Swing Kitchen pleite: Insolvenzwelle und No-Show-Gebühren treffen Österreichs Gastronomie
25.11.2025 - 00:41:11Die österreichische Gastronomie erlebt eine schwere Krise mit zahlreichen Insolvenzen. Swing Kitchen und andere Betriebe mussten schließen, während Wirte mit Strafgebühren und Bierpreiserhöhungen kämpfen.
Die vegane Burgerkette Swing Kitchen ist endgültig gescheitert. Nach monatelangem Sanierungsversuch meldet das Unternehmen Konkurs an – und steht damit stellvertretend für eine Branche am Abgrund. Gleichzeitig reagieren verzweifelte Wirte mit drastischen Maßnahmen: Ab sofort drohen bis zu 50 Euro Strafe bei Nichterscheinen, während Brau Union pünktlich zum Dezember die Bierpreise anhebt.
Die österreichische Gastronomie erlebt einen ihrer schwärzesten November. Was als umsatzstarke Weihnachtszeit starten sollte, wird zur Zäsur. Binnen 72 Stunden überschlagen sich die Hiobsbotschaften: Traditionsreiche Wirtshäuser schließen, erfolgreiche Konzepte kollabieren, verzweifelte Betreiber greifen zu drastischen Mitteln. Der perfekte Sturm aus Inflation, Personalmangel und Kostendruck hat die Branche erreicht.
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Das Ende der veganen Vorzeigeadresse
Gestern, am 24. November, kam das Aus: Die Sanierung von Swing Kitchen ist gescheitert. Investoren sprangen ab, die geplante Quote von 20 Prozent konnte nicht finanziert werden. Sieben Standorte betroffen, 130 Mitarbeiter vor dem Nichts.
Was noch im Sommer als hoffnungsvolles Restrukturierungsverfahren begann, endete im Konkurs. Laut KSV1870 und AKV fehlten die notwendigen Finanzierungsmittel. Während Franchisenehmer vorerst weitermachen, steht die Zukunft der firmeneigenen Filialen in den Sternen.
Die Botschaft ist eindeutig: Selbst moderne, nachhaltige Konzepte sind nicht krisenfest. Wenn trendige Burger-Ketten scheitern, zeigt das die Dramatik der Lage.
Von Schnitzel bis Tradition: Die Krise kennt keine Favoriten
Nur eine Woche zuvor traf es die Schnitz’l Land-Kette. Am 18. November eröffnete das Gericht das Konkursverfahren über die EA Systemgastronomie GmbH. Vier Wiener Standorte bleiben vorerst geöffnet – doch wie lange noch?
“Heute haben wir offen, morgen auch. Mehr wissen wir alle nicht”, bringt ein Mitarbeiter die Unsicherheit auf den Punkt.
Fast zeitgleich musste das Restaurant “Zum Alsegg” in Wien-Hernals kapitulieren. Über 120 Jahre Tradition, nun 274.000 Euro Verbindlichkeiten. Das Muster ist klar: Egal ob Systemgastro oder bürgerliches Wirtshaus – die Kombination aus gestiegenen Warenkosten, explodierenden Energiepreisen und chronischem Personalmangel zwingt alle in die Knie.
Die Statistik bestätigt den Trend: Gastronomie und Beherbergung zählen laut KSV1870 auch im dritten Quartal 2025 zu den insolvenzanfälligsten Branchen Österreichs.
Neue Härte: 50 Euro Strafe fürs Nichterscheinen
Pünktlich zur Hochsaison der Weihnachtsfeiern ändern sich die Spielregeln. Die Wirtschaftskammer Österreich rät ihren Mitgliedern zu einer kompromisslosen Gangart bei “No-Shows”. Wer reserviert und nicht erscheint, zahlt.
Die Rechnung ist brutal einfach: Ein leerer Tisch am Freitagabend vernichtet den Gewinn des ganzen Abends. Die WKO stellt Gastronomen nun konkrete Textbausteine zur Verfügung. Im Raum stehen:
- Stornogebühren von 30 bis 50 Euro pro Person
- Kreditkartendaten als Reservierungsgarantie
- Verbindliche Absagefristen, meist 24 Stunden
Was in London und New York längst Standard ist, hält jetzt flächendeckend in Österreich Einzug. Die lockere Tischreservierung wandelt sich zum verbindlichen Vertrag. Gastfreundschaft bleibt – bekommt aber ein Preisschild.
Doppelschlag im Dezember: Bierpreise steigen
Als wäre die Lage nicht angespannt genug, kommt ab 1. Dezember der nächste Preisschock. Brau Union (Gösser, Zipfer, Puntigamer) erhöht die Preise für Gastronomie und Handel um durchschnittlich 3,2 bis 3,4 Prozent.
Die Begründung: gestiegene Lohn-, Energie- und Transportkosten. Für Gäste bedeutet das, dass das “Krügerl” in vielen städtischen Lagen und Tourismusgebieten Kurs auf die 6-Euro-Marke nimmt. Ob Wirte die Kosten weitergeben, bleibt ihnen überlassen – doch die Rechnung ist klar.
Der perfekte Sturm
Die aktuellen Ereignisse sind das Resultat jahrelanger Fehlentwicklungen. Pandemie-Nachwirkungen, die Inflation von 2023/24 und nun greifende Kostensteigerungen treffen auf konsumschwache Zeiten.
Experten sehen eine schmerzhafte Marktbereinigung: Betriebe ohne Rücklagen oder mit veralteten Kalkulationen scheiden aus. Dazu kommt die Bürokratie: Das seit Januar 2025 geltende Einwegpfand bindet Personalressourcen, die ohnehin fehlen.
Selbst das High-End-Segment bleibt nicht verschont. Der Trend geht zu weniger, dafür exklusiveren und verbindlicheren Restaurantbesuchen.
Ein harter Winter steht bevor
Für die kommenden Monate erwarten Branchenkenner keine Entspannung. Im ersten Quartal 2026 – traditionell die umsatzschwächste Zeit nach Weihnachten – könnte die Insolvenzwelle nochmals anschwellen.
Für Gäste bedeutet das: Spontaneität wird zum Luxus. Wer essen gehen will, sollte rechtzeitig reservieren – und fair absagen, wenn sich Pläne ändern. Die österreichische Gastfreundschaft existiert weiter, doch sie spiegelt nun die harte wirtschaftliche Realität wider.
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