Schafgarbe: Brücke zwischen West und Ost in der Medizin

Die Arzneipflanze des Jahres 2025 hat gezeigt, wie europäische Heilkräuter in der Traditionellen Chinesischen Medizin Fuß fassen können. Die Schafgarbe (Achillea millefolium) beendet ihre Amtszeit als eine Brückenbauerin zwischen den medizinischen Welten.

Seit Januar stand die auch als Jungfrauenkraut bekannte Pflanze im Rampenlicht. Die Auszeichnung durch den Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde der Universität Würzburg lenkte den Fokus auf ihre vielseitige Wirkung. Ihr reiches Profil aus ätherischen Ölen und Bitterstoffen macht sie zu einem bewährten Mittel bei Magen-Darm-Beschwerden und gynäkologischen Problemen.

Das Besondere im Jahr 2025 war die systematische Einbindung der Schafgarbe in die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM). Obwohl die Pflanze in Europa heimisch ist, passt ihre energetische Wirkung perfekt zu fernöstlichen Prinzipien. Fachkreise diskutierten intensiv, wie das Kraut „Hitze klärt“ und den Energiefluss (Qi) bewegt – besonders entlang der Leber-Leitbahn.

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Auf Kongressen wie dem ASA-TCM-Kongress in Zürich im November wurde diese Integration unter dem Thema „Unsterblichkeit“ lebhaft debattiert. Die Schafgarbe erwies sich als wirksame Alternative oder Ergänzung zu klassischen chinesischen Kräutern, etwa bei Leber-Qi-Stagnation. Diese äußert sich typischerweise in Stress, Verdauungskrämpfen und Menstruationsbeschwerden.

Ablösung durch die Nachtkerze

Mit dem Jahreswechsel gibt die Schafgarbe den Staffelstab weiter. Der NHV Theophrastus hat bereits die Gemeine Nachtkerze (Oenothera biennis) zur Heilpflanze des Jahres 2026 gekürt. Ab dem 1. Januar rückt damit eine Pflanze mit anderem Profil in den Fokus.

Während die Schafgarbe als „kühlend“ und „bewegend“ gilt, nährt das Öl der Nachtkerze nach TCM-Lehre das Yin und das Blut. Der therapeutische Schwerpunkt verschiebt sich somit von inneren Regulationsprozessen hin zu dermatologischer und hormoneller Gesundheit. Die Nachtkerze ist reich an Gamma-Linolensäure (GLA) und wird häufig bei Hauterkrankungen wie Neurodermitis eingesetzt.

Spürbare Effekte auf den Markt

Der Titel „Arzneipflanze des Jahres“ wirkt sich stets auf das Verbraucherverhalten aus. In Apotheken und Drogerien war die Nachfrage nach Millefolii herba-Tees und Tinkturen 2025 deutlich spürbar. Parallel stieg das Bildungsangebot: Heilpraktikerverbände und Botanische Gärten boten Workshops an, in denen etwa die Technik des Leberwickels mit Schafgarben-Aufguss gelehrt wurde.

Für 2026 erwarten Händler nun einen ähnlichen Effekt für Nachtkerzenöl-Produkte. Die etablierte Beliebtheit der Schafgarbe wird ihren Platz in den Regalen jedoch sicherlich behalten.

Was bleibt von 2025?

Das Vermächtnis des Schafgarben-Jahres ist die gelungene Verknüpfung lokaler Tradition mit globalen Medizinsystemen. Die phytotherapeutische Gemeinschaft hat ihr therapeutisches Werkzeug durch die TCM-Validierung erweitert. Die Pflanze bleibt ein gefeiertes Beispiel dafür, wie europäische Heilkräuter in modernen, integrativen Praxen neue Relevanz gewinnen.

Die Branche blickt nun gespannt auf die erste Januarwoche 2026. Dann wird die Universität Würzburg voraussichtlich ihre Wahl zur „Arzneipflanze 2026“ bekanntgeben – und die Nachtkerze kann ihre Reise im Rampenlicht beginnen.

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