Sorgen vor einem neuen Handelskrieg unter US-Präsident Donald Trump haben am Montag die europäischen Börsen auf Talfahrt geschickt.
03.02.2025 - 18:19:57Europa Schluss: Zoll-Thema entfacht Sorgen vor Handelskrieg
Mit hohen Zöllen auf Waren aus Kanada und China macht Trump wohl den Auftakt, während US-Zölle auf mexikanische Waren um einen Monat verschoben werden sollen. Das half der Anlegerstimmung in Europa aber nur geringfügig, auch wenn so manche Unternehmen - etwa aus der Autobranche - Produktionsstandorte in Mexiko haben und daher ebenfalls von den US-Maßnahmen betroffen sein werden. Die Europäer befürchten aber vor allem, dass sich Trump nun bald ihnen zuwenden wird.
Die im Januar überraschend weiter gestiegenen Verbraucherpreise in der Eurozone ließen die Börsen hingegen ebenso kalt wie die Stimmungsaufhellung unter den Industrieunternehmen des Euro-Währungsraums.
Der EuroStoxx 50 EU0009658145 büßte letztlich 1,30 Prozent auf 5.217,91 Punkte ein. Damit fand die jüngste Kursrally, die dem Eurozonen-Leitindex zuletzt den höchsten Stand seit der Jahrtausendwende beschert hatte, ein jähes Ende. Der britische FTSE 100 GB0001383545 verlor 1,04 Prozent auf 8.583,56 Zähler. Beim ebenfalls stark gelaufenen Schweizer SMI CH0009980894 fiel der Rückgang mit 0,40 Prozent auf 12.546,77 Punkte deutlich moderater aus.
"Nachdem die Anleger die Möglichkeit eines durch den neuen US-Präsidenten Trump ausgelösten Handelskrieges in den vergangenen Wochen scheinbar gänzlich ignorierten, ist nun die Angst vor einer endlosen Spirale an Straf- und Gegenzöllen mit ihren negativen Auswirkungen auf den Welthandel zurück an der Börse", kommentierte Marktanalyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets die Stimmung. Zugleich aber rät er den Börsianern, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und weiter abzuwarten, wie sich die Situation zwischen den USA und der Europäischen Union entwickelt, "da die Zölle hier ja noch gar nicht beschlossen sind".
Im europäischen Branchentableau EU0009658202 legten am Montag neben dem Sektor Medien nur Telekom und Versorger zu. Letztere gelten als defensiv, also als weniger abhängig von der Konjunktur. Dagegen litten Autobauer und -zulieferer EU0009658681 am heftigsten. Anstehende Zölle belasteten Stellantis NL00150001Q9, Volkswagen DE0007664039, Mercedes DE0007100000 und BMW DE0005190003 und verwiesen sie mit Kursrückgängen zwischen 2,4 und 4,5 Prozent auf die hinteren Plätze im EuroStoxx 50. In Paris gaben die Papiere des Zulieferers Valeo FR0000130338 um 6,3 Prozent nach. Michelin FR0000121261 verloren 0,9 Prozent.
Auch die europäische Technologie- EU0009658921, Bau- EU0009658889, Industrie- EU0009658905 und Chemiebranchen EU0009658608 gaben spürbar nach. Sie litten ebenfalls unter Sorgen über einen globalen Handelskrieg.
Kursbewegende Nachrichten zu einzelnen Unternehmen gab es zu Wochenbeginn kaum. Die bisher gut gelaufenen Anteilscheine von Julius Bär CH0102484968 sackten um 12,7 Prozent ab. Das Jahresergebnis der Zürcher Privatbank fiel zwar höher als von Analysten prognostiziert aus, doch wurde die Hoffnung auf ein Aktienrückkaufprogramm enttäuscht. Die von den Zoll-Sorgen allgemein getrübte Börsenstimmung tat ihr Übriges.