SchwarzArbMoDiG, Bürokratieabbau

SchwarzArbMoDiG stoppt Bürokratieabbau für Banken

30.12.2025 - 01:01:12

Das SchwarzArbMoDiG etabliert ein Zwei-Klassen-System: Während die Realwirtschaft entlastet wird, müssen Finanzinstitute Dokumente länger archivieren, um Steuerbetrugsermittlungen zu unterstützen.

Während die meisten Unternehmen ab morgen weniger Daten aufbewahren müssen, zwingt ein neues Gesetz Banken und Versicherer zum Gegenteil: Sie müssen Finanzdokumente dauerhaft zehn Jahre speichern.

Frankfurt, 30. Dezember 2025 – Die Bundesregierung vollzieht eine überraschende Kehrtwende in der Datenaufbewahrung. Ausgerechnet der Finanzsektor, der auf Entlastung hoffte, wird vom geplanten Bürokratieabbau ausgenommen. Das geht aus dem finalen Text des „Gesetzes zur Modernisierung und Digitalisierung der Bekämpfung von Schwarzarbeit“ (SchwarzArbMoDiG) hervor, das der Bundesrat Mitte Dezember gebilligt hat. Für alle Unternehmen der Realwirtschaft gilt ab dem 1. Januar 2026 die verkürzte Aufbewahrungsfrist von acht Jahren für Buchungsbelege. Banken, Versicherer und Wertpapierinstitute hingegen müssen weiterhin zehn Jahre archivieren – und das dauerhaft.

Cum-Ex-Ermittlungen als Treiber der Sonderregel

Was steckt hinter dieser strengen Ausnahme? Die Begründung der Politik liegt in der Aufarbeitung milliardenschwerer Steuerbetrugsfälle wie Cum-Ex und Cum-Cum. Komplexe Ermittlungen dauern oft mehr als ein Jahrzehnt. Eine Verkürzung der Aufbewahrungsfrist auf acht Jahre hätte laut Finanzministerium dazu führen können, dass entscheidende Beweismittel rechtmäßig vernichtet worden wären, bevor die Ermittler überhaupt tätig werden konnten.

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Das SchwarzArbMoDiG, das der Bundestag im November verabschiedete, enthält daher eine explizite Sonderregelung für alle Unternehmen, die der Aufsicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) unterliegen. Die „Spürbarkeit von Kapitalflüssen“ müsse für forensische Prüfungen langfristig gewährleistet bleiben, so die offizielle Begründung. Die Regelung stärkt auch die Anti-Geldwäsche-Bemühungen (AML) und bringt Deutschland in Position für das erwartete neue EU-Geldwäschepaket.

Operativer Albtraum für Compliance-Abteilungen

Für die IT- und Compliance-Verantwortlichen der Finanzbranche kommt die Bestätigung zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Viele Institute hatten ihre Systeme bereits auf den Acht-Jahres-Zyklus umgestellt. Automatisierte Löschroutinen, die ab morgen Daten älter als acht Jahre hätten löschen sollen, müssen nun sofort gestoppt werden.

„Die operative Herausforderung ist enorm“, sagt ein Frankfurter RegTech-Berater. „Die Banken rechneten mit sinkenden Speicherkosten. Stattdessen müssen sie jetzt historische Datensilos zwei Jahre länger pflegen als ihre Firmenkunden.“ Besonders betroffen sind gemischte Konzerne mit Industrie- und Finanzsparten, die nun zwei unterschiedliche Aufbewahrungsregime parallel managen müssen.

Dauerhaftes Zwei-Klassen-System etabliert

Die Folge ist ein dauerhaftes Zwei-Klassen-System in der deutschen Dokumentenarchivierung:
* Allgemeine Wirtschaft: Acht Jahre Aufbewahrungspflicht.
* Finanzsektor: Zehn Jahre Pflicht – ohne Ausnahme.

Bankenverbände zeigten sich enttäuscht und verwiesen auf die vertane Chance zur Bürokratieentlastung. Zwar unterstütze man den Kampf gegen Finanzkriminalität, doch eine pauschale Zehn-Jahres-Regel für alle Buchungsbelege – und nicht nur für risikoreiche Transaktionen – verursache unnötige Kosten.

Experten erwarten, dass diese regulatorische Spaltung im Jahr 2026 weitere Investitionen in intelligente Archivierungslösungen antreiben wird. Finanzinstitute benötigen ausgefeiltere Datenverwaltungstools, die differenzierte Aufbewahrungsrichtlinien je nach Rechtsform und Dokumententyp anwenden können.

Für die Compliance-Teams bleibt bis zum Inkrafttreten des Gesetzes am 1. Januar 2026 weniger als 48 Stunden Zeit: Alle automatisierten Löschprotokolle für Finanzdokumente im Alter von acht bis neun Jahren müssen umgehend deaktiviert werden. Das von einigen erhoffte „Jahr der Löschung“ ist für Deutschlands Finanzbranche damit vorerst abgesagt.

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