Staplerfahrer in Bad Salzuflen tödlich verunglückt
22.11.2025 - 15:31:12Drei schwere Gabelstapler-Unfälle innerhalb einer Woche offenbaren gravierende Sicherheitsmängel in deutschen Logistikbetrieben und führen zu Ermittlungen der Aufsichtsbehörden.
Ein dramatischer Arbeitsunfall ereignete sich am Freitagmorgen in Bad Salzuflen: Ein 58-jähriger Mitarbeiter wurde von einem herabstürzenden “Big Pack” erschlagen – einem riesigen Sack voller Granulat, der vom Gabelstapler fiel. Die Serie tödlicher Stapler-Unfälle innerhalb einer Woche schockiert die Logistikbranche und wirft grundsätzliche Fragen zur Einhaltung von Sicherheitsvorschriften auf.
Trotz sofortiger Wiederbelebungsversuche verstarb der Mann noch am Unfallort. Die Kriminalpolizei und das Amt für Arbeitsschutz ermitteln nun, wie es zu dem Unglück kommen konnte. Im Fokus stehen dabei die Ladungssicherung und die Einhaltung der Betriebsabläufe. Der tragische Vorfall im Kreis Lippe markiert einen düsteren Tiefpunkt für eine Branche, die bereits mit mehreren schweren Zwischenfällen kämpft.
Eine schwarze Woche für die deutsche Logistik
Doch Bad Salzuflen ist kein Einzelfall. Bereits am 15. November starb in Halsbach (Landkreis Altötting) ein 69-Jähriger, als sein Gabelstapler beim Transport einer Ladung umkippte und ihn unter sich begrub. Nur fünf Tage später, am 20. November, kam es in Wangen im Allgäu zu einem spektakulären Zusammenstoß: Ein Staplerfahrer übersah beim Verlassen eines Firmengeländes einen herannahenden Audi. Die Gabelzinken durchbohrten den Motorblock des Wagens – Sachschaden rund 15.000 Euro. Dass hier niemand zu Schaden kam, grenzt an ein Wunder.
Was verbindet diese drei Vorfälle? Alle weisen auf gravierende Mängel bei der Umsetzung von DGUV Vorschrift 68 (ehemals BGV D27) hin. Diese Unfallverhütungsvorschrift regelt genau, wie Gabelstapler sicher zu bedienen sind – doch zwischen Vorschrift und Praxis klafft offenbar eine gefährliche Lücke.
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Betriebsanweisungen: Vom Papier in die Praxis
Die Unfallserie offenbart ein systembedingtes Problem: Betriebsanweisungen werden oft als bürokratisches Übel betrachtet, nicht als lebensrettende Handlungsanleitungen. Dabei sind sie nach der Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) rechtlich bindend.
Sicherheitsexperten sprechen von einer “Routine-Blindheit”, bei der Fahrer spezifische Anweisungen zur Ladungssicherung und Umgebungswahrnehmung vernachlässigen. Der Vorfall in Bad Salzuflen zeigt die besonderen Herausforderungen beim Umgang mit instabilen Lasten wie Big Packs: Betriebsanweisungen müssen explizit regeln, wie solche Ladungen zu sichern sind – rückwärts geneigter Mast, abgesenkter Lastschwerpunkt.
“Betriebsanweisungen dürfen keine Papiertiger sein”, mahnt ein auf DGUV-Standards spezialisierter Sicherheitsberater. “Sie müssen auf die spezifischen Gefahren vor Ort zugeschnitten sein – ob das nun eine unübersichtliche Ausfahrt in Wangen ist oder ein Granulatstack in Bad Salzuflen.”
Zurück zu den Basics: Sicheres Abstellen
Obwohl die jüngsten Unfälle während des aktiven Betriebs passierten, nutzen Aufsichtsbehörden den Moment für eine “Back-to-Basics”-Offensive. Ihr Fokus: das sichere Abstellen von Gabelstaplern. Unsachgemäß abgestellte Fahrzeuge verursachen immer wieder Folgeunfälle – vom wegrollenden Stapler bis zur Stolperfalle durch hochstehende Gabeln.
Die DGUV Vorschrift 68 schreibt ein striktes Vier-Schritte-Protokoll vor, das jeder Fahrer beherrschen muss:
- Gabeln runter: Lastaufnahme vollständig auf den Boden absenken
- Mast nach vorn: Mastneigung so einstellen, dass Gabelspitzen den Boden berühren
- Feststellbremse angezogen: Verhindert unkontrolliertes Wegrollen, besonders auf unebenem Untergrund
- Schlüssel abziehen: Beugt unbefugter Nutzung vor – ein Schritt, der in hektischen Lagerhallen oft ignoriert wird
Besonders kritisch wird es in Mischumgebungen, wo automatisierte Fahrzeuge (AGVs) neben manuellen Staplern operieren. Ein falsch geparkter Gabelstapler kann AGV-Routen blockieren und im schlimmsten Fall Kollisionen auslösen, wenn Sensoren abstehende Zinken nicht erkennen.
Technik als Lebensretter?
Die Industrie reagiert auf die Sicherheitskrise mit einem Technologienchub. Auf dem Linde Material Handling Automation Summit in Aschaffenburg, über den am 19. November berichtet wurde, stand die Integration autonomer Roboter im Mittelpunkt. Die zentrale Erkenntnis: Automatisierung kann menschliche Fehler reduzieren – verlangt aber ein diszipliniertes Umfeld.
Der Hamburger Intralogistik-Riese STILL präsentierte Anfang November seine neue Schubmaststapler-Serie FXR 14C-16C mit Curve Speed Control. Das System reduziert automatisch die Geschwindigkeit in Kurven – eine direkte Antwort auf Kipp-Unfälle wie in Halsbach. Solche Assistenzsysteme werden zum Standard, fungieren als digitales Sicherheitsnetz, wenn menschliches Urteilsvermögen versagt.
Was Betriebsleiter jetzt tun müssen
Während die Ermittlungen in Bad Salzuflen weiterlaufen, erwarten Branchenverbände aktualisierte Warnungen zum Umgang mit flexiblen Schüttgut-Behältern (FIBCs/Big Packs). Für Logistikmanager lautet die Botschaft eindeutig: Technologie wie die neue STILL-Serie oder Lindes automatisierte Lösungen können unterstützen – aber sie ersetzen nicht die grundlegende Disziplin der Fahrer.
Die unmittelbare Handlungsanweisung für alle Betriebsleiter: Überprüfung der Betriebsanweisungen und Stichproben zur Einhaltung der Abstell-Protokolle. Mit dem hektischen Weihnachtsgeschäft vor der Tür steigt der Druck auf die Logistikketten dramatisch. Dass jede Schicht sicher endet, erfordert ein Neubekenntnis zu den Regeln, die das Rückgrat der deutschen Wirtschaft schützen.
Sicherheits-Checkliste für Führungskräfte (November 2025)
- Anweisungen prüfen: Sind die Betriebsanweisungen für Big Packs und instabile Lasten aktuell?
- Verkehrssituation analysieren: Sind Ausfahrten und tote Winkel (wie in Wangen) mit Spiegeln oder Sensoren gesichert?
- Abstell-Disziplin kontrollieren: Senken Fahrer konsequent die Gabeln ab und ziehen den Schlüssel?
- Technik-Check: Könnten Assistenzsysteme (Geschwindigkeitsreduktion, Rückfahrkameras) ähnliche Unfälle verhindern?
Kein Wunder also, dass die Reaktionen in der Branche heftig ausfallen. Die drei Unfälle innerhalb von sieben Tagen dürften die Diskussion über verschärfte Kontrollen neu entfachen.
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