Salesforce macht Slack zur KI-Zentrale
14.10.2025 - 03:23:01Salesforce positioniert Slack als KI-gesteuertes Betriebssystem für Unternehmen, während Microsoft mit Copilot-Erweiterungen kontert. Der Wettlauf um die zentrale KI-Plattform für Arbeitsabläufe beginnt.
Salesforce positioniert seine Kollaborationsplattform als „agentisches Betriebssystem für die Arbeitswelt“ neu. Der Software-Riese kündigte auf der Dreamforce-Konferenz eine strategische Neuausrichtung von Slack an, die verschiedene Arbeitstools in einer einzigen, KI-gesteuerten Oberfläche vereinen soll.
Die Nachricht kommt nur wenige Tage nach Microsofts ähnlicher Erweiterung seines Copilot-Assistenten. Beide Unternehmen kämpfen um die Vorherrschaft bei der nächsten Generation intelligenter Arbeitsplätze. Was bedeutet das für deutsche Unternehmen?
Slack wird zum digitalen Nervensystem
Die 27,7-Milliarden-Dollar-Akquisition bekommt eine völlig neue Rolle. „Jedes Unternehmen fragt sich: Wo werden unsere KI-Agenten leben? Wie bekommen sie Kontext? Slack ist die Antwort“, erklärt Slack-CEO Denise Dresser.
Das Herzstück der Neuausrichtung: Ein komplett überarbeiteter Slackbot, der als persönlicher KI-Assistent fungiert. Er fasst Gespräche zusammen, formuliert Updates und antizipiert die nächsten Arbeitsschritte basierend auf der Nutzerhistorie.
Noch wichtiger ist die neue Enterprise Search-Funktion. Sie erlaubt intelligente Suchen über mehrere Plattformen hinweg – ohne Slack zu verlassen. Geplante Konnektoren zu Dropbox, Gmail, Notion und Outlook sollen ab Januar 2026 verfügbar sein.
Damit wandelt sich Slack von einem Kommunikationstool zur Schaltzentrale für Unternehmenswissen. Die berüchtigten Datensilos, die Produktivität hemmen, könnten endlich Geschichte werden.
Microsoft kontert mit persönlichen Konnektoren
Der Zeitpunkt von Salesforces Ankündigung ist kein Zufall. Nur zwei Tage zuvor hatte Microsoft eine bedeutende Copilot-Erweiterung für Windows vorgestellt. Die neuen „Konnektoren“ verbinden persönliche Accounts mit Cloud-Anwendungen wie OneDrive, Outlook, Gmail, Google Drive und Google Kalender.
Diese Opt-in-Funktion ermöglicht es Copilot, Nutzerinformationen plattformübergreifend abzurufen und per Sprachbefehl zu organisieren. Ein Beispiel: „Finde meine Notizen zum Projekt X in Google Drive und fasse die dazugehörigen E-Mails aus Outlook zusammen.“
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Zunächst läuft das Feature im Windows Insider Programm. Enterprise-Konnektoren für SharePoint und Dynamics 365 sollen folgen.
Das Rennen um den universellen KI-Assistenten
Diese zeitgleichen Ankündigungen verdeutlichen einen Branchenwandel: weg von isolierten KI-Features, hin zu einheitlichen „agentischen“ KI-Systemen. Diese gehen über einfache Automatisierung hinaus – sie denken mit, planen und führen komplexe Arbeitsabläufe eigenständig aus.
Microsoft hat bereits über 100 vorgefertigte Integrationen für Enterprise-Tools wie SAP, Salesforce und Atlassian entwickelt. Eine im August angekündigte Partnerschaft zwischen Atlassian und Google Cloud soll Atlassians Teamwork-Apps mit Googles Gemini-KI-Modellen verknüpfen.
Neue Plattform-Schlacht um Datenhoheit
Der Kampf um die Zukunft der Arbeit dreht sich nicht mehr um die beste Textverarbeitung oder Chat-App. Es geht um die zentrale KI-Plattform, die alle Tools miteinander verbindet. Microsoft und Salesforce wollen zur primären Schnittstelle werden, über die Mitarbeiter mit ihrer gesamten Software-Landschaft interagieren.
Das Ziel: Das lästige „Context Switching“ beenden – das zeitraubende Wechseln zwischen dutzenden verschiedenen Anwendungen.
Diese Entwicklung baut auf dem Agent2Agent-Protokoll (A2A) auf, einem offenen Standard von Google und über 50 Partnern – darunter Salesforce und Atlassian. Der im April 2025 gestartete Standard ermöglicht es KI-Agenten verschiedener Anbieter, miteinander zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten.
Ausblick: Die Grenzen verschwimmen
Mit Slacks Enterprise-Konnektoren für Anfang 2026 und Microsofts geplanter Copilot-Erweiterung werden die Fähigkeiten dieser KI-Assistenten exponentiell wachsen. Der nächste Schritt: autonome Agenten, die nicht nur Informationen finden, sondern komplexe Aktionen über mehrere Plattformen hinweg eigenständig ausführen.
Die Botschaft ist klar: Die Zukunft der Produktivitätssoftware ist keine Sammlung von Apps, sondern eine einzige, intelligente Unterhaltung. Wer die vertrauenswürdigsten und vielseitigsten Verbindungen schafft, wird diese Unterhaltung beherrschen – und damit die Art, wie wir arbeiten, grundlegend verändern.