Schmerzmedizin: Experten fordern Ende der Medikamenten-Fixierung
15.11.2025 - 14:20:12Chronische Schmerzen betreffen Millionen Deutsche – doch die Behandlung ist oft einseitig. Auf dem Innovationsforum der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) in München machen führende Experten Druck: Nur durch die Kombination verschiedener Therapieansätze lässt sich die Abhängigkeit von Opioiden durchbrechen und die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig verbessern.
Die zentrale Botschaft vom 14. und 15. November ist eindeutig: Medikamente allein reichen nicht. Multimodale Therapien, die medikamentöse Behandlung mit Physiotherapie, psychologischer Betreuung und innovativen Verfahren wie Neuromodulation verknüpfen, müssen flächendeckend verfügbar werden. DGS-Präsident Dr. med. Richard Ibrahim nutzt die Veranstaltung als Plattform, um konkrete Forderungen an Politik und Krankenkassen zu richten.
Im Fokus stehen dabei nicht nur Volksleiden wie Rücken- und Kopfschmerzen. Auch komplexe Krankheitsbilder wie die diabetische Polyneuropathie oder Endometriose erfordern ein Umdenken in der Versorgung. Die Botschaft an die Entscheidungsträger: Ohne strukturelle Reformen bleiben die wissenschaftlichen Erkenntnisse wirkungslos.
Viele Betroffene suchen ergänzende Selbsthilfen zur multimodalen Therapie – und finden oft nur kurz gefasste Tipps. Ein bebilderter Gratis-Report zeigt 101 Akupressur‑Druckpunkte, mit denen Sie Nacken-, Rücken- oder Kopfschmerzen in wenigen Minuten lindern können – ohne Tabletten oder Nadeln. Die Anleitung ist praxisnah, Schritt für Schritt erklärt und lässt sich zwischen Therapiesitzungen anwenden. Jetzt Akupressur-Guide gratis sichern
Besonders vielversprechend zeigt sich die Kombination aus neuromodulativen Verfahren und gezielter Medikation. Schmerzschrittmacher, die elektrische Impulse zur Beeinflussung der Schmerzwahrnehmung einsetzen, werden mit Cannabinoiden oder Capsaicin-Pflastern kombiniert. Gerade bei neuropathischen Schmerzen, bei denen klassische Schmerzmittel oft wirkungslos bleiben oder starke Nebenwirkungen verursachen, zeigen diese Ansätze beachtliche Erfolge.
Das wissenschaftliche Programm des Forums spiegelt die Breite der modernen Schmerzmedizin wider. Renommierte Referenten diskutieren die Umsetzung der Nationalen Versorgungsleitlinien bei Rückenschmerz und beleuchten kritisch den Umgang mit langwirksamen Opioiden. Ein eigener Themenblock widmet sich der oft unterschätzten Wechselwirkung zwischen Schlaf und Schmerz – Schlafstörungen verstärken die Schmerzwahrnehmung erheblich und schaffen einen Teufelskreis.
In praxisorientierten Workshops behandeln Fachleute konkrete Fragen: Wie verordnet man Medizinalcannabis leitliniengerecht? Welche neuen Algorithmen gibt es für die Migränebehandlung? Solche Fortbildungsangebote sollen die Lücke zwischen wissenschaftlicher Erkenntnis und Praxisalltag schließen.
Endometriose-Leitlinie zeigt: Es geht auch anders
Wie sich der Paradigmenwechsel bereits konkret vollzieht, zeigt die im Juni 2025 aktualisierte S2k-Leitlinie zur Endometriose. Die von 38 Fachgesellschaften getragene Empfehlung bricht mit der reinen Symptombehandlung und definiert Endometriose als chronische Erkrankung, die langfristige, individuell angepasste Konzepte erfordert.
Die Leitlinienautoren empfehlen explizit, psychotherapeutische Verfahren bei chronischen Schmerzen in die Behandlung zu integrieren. Ergänzend zu hormonellen und operativen Therapien rücken nicht-medikamentöse Maßnahmen in den Vordergrund: Physiotherapie, regelmäßige Bewegung und sexualmedizinische Beratung verbessern die Lebensqualität der Patientinnen messbar und reduzieren funktionelle Einschränkungen.
Diese Entwicklung gilt als beispielhaft für den notwendigen Wandel in der Schmerzmedizin. Weg von der reinen Pillenverordnung, hin zu einem ganzheitlichen Behandlungsansatz, der die individuellen Bedürfnisse der Patienten in den Mittelpunkt stellt.
Digitale Revolution am Krankenbett
Moderne Technologie spielt eine zunehmend wichtige Rolle in der Schmerztherapie. Bei der Neuromodulation messen die neuesten Systeme körpereigene Signale in Echtzeit und passen die elektrische Stimulation individuell an. Das Ergebnis: gezieltere Behandlung mit weniger Nebenwirkungen.
Parallel dazu erobern digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) die Schmerztherapie. Diese Apps unterstützen Patienten bei der Selbsthilfe, leiten Übungsprogramme an oder ermöglichen das Führen eines Schmerztagebuches. Zwar steht die Implementierung noch am Anfang, doch Experten sehen enormes Potenzial – besonders für ländliche Regionen, in denen spezialisierte Schmerzambulanzen fehlen.
Die Integration solcher digitalen Werkzeuge in die Behandlungspläne könnte die Versorgung demokratisieren und hochwertige Therapie auch dort verfügbar machen, wo bisher keine Spezialisten erreichbar waren.
Volkswirtschaftliche Dimension wird unterschätzt
Der Vorstoß der DGS ist mehr als medizinische Fachdiskussion. Chronische Schmerzen verursachen immense volkswirtschaftliche Kosten – durch Arbeitsunfähigkeit, Frühverrentungen und die Behandlung von Folgeerkrankungen. Studien belegen: Nach erfolgreicher multimodaler Therapie können die meisten Patienten wieder arbeiten, viele geplante Operationen werden unnötig.
Zudem bietet dieser Ansatz einen Ausweg aus der drohenden Opioid-Krise. Durch die Kombination verschiedener Therapieformen lässt sich die Dosis starker Schmerzmittel oft deutlich senken. Das reduziert das Abhängigkeitsrisiko und vermeidet schwere Nebenwirkungen wie die opioidinduzierte Verstopfung, die bei vielen Patienten die Lebensqualität zusätzlich beeinträchtigt.
Die DGS fordert deshalb nicht nur bessere Behandlungskonzepte, sondern auch eine Anpassung der Vergütungsstrukturen im Gesundheitssystem. Nur wenn die aufwendige interdisziplinäre Betreuung auch angemessen bezahlt wird, können spezialisierte Einrichtungen flächendeckend entstehen.
Zwischen wissenschaftlichem Konsens und politischer Realität
Das Münchner Forum hat eindrücklich gezeigt: Die medizinische Fachwelt ist sich einig über die Überlegenheit multimodaler Ansätze. Die nächste große Bühne für den fachlichen Austausch werden die Deutschen Schmerz- und Palliativtage vom 19. bis 21. März 2026 sein.
Doch die größte Herausforderung bleibt die Überführung der Empfehlungen in die tägliche Versorgungspraxis. Es braucht nicht nur Fortbildungen für Ärzte und Therapeuten, sondern vor allem den politischen Willen zur Finanzierung der notwendigen Strukturen. Spezialisierte interdisziplinäre Einrichtungen und die adäquate Vergütung komplexer Behandlungsleistungen sind entscheidend.
Ob die Politik diesen Forderungen nachkommt, wird darüber entscheiden, ob Millionen Schmerzpatienten in Deutschland endlich Zugang zu moderner, evidenzbasierter Therapie erhalten – oder ob es beim wissenschaftlichen Konsens ohne praktische Konsequenzen bleibt.
PS: Viele Betroffene profitieren von kurzen, einfach anwendbaren Techniken zwischen den Therapiesitzungen. Ein bebilderter Gratis-Report zeigt 101 Akupressur-Punkte, erklärt genau, wo und wie lange Sie drücken müssen, und eignet sich als schonende Selbsthilfe bei Verspannungen, Arthrose-bedingten Schmerzen oder neuropathischen Beschwerden. Ideal als Ergänzung zur Physiotherapie oder digitalen Übungen. Gratis-Akupressur-Report anfordern


