch gegen Justizvorteile gefordert zu haben.
Pavel Durov erhebt explosive Vorwürfe gegen französische Geheimdienste. Der Telegram-Gründer behauptet: Während seiner Haft sollte er moldauische Oppositionskanäle löschen – im Gegenzug für mildere Richter.
Die Anschuldigungen, die Durov heute auf sozialen Medien veröffentlichte, bringen eine neue Dimension in den Streit zwischen der Messaging-Plattform und französischen Behörden. Was bislang als Regulierungskonflikt galt, wird nun als politische Erpressung dargestellt.
Der Handel: Zensur gegen Gnade
Laut Durov präsentierte der französische Geheimdienst ihm während seiner Haft 2024 Listen „problematischer“ moldauischer Kanäle. Während Telegram die ersten Kanäle nach Prüfung löschte, weil sie tatsächlich gegen die Plattform-Regeln verstießen, folgte eine zweite Liste. Diese zielte angeblich auf Oppositionsstimmen ab, die „politisch unbequem für die moldauische und französische Regierung, aber vollständig konform mit Telegramregeln“ waren.
Das Angebot der Vermittler: Kooperation bei der Löschung gegen „gute Worte“ beim zuständigen französischen Richter. Durov lehnte ab und bezeichnet den Vorschlag als „inakzeptablen“ Versuch, Justizverfahren zu beeinflussen.
Ein ähnliches Muster sieht der Telegram-Chef auch in Rumänien. Dort habe französische Geheimdienste im Frühjahr Druck ausgeübt, konservative politische Stimmen vor den Wahlen zu verbannen.
Hintergrund: Die Verhaftung und ihre Folgen
Der Milliardär mit französischem Pass war im August 2024 am Pariser Flughafen verhaftet worden. Die französische Justiz ermittelt seitdem wegen Beihilfe zu Drogenhandel, Verbreitung von Kindesmissbrauchsmaterial und anderen Straftaten auf der Plattform.
Grund sei Telegramm mangelnde Kooperation bei der Inhaltsmoderation. Der Fall gilt als wichtiger Test für das EU-Gesetz über digitale Dienste (DSA), das Tech-Plattformen für illegale Inhalte haftbar machen soll.
Telegram behauptet, knapp unter der 45-Millionen-EU-Nutzer-Grenze zu bleiben, die strengere DSA-Auflagen auslösen würde. Die EU-Kommission prüft jedoch, ob die Plattform ihre Nutzerzahlen bewusst falsch angibt.
Der Verschlüsselungsstreit
Der Konflikt reicht tiefer als reine Inhaltsmoderation. Französische Behörden fordern seit Jahren „Hintertüren“ in verschlüsselte Nachrichten-Apps für Polizeizugriffe. Durov lehnt kategorisch ab – Telegram würde eher den französischen Markt verlassen, als seine Verschlüsselungsstandards zu schwächen.
Diese Haltung vertritt der Unternehmer seit über einem Jahrzehnt. Schwächere Verschlüsselung würde nach seiner Ansicht alle Nutzer gefährden und Kriminellen sowie autoritären Regimen helfen.
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Frankreich unter Druck
Durovs Vorwürfe bringen die französische Regierung in eine schwierige Lage. Der Vorwurf, Justizeinfluss gegen politische Zensur zu tauschen, könnte Frankreichs Glaubwürdigkeit als Verteidiger demokratischer Werte im digitalen Raum beschädigen.
Der Konflikt zeigt einen wachsenden globalen Widerspruch: Staatliche Regulierungsmacht gegen die grenzenlose, libertäre Philosophie von Plattformen wie Telegram.
Experten sehen darin einen kritischen Test für die DSA-Durchsetzung. Während das Gesetz einen regulatorischen Rahmen bietet, stellen die persönlichen Anklagen gegen Durov eine aggressivere Taktik dar – CEOs direkt für Plattform-Aktivitäten haftbar zu machen.
Die französische Justiz muss nun mit einem Fall fortfahren, dessen Angeklagter dem staatlichen Geheimdienst öffentlich Korruptionsversuche vorwirft. Eine offizielle Reaktion der französischen Regierung wird dringend erwartet und dürfte die internationale Wahrnehmung des Konflikts prägen.
Für Telegram stehen die Weichen auf Sturm: Eine Verurteilung Durovs könnte schwere Folgen für den Europa-Betrieb haben. Gleichzeitig könnten die Vorwürfe die laufende EU-Untersuchung zur DSA-Compliance beeinflussen.