Sturmtief "Zoltan" wirbelt die Weihnachtsreisepläne vieler Bahnkunden kräftig durcheinander.
22.12.2023 - 08:51:12'Zoltan' fegt über das Land - Behinderungen im Weihnachtsbahnverkehr
Wegen Sturmschäden kommt es am Freitag zu Verspätungen und Zugausfällen im bundesweiten Fernverkehr der Deutschen Bahn, wie die Bahn auf ihrer Internetseite mitteilte. Bahnstrecken im Norden seien besonders stark betroffen. Zu Ausfällen oder Verspätungen könne es auch auf den Verbindungen zwischen Hamburg und Frankfurt sowie Hamburg und München kommen, zudem könnten einige Halte entfallen.
"Sämtliche Räumtrupps unterwegs"
Vor allem in Norddeutschland, aber auch in Teilen Hessens, beschädigten umgestürzte Bäume Oberleitungen oder blockierten Strecken. "Die DB ist mit schwerem Gerät im Einsatz, um die Strecken schnellstmöglich wieder freizubekommen. Sämtliche Räumtrupps sind mit Reparaturfahrzeugen unterwegs, um etwa Bäume aus Gleisbereichen zu beseitigen und Oberleitungen zu reparieren", sagte eine Bahn-Sprecherin.
Das Unternehmen empfiehlt seinen Fahrgästen, sich vor Antritt ihrer Reise in der Fahrplanauskunft in der App "DB Navigator" oder auf bahn.de zu informieren. Alle Fahrgäste, die am Freitag ihre geplante Reise wegen des Sturmtiefs verschieben müssen, können ihr Ticket laut Bahn zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugverbindung ist aufgehoben. Das Ticket gelte für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen können kostenlos storniert werden.
Hamburger Fischmarkt komplett überspült
In Hamburg drückte die schwere Sturmflut in der Nacht das Wasser der Elbe an Land überspülte dabei den Hamburger Fischmarkt und die umliegenden Straßen komplett. Das Wasser stand dabei teils hüfthoch. Da nicht alle Autos rechtzeitig weggefahren wurden, wurden auch sie überspült. In der Nacht waren die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Polizei in der Region unterwegs, um in den noch abgestellten Fahrzeugen im Überschwemmungsgebiet nach Menschen zu suchen.
Wegen der erwarteten Auswirkungen der schweren Sturmflut ist seit Freitagmorgen der zentrale Katastrophenstab der Hamburger Innenbehörde im Dienst. "Es wird ein Wasserstand von 5,20 Meter erwartet, das entspricht Wasserstandsstufe 1 und damit nimmt der Katastrophenstab seinen Dienst auf", sagte ein Sprecher der Innenbehörde der Deutschen Presse-Agentur in Hamburg. Damit geht auch einher, dass gegen 7.15 Uhr im Elbegebiet bereits die Sirenen gingen.
"Zoltan" soll am Freitagabend wieder kräftiger werden
"Zoltan" sorgt auch am Freitag weiter für kräftigen Wind an der Küste. Im Tagesverlauf soll der Wind etwas nachlassen, in den Abendstunden dann aber wieder zunehmen, wie Anne Wiese, Meteorologin beim Deutschen Wetterdienst (DWD), am Freitagmorgen sagte. Am Abend sind laut DWD orkanartige Böen mit mehr als 100 Stundenkilometern möglich. In der zweiten Nachthälfte soll der Wind etwas abnehmen, am Samstagabend dann wieder kräftiger werden, allerdings nicht mehr so stark wie am Freitag.
Warnung vor schwerer Sturmflut am Freitagvormittag
Für die deutsche Nordseeküste sowie Hamburg besteht am Freitag die Gefahr einer schweren Sturmflut. Im Hamburger Elbgebiet warnte die Polizei für den Vormittag vor einer schweren Sturmflut. Die Wasserstände werden dann nach Angaben des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) auf etwa 3 Meter über dem mittleren Hochwasser steigen. Das betroffene Gebiet sollte laut Polizei gemieden werden. Der Hochwasserscheitel wird den Angaben zufolge gegen 11.00 Uhr am Pegel St. Pauli mit einer Höhe von bis zu 3,05 Metern über dem mittleren Hochwasser erwartet.
Auch für die ostfriesische Küste sowie das Wesergebiet sagten die Experten vom BSH am Freitag schwere Sturmfluten vorher. Dort sollen die Hochwasser am Vormittag und Mittag 2,5 Meter bis 3 Meter über dem mittleren Wert liegen. An der nordfriesischen Küste werden Wasserstände von 2 Meter bis 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser erwartet. Als schwer gilt eine Sturmflut ab einem Wasserstand von 2,5 Meter über dem mittleren Hochwasser.
Schwere Unfälle in Schleswig-Holstein
Vielerorts sorgte "Zoltan" auch für Verkehrsunfälle, so etwa in Schleswig-Holstein: In Fahrdorf bei Flensburg prallte ein Mensch mit seinem Auto gegen einen auf der Fahrbahn liegenden Baum und wurde dabei schwer verletzt. Der Baum war am Donnerstagabend auf die Fahrbahn gestürzt, wie die Polizei mitteilte. Die Polizei konnte am Freitagmorgen zunächst keine Angaben zur Identität der Person machen. Die verletzte Person wurde in ein Krankenhaus gebracht.
Ein Lkw wurde durch "Zoltan" auf der B200 in Janneby auf die Seite gekippt und in einen Graben geschleudert. Der Fahrer wurde bei dem Unfall am Donnerstagabend leicht verletzt.
Umstürzender Tannenbaum tötet Frau auf Weihnachtsmarkt
Schwere Sturmfolge auch in Belgien: Auf einem Weihnachtsmarkt wurde eine Frau von einem etwa 20 Meter hohen Tannenbaum erschlagen. Das Nadelholz habe am Donnerstagabend einer starken Windböe nicht standgehalten, berichtete die Nachrichtenagentur Belga. Der Baum stürzte auf drei Personen, von denen eine wenig später im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen starb. Die Unglücksstelle auf dem Weihnachtsmarkt in der Stadt Oudenaarde wurde nach dem Unfall abgesperrt und untersucht.
Sturmwind reißt Kupferblechdach von Feuerwehrgebäude
Ein etwa fünf mal sechs Meter großes Dachstück aus Kupferblech ist durch starken Wind von einem Gebäude der Feuerwehr Plüderhausen in Baden-Württemberg gerissen worden. Die Feuerwehr habe das Dachstück mit einem Kran geborgen, sagte ein Sprecher der Polizei am Freitag. Die betroffene Stelle an dem Haus sei wieder abgedeckt worden. Verletzt habe sich bei dem Vorfall niemand. Die Einsatzmaßnahmen liefen laut Polizei von Donnerstagabend bis in die Nacht.