Samsung, Spyware-Vorwürfe

Samsung: Spyware-Vorwürfe gegen vorinstallierte App

19.11.2025 - 15:19:12

Ein vorinstalliertes Programm auf Budget-Smartphones sorgt für Aufruhr. Die App lässt sich kaum entfernen und soll heimlich Nutzerdaten sammeln – jetzt reagiert Samsung.

Der südkoreanische Konzern steht diese Woche massiv unter Druck: Datenschutzorganisationen und Verbraucher werfen Samsung vor, auf seinen günstigen Galaxy-Smartphones eine Art Spionage-Software zu installieren. Im Zentrum der Kritik: die App „AppCloud”, die auf vielen Geräten der A-, M- und F-Serien läuft. Die Vorwürfe wiegen schwer, denn die Anwendung lässt sich praktisch nicht deinstallieren und sammelt offenbar sensible Nutzerdaten.

Was monatelang unter der Oberfläche brodelte, kocht nun über. Virale Social-Media-Posts und intensive Medienberichterstattung zwangen Samsung am 18. und 19. November zur ersten offiziellen Stellungnahme. Doch können bloße Versicherungen die Wogen glätten?

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Unentfernbar und undurchsichtig

Die schärfsten Angriffe kommen von SMEX, einer Bürgerrechtsorganisation aus Beirut, die sich auf digitale Rechte in Westasien und Nordafrika spezialisiert hat. Ihre Untersuchung zeigt: AppCloud ist tief im Betriebssystem verankert – so tief, dass normale Nutzer sie nicht loswerden. Selbst nach Factory-Reset oder System-Updates taucht die App wieder auf wie ein hartnäckiger Geist.

Was macht die Software eigentlich? Offiziell soll sie bei der Geräteeinrichtung Drittanbieter-Apps empfehlen. Kritiker werfen ihr jedoch vor, im Hintergrund fleißig Daten zu sammeln: Standortinformationen, App-Nutzungsmuster, Gerätedaten. Das Fatale: Eine verständliche Datenschutzerklärung? Fehlanzeige. Nutzer tappen im Dunkeln, während ihre Daten möglicherweise weitergegeben werden.

SMEX spricht nicht von harmloser Bloatware, sondern von einem „Überwachungs-Enabler”. Besonders brisant wird das in Regionen, wo digitale Überwachung ohnehin ein heikles Thema.

Entwickler mit zweifelhaftem Ruf

Hinter AppCloud steckt ironSource, ursprünglich ein israelisches Unternehmen, das mittlerweile zum US-Softwaregiganten Unity Technologies gehört. Die App ist Teil der „Aura”-Plattform, die Mobilfunkanbietern und Herstellern als Lösung zur „Optimierung des Nutzererlebnisses” verkauft wird. Klingt harmlos – aber ist es das?

Die Geschichte von ironSource wirft Schatten. Das Unternehmen betrieb früher eine Plattform namens „InstallCore”, die für aggressive Software-Bündelung berüchtigt war. Programme wurden oft ohne ausdrückliche Zustimmung installiert. Zwar gibt es keine Beweise für direkte Spionage durch AppCloud, doch die Vergangenheit des Entwicklers nährt das Misstrauen.

Weltweit läuft die Software auf Samsung-Geräten in Dutzenden Märkten – von Europa über Indien bis in den Nahen Osten. Millionen Nutzer könnten betroffen sein.

Samsung: „Wir nehmen Datenschutz ernst”

Nach monatelangem Schweigen meldete sich Samsung nun zu Wort. Ein Sprecher beteuerte: „Samsung nimmt den Schutz der Nutzerdaten sehr ernst und verpflichtet sich zu einem sicheren Erlebnis in strikter Übereinstimmung mit lokalen Gesetzen.”

Weiter heißt es, man arbeite „eng mit einer Vielzahl regionaler und globaler Partner zusammen”, um das Kundenerlebnis zu verbessern. Die Kernprinzipien – Sicherheit, Datenschutz und Nutzerkontrolle – würden sicherstellen, dass Kunden ihre persönlichen Daten „nach ihrem Wunsch verwalten können, mit höchstmöglichem Schutz”.

Konkrete technische Details zur Nicht-Entfernbarkeit von AppCloud? Fehlanzeige. Die Stellungnahme bleibt vage, auch wenn sie das Problem erstmals offiziell anerkennt.

Das Bloatware-Dilemma der Branche

Der Fall AppCloud offenbart ein grundsätzliches Problem im Android-Ökosystem: vorinstallierte Software als Geschäftsmodell. Besonders Hersteller günstiger und mittelpreisiger Geräte packen Drittanbieter-Apps auf ihre Smartphones, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. So können sie die Hardware-Preise niedrig halten.

Die Rechnung zahlt der Verbraucher – mit seiner Privatsphäre. Diese Apps fordern oft weitreichende Berechtigungen, die Nutzer möglicherweise nicht verstehen. Weil sie in der Systempartition installiert sind, lassen sie sich nicht einfach löschen. Sicherheitsforscher warnen seit Jahren: Solche Software schafft potenzielle Hintertüren für Datensammlung oder gar Schadprogramme.

Kann man wirklich von „Besitz” sprechen, wenn man die Software auf dem eigenen Gerät nicht kontrollieren kann?

Was jetzt passieren muss

Schöne Worte reichen nicht – das ist die klare Botschaft von Datenschützern und Verbrauchern. Ihre Forderungen sind konkret: Samsung muss eine einfache, dauerhafte Deinstallationsmöglichkeit für AppCloud und andere nicht-essenzielle vorinstallierte Apps bieten. Außerdem braucht es endlich eine klare, zugängliche Datenschutzerklärung: Welche Daten werden gesammelt? Mit wem werden sie geteilt?

Betroffene Nutzer können die App aktuell über die Systemeinstellungen deaktivieren. Doch Berichte zeigen: Nach Software-Updates erscheint sie oft wieder. Eine echte Lösung sieht anders aus.

Der öffentliche Druck könnte Samsung zum Umdenken zwingen. Vielleicht erleben wir gerade einen Wendepunkt: Wird Nutzerkontrolle künftig wichtiger als zweifelhafte Partnerverträge? Die Antwort darauf könnte richtungsweisend für die gesamte Branche werden.

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