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Schweizer Außenhandel: Stagnation trotz Europa-Boom

20.11.2025 - 13:41:12

Die Schweiz kämpft mit widersprüchlichen Signalen: Während Europa Hoffnung macht, belastet die USA-Krise die Exportwirtschaft. Die Handelsbilanz schrumpft den vierten Monat in Folge – ein Warnsignal für 2026?

Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) veröffentlichte am Donnerstag Zahlen, die das Dilemma deutlich machen: Der Außenhandel stabilisiert sich auf niedrigem Niveau, doch der Überschuss schmilzt weiter. Exporte stagnierten im Oktober bei 22,5 Milliarden Franken, während Importe leicht zulegten. Die Folge: Der Handelsbilanzüberschuss sank auf 2,6 Milliarden Franken – der niedrigste Wert seit Monaten.

Besonders dramatisch entwickelt sich der Handel mit Nordamerika. Verantwortlich dafür ist vor allem die US-Zollpolitik, die seit August die Märkte durcheinanderwirbelt. Doch es gibt auch positive Signale: Europa springt ein und kompensiert teilweise die Verluste.

Die Zahlen aus Übersee schockieren: Exporte nach Nordamerika stürzten um 5,1 Prozent ab, in die USA allein um 5,5 Prozent. Dahinter steckt die im August eingeführte 39-Prozent-Strafzoll-Politik der amerikanischen Regierung – ein Handelskrieg, der Schweizer Unternehmen hart trifft.

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Nach einem Einbruch im August und einer kurzen Erholung im September zeigt sich nun: Die Volatilität bleibt das größte Problem. Schweizer Exporteure können ihre Lieferketten kaum planen, wenn sich die Rahmenbedingungen im wichtigsten Nicht-EU-Markt alle paar Wochen ändern.

„Wir erleben einen Seesaw-Effekt”, warnen Handelsexperten. Jeden Monat ein neues Auf und Ab – kein Zustand für langfristige Investitionen.

Europa als Rettungsanker

Während der Atlantik zur Risikoquelle wird, entwickelt sich Europa überraschend zum Stabilitätsfaktor. Die Exporte in die EU stiegen um solide 6,9 Prozent – eine Entwicklung, die besonders die Maschinen- und Metallbranche stabilisiert.

Deutschland zeigt sich als verlässlicher Partner: Plus 12,8 Prozent bei den Schweizer Lieferungen signalisieren, dass die deutsche Industrie wieder Fahrt aufnimmt. Auch Österreich ordert deutlich mehr Waren, die Importe von dort schnellten um 21,6 Prozent nach oben.

Doch die Europa-Story hat Risse. Italien enttäuscht mit einem Minus von 11,3 Prozent, und Slowenien zeigt mit einem bizarren Plus von 61,9 Prozent die typischen Schwankungen des Pharma-Hub-Geschäfts. Kann man sich auf diese Zahlen verlassen?

Uhrenindustrie: Lichtblick oder Strohfeuer?

Nach Monaten im Sinkflug gibt es vorsichtige Hoffnung für das Aushängeschild der Schweizer Wirtschaft. Die Uhrenexporte legten um 1,9 Prozent zu – der erste Anstieg seit Juli. Doch Vorsicht ist geboten: Im Jahresvergleich liegt die Branche weiterhin 4,4 Prozent im Minus.

Die entscheidende Frage: War der Oktober eine Trendwende oder nur eine statistische Ausnahme? Die Vorweihnachtszeit wird zur Bewährungsprobe. Traditionell boomt das Geschäft mit Luxusuhren im November und Dezember. Bleibt die Nachfrage aus Asien und den USA schwach, dürfte die Jahresbilanz ernüchternd ausfallen.

Dramatische Sektorverschiebungen

Während die Uhrmacher aufatmen, erlebt die Fahrzeugbranche einen Absturz: Minus 39,5 Prozent – vor allem wegen des Flugzeugsektors, der im Vormonat ein Sechsjahreshoch erreicht hatte. Die Korrektur war erwartet worden, fällt aber härter aus als befürchtet.

Weitere Entwicklungen im Überblick:

  • Chemie & Pharma: Mit einem Plus von 1,0 Prozent bleiben die Schwergewichte stabil – das Rückgrat der Schweizer Exportwirtschaft.
  • Schmuck: Nach einem starken September folgte die Ernüchterung – Minus 13,6 Prozent.
  • Lebensmittel & Getränke: Solides Wachstum von 3,5 Prozent zeigt die Stärke der Nischenprodukte.
  • Maschinen: Bescheidene 0,4 Prozent mehr – ein Silberstreif dank deutscher Nachfrage.

Was bedeutet das für 2026?

Die Oktober-Zahlen offenbaren eine fundamentale Unsicherheit. Der Handelsbilanzüberschuss schrumpft seit vier Monaten – ein Trend, der nicht einfach umzukehren ist. Zwei zentrale Faktoren werden die kommenden Monate prägen:

Erstens: Bleibt die US-Zollpolitik volatil? Solange Washington unberechenbar agiert, müssen Schweizer Firmen alternative Märkte erschließen. Das Problem: Auch Asien schwächelt momentan, die Exporte dorthin sanken um 3,1 Prozent.

Zweitens: Hält der Europa-Boom? Deutschland gibt Hoffnung, aber Italien wackelt. Und die strukturellen Probleme der EU – Energiepreise, schwache Konjunktur – sind nicht gelöst.

„Die Stabilisierung ist fragil”, warnen Analysten. Besonders die Uhrenindustrie steht unter Beobachtung. Kann sie das Weihnachtsgeschäft nutzen, um den Negativtrend zu brechen? Oder war der Oktober-Anstieg nur statistisches Rauschen?

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob die Schweizer Exportwirtschaft die Talsohle erreicht hat – oder ob weitere schwierige Monate bevorstehen.

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