Schloss Hardenberg: Großbrand zeigt Defizite im betrieblichen Brandschutz
21.11.2025 - 21:41:12Ein Großbrand im historischen Schloss Hardenberg in Velbert und ein Feuer im Kraftwerk Schkopau innerhalb von 24 Stunden – diese Woche wurde Deutschland unsanft daran erinnert, wie schnell aus einem Schwelbrand eineKatastrophe werden kann. Für Unternehmen bedeutet das: Jetzt ist keine Zeit für Ausreden. Haben Sie genug ausgebildete Brandschutzhelfer? Und vor allem: Sind die auch wirklich einsatzbereit?
Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) hat just gestern, am 20. November, eine Warnung zur Brandsicherheit bei Betriebsfeiern herausgegeben. Der Zeitpunkt könnte kaum passender sein. Während Unternehmen ihre Weihnachtsfeiern planen, brennt es an allen Ecken – im wahrsten Sinne des Wortes.
Freitagmorgen gegen 7 Uhr schlugen die Flammen aus dem Dachstuhl von Schloss Hardenberg in Velbert-Neviges. Der historische Bau, derzeit in Renovierung, wurde schwer beschädigt. Die Warn-App NINA schlug Alarm, dichter Rauch legte sich über die Region. Verletzt wurde niemand – ein Glück, das nicht selbstverständlich ist.
Nur Stunden zuvor, am Donnerstagabend, kämpften rund 170 Feuerwehrleute gegen einen Brand im Kraftwerk Schkopau im Saalekreis. Ein Förderband hatte sich entzündet, die Flammen griffen auf einen Kohlebunker über. Parallel dazu zerstörte ein Feuer in Neuhausen/Spree vier Gewerbegebäude komplett, darunter eine Pension und ein Lager.
Passend zum Thema betrieblicher Brandschutz: Nach den verheerenden Bränden in Schloss Hardenberg und im Kraftwerk Schkopau stellt sich die Frage: Sind Ihre Brandschutzhelfer ausreichend geschult und einsatzbereit? Das kostenlose Handbuch für Brandschutzhelfer bietet umfassende Aufgabenbeschreibungen, Checklisten, Unterrichtsvorlagen und bearbeitbare Formulare – ideal für Sicherheitsbeauftragte und Arbeitgeber. Inklusive Praxis-Tipps für Evakuierungen, Feuerlöscher-Unterweisungen und Vorlagen für Gefährdungsbeurteilungen, damit Sie im Ernstfall schnell und sicher handeln können. Kostenloses Brandschutz-Handbuch jetzt herunterladen
Die Gemeinsamkeit? In allen Fällen blieben nur Minuten, um das Schlimmste zu verhindern. Genau hier kommen betriebliche Brandschutzhelfer ins Spiel – doch viele Firmen behandeln diese Pflicht noch immer stiefmütterlich.
Die 5-Prozent-Regel: Ein gefährliches Missverständnis
„Wir haben 5 Prozent der Belegschaft geschult, das reicht doch.” Diese Aussage hört man in deutschen Personalabteilungen oft – und sie ist gefährlich falsch. Die in der Technischen Regel ASR A2.2 genannte 5-Prozent-Quote ist lediglich ein Mindestwert für Büros mit normaler Brandgefährdung.
Die Realität sieht anders aus: Wer Schichtbetrieb fährt, brennbare Materialien lagert oder ein weitläufiges Firmengelände betreibt, braucht deutlich mehr. Ein Beispiel: In einem Industriebetrieb wie dem Kraftwerk Schkopau würden 5 Prozent niemals ausreichen, um im Notfall alle Bereiche abzudecken. Hier sind oft 10 bis 15 Prozent nötig – manchmal mehr.
Weitere Faktoren, die höhere Quoten erfordern:
- Gefährdungspotenzial: Chemikalien, Papier, Holz oder Verpackungsmaterial erhöhen die Brandlast massiv
- Gebäudestruktur: Mehrgeschossige oder verwinkelte Bauten mit vielen Fluchtwegen
- Vulnerable Gruppen: Kunden mit eingeschränkter Mobilität, Patienten in Kliniken
- Arbeitszeiten: Nacht- und Wochenendschichten dürfen nicht ungeschützt bleiben
Das bedeutet konkret: Die Gefährdungsbeurteilung bestimmt die Zahl der Helfer, nicht eine starre Prozentvorgabe.
Weihnachtsfeiern im Fokus der DGUV
Ausgerechnet gestern, während in Schkopau die Flammen loderten, veröffentlichte die DGUV ihre Hinweise zu betrieblichen Weihnachtsfeiern. Die Kernbotschaft: Versicherungsschutz besteht nur, wenn die Feier allen Beschäftigten offensteht und vom Arbeitgeber organisiert wird.
Was die DGUV nicht explizit erwähnte, aber mitschwingt: Gerade bei Feiern sinkt die Aufmerksamkeit für Gefahren. Kerzen auf Tischen (auch wenn LED empfohlen wird), Dekoration aus brennbarem Material, dazu Alkohol – eine riskante Kombination.
Sicherheitsexperten raten: Mindestens ein nüchterner Brandschutzhelfer sollte anwesend sein. Vor Beginn der Feier sollten alle Gäste kurz über Fluchtwege und Sammelplätze informiert werden. Klingt nach Spielverderberei? Vielleicht. Aber besser als eine Schlagzeile wie „Weihnachtsfeier endet in Flammenhölle”.
Training im Wandel: VR statt Feuerlöscher-Übung?
Der Run auf Schulungsplätze hat 2025 zu interessanten Innovationen geführt. Traditionell umfasst die Brandschutzhelfer-Ausbildung Theorie und eine praktische Übung mit echten Feuerlöschern. Doch das bindet Personal für einen ganzen Tag – ein Problem in Zeiten von Fachkräftemangel.
Hybride Lösungsansätze sind auf dem Vormarsch:
- Theorie online: Mitarbeiter lernen in E-Learning-Modulen die Grundlagen, jeder in seinem Tempo
- Praxis vor Ort: Ein kompakter halber Tag für Löschübungen und Evakuierungstraining
Noch spannender: Virtual Reality-Simulationen ermöglichen inzwischen Szenarien, die real zu gefährlich wären. Fettbrände in Kantinen, Elektrobrände in Serverräumen oder Qualm in engen Treppenhäusern – im VR-Headset kann man diese Situationen durchspielen, ohne sich oder andere zu gefährden. Erste Studien zeigen: Die Reaktionszeiten im Ernstfall verbessern sich messbar.
Allerdings bleibt die physische Erfahrung mit einem echten Feuerlöscher unverzichtbar. Die Kraft des Rückstoßes, das Gewicht des Geräts, die Hitze der Flammen – das lässt sich digital nur annäherungsweise simulieren.
Was jetzt zu tun ist
Mit sinkenden Temperaturen laufen Heizungsanlagen auf Hochtouren, und das Risiko technischer Brände steigt. Nach den Vorfällen in Velbert und Schkopau dürften Versicherer und Brandschutzbehörden in den kommenden Wochen verstärkt Kontrollen durchführen.
Checkliste für Arbeitgeber:
- Bestandsaufnahme: Wie viele Brandschutzhelfer haben wir aktuell? Decken sie alle Schichten und Bereiche ab?
- Schulungsdaten prüfen: Die letzte Schulung sollte nicht länger als 3 bis 5 Jahre zurückliegen. In Hochrisikobereichen sind kürzere Intervalle ratsam.
- Belegschaft briefen: Nutzen Sie die aktuellen Schlagzeilen für eine kurze Auffrischung: Wo ist der nächste Feuerlöscher? Wie lautet das Alarmsignal? Wo ist der Sammelplatz?
- Gefährdungsbeurteilung aktualisieren: Hat sich etwas geändert? Neue Lagerflächen? Mehr Personal? Andere Arbeitszeiten?
Die Weihnachtszeit mag besinnlich sein – aber für den Brandschutz ist sie eine der heikelsten Phasen des Jahres. Die Brände dieser Woche sind eine deutliche Erinnerung: Im Ernstfall zählt jede Sekunde. Und die können nur Menschen gewinnen, die wissen, was zu tun ist.
PS: Sie wollen Ihre Mitarbeitenden realitätsnah trainieren, ohne Personal für einen ganzen Tag zu blockieren? Das Handbuch enthält neben Unterweisungs-Vorlagen auch fertige PowerPoint-Präsentationen, Checklisten und kompakte Praxis-Übungen. Außerdem beschreibt es, wie Virtual‑Reality-Simulationen sinnvoll eingesetzt werden können, um Szenarien wie Fettbrände oder verrauchte Treppenhäuser gefahrlos zu üben. Inklusive Hinweise zur Dokumentation und zur Vorbereitung auf Kontrollen durch Aufsichtsbehörden. Unterweisungs- und Vorlagenpaket kostenlos downloaden


