Sun Contracting: Drei Manager nach Millionen-Betrug in Haft
22.12.2025 - 21:09:12Die Insolvenz der Photovoltaik-Gruppe Sun Contracting hat sich zu einem spektakulären Strafverfahren ausgeweitet. Drei Führungskräfte sitzen in Untersuchungshaft, der Schaden für Anleger geht in die zig Millionen.
Die Staatsanwaltschaft Linz (WKStA) bestätigte die Verhaftung von drei Schlüsselverdächtigen in Oberösterreich. Sie werden schwerer Betrug, Untreue und betrügerischer Krida (Bankrott) beschuldigt. Die Ermittler sehen ein System gezielter finanzieller Manipulation, bei dem Geld auf Kosten der Investoren aus der Firma abgezogen worden sein soll. Die aktuellen Schadensschätzungen belaufen sich auf über 20 Millionen Euro – doch die Gesamtverschuldung des Konzerns liegt bei fast 47 Millionen Euro. Die Insolvenzverwalter befürchten, dass die finale Summe noch deutlich höher ausfallen könnte.
Verdacht auf systematische Finanzmanipulation
Im Zentrum der Ermittlungen stehen konkrete Transaktionen, die ein Muster systematischen Vorgehens nahelegen. Ein Hauptvorwurf betrifft den Kauf der GW Energie AG im Jahr 2018. Die Verdächtigen sollen das Unternehmen für einen symbolischen Euro erworben und kurz darauf für rund sechs Millionen Euro an Sun Contracting weiterverkauft haben – finanziert mit Anlegergeldern. Ein weiterer Fokus liegt auf einem Aktiendeal mit der Omit AG 2023, bei dem ein Schaden von etwa 1,4 Millionen Euro vermutet wird. Den Managern wird vorgeworfen, Bilanzen gefälscht zu haben, um den wahren finanziellen Zustand zu verschleiern, während weiterhin öffentlich Kapital eingesammelt wurde.
Deutsche Anleger stehen vor dem Totalverlust
Die Insolvenzwellen schlagen bis nach Deutschland durch, wo Sun Contracting seine Finanzprodukte aggressiv vermarktet hatte. Der Konzern sammelte Kapital vor allem durch nachrangige Darlehen, Anleihen und Namensaktien ein. Diese hochriskanten Instrumente wurden oft an Privatanleger verkauft, denen möglicherweise nicht klar war, dass ihre Forderungen im Insolvenzfall nachrangig bedient werden. Verbraucherschützer warnen: Für die meisten dieser Anleger ist die Chance, ihr Geld zurückzubekommen, minimal. Die Insolvenz der liechtensteinischen Muttergesellschaft und die Festnahme der Führungsebene haben die Kommunikation mit den Betroffenen weitgehend zum Erliegen gebracht.
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Massive Compliance-Lücken bei Vertriebspartnern
Der Fall offenbart schwere Versäumnisse im Vertriebsnetzwerk. Die Finanzprodukte wurden häufig über nicht autorisierte Zwischenhändler vertrieben, denen die nötige Lizenz für solche komplexen Instrumente fehlte. Unter Druck gerät auch die Partnergruppe „Green Finance“. Die Green Finance Broker AG, ein wichtiger Vertriebspartner, war bereits Mitte 2024 von der ungarischen Finanzaufsicht MNB mit einer Geldstrafe von rund einer Million Euro belegt worden – wegen des unbefugten Vertriebs von Anleihen. „Es wurden massive Mengen dieser Produkte über Kanäle bewegt, die dafür schlicht nicht zugelassen waren“, so ein mit dem Verfahren vertrauter Rechtsexperte.
Grüne Investments als Fassade für Betrugsmodell?
Der Fall Sun Contracting zeigt die Anfälligkeit des Sectors für erneuerbare Energien für betrügerische Akteure, besonders in volatilen Marktphasen. Das Unternehmen führte seinen Zusammenbruch öffentlich auf den drastischen Verfall der Energiepreise seit Ende 2023 und steigende Zinsen zurück. Ermittler sehen das anders: Diese externen Faktoren hätten lediglich ein betrügerisches Geschäftsmodell schneller offengelegt. Es handelt sich um ein weiteres Beispiel, bei dem ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) zur Kapitalanlockung genutzt wurden, ohne solide Compliance-Strukturen im Hintergrund.
Lange Verfahren und trübe Aussichten für Anleger
Die juristische Aufarbeitung wird voraussichtlich Jahre dauern. Die drei festgenommenen Manager bleiben in Untersuchungshaft, während die Behörden versuchen, den Geldfluss durch die komplexe internationale Konzernstruktur nachzuvollziehen. Für die geschädigten Anleger sind die kommenden Monate entscheidend. Die Insolvenzverwalter prüfen derzeit, ob aus den identifizierten betrügerischen Deals noch Vermögenswerte gerettet werden können. Angesichts des nachrangigen Charakters der meisten Anlegerforderungen bleibt die Aussicht auf nennenswerte Rückzahlungen jedoch düster. Erste Gläubigerversammlungen sind für Ende Januar 2026 angesetzt.


