Salesforce, Informatica

Salesforce kauft Informatica: 8-Milliarden-Coup im KI-Wettrennen

22.11.2025 - 08:50:11

Die Künstliche Intelligenz erreicht eine neue Ära: Unternehmen setzen nicht mehr nur auf Chatbots, sondern auf autonome KI-Agenten, die eigenständig Aufgaben erledigen. In dieser entscheidenden Woche hat Salesforce mit der Übernahme von Informatica für rund 8 Milliarden Euro einen strategischen Paukenschlag gesetzt – und Google kontert mit seinem neuen Denkmodell Gemini 3. Doch während die Tech-Giganten aufrüsten, droht aus Europa juristisches Ungemach.

Warum ist das wichtig? Wer künftig im Geschäft mit Unternehmens-KI führend sein will, braucht nicht nur intelligente Algorithmen, sondern vor allem: saubere Daten. Genau diese Erkenntnis treibt die aktuellen Milliarden-Deals.

Am 19. November bestätigte Salesforce offiziell die Übernahme von Informatica, einem führenden Anbieter für Cloud-Datenmanagement. Die seit Mai kursierende Spekulation wurde damit Realität – und zeigt, wie ernst es Salesforce mit seiner Agentforce-Plattform meint.

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Das Ziel ist klar: Autonome KI-Agenten können nur so gut sein wie die Daten, auf die sie zugreifen. Informatica bringt genau das mit, was Salesforce bisher fehlte – eine ausgereifte Infrastruktur für Datenqualität, Governance und Compliance. Die Intelligent Data Management Cloud von Informatica gilt als Branchenstandard, wenn es darum geht, chaotische Unternehmensdaten zu strukturieren und vertrauenswürdig zu machen.

CEO Marc Benioff brachte es auf den Punkt: “Ohne saubere, vernetzte und vertrauenswürdige Daten gibt es keine Intelligenz – nur Halluzinationen.” Eine deutliche Ansage, die zeigt, dass das Problem fehlerhafter KI-Ausgaben die Branche umtreibt.

Was bedeutet das konkret?

Die Integration von Informatica löst ein fundamentales Problem: Viele Großunternehmen sitzen auf Datenbergen, die über Jahrzehnte in unterschiedlichen Systemen gewachsen sind. Kundendaten hier, Vertriebsinformationen dort, Produktkataloge in einem dritten System. Für einen KI-Agenten, der beispielsweise eine Kundenanfrage autonom bearbeiten soll, ist das ein Albtraum.

Informatica fungiert als Übersetzungsschicht – die Data 360-Funktion soll es Agentforce ermöglichen, nahtlos auf alle relevanten Datenquellen zuzugreifen, ohne dass Entwickler jeden einzelnen Datenstrom manuell anbinden müssen. Das verspricht nicht nur Zeitersparnis, sondern auch deutlich zuverlässigere KI-Entscheidungen.

Google schlägt zurück: Gemini 3 Pro mit Denkfunktion

Keine 24 Stunden vor Salesforce’ Ankündigung legte Google nach. Am 18. November stellte der Konzern Gemini 3 Pro Preview vor – und markiert damit einen Paradigmenwechsel in der Modellentwicklung.

Anders als frühere Versionen, die vor allem auf Geschwindigkeit und große Kontextfenster setzten, wurde Gemini 3 für komplexes Denken optimiert. Die neue Architektur erlaubt es dem Modell, mehrstufige Aufgaben eigenständig zu planen und durchzuführen – genau das, was man für autonome Agenten braucht.

Besonders interessant sind drei neue Funktionen:

Thought Signatures machen den Denkprozess des Modells nachvollziehbar. Entwickler können sehen, welche Überlegungen die KI anstellt, bevor sie eine Antwort gibt – ein wichtiger Schritt für Transparenz.

Thinking Levels erlauben es, zwischen schnellen und gründlichen Antworten zu wählen. Braucht man eine sofortige Reaktion oder lieber eine durchdachtere Analyse? Der Nutzer entscheidet.

Verbesserte Medienverarbeitung ermöglicht ein besseres Verständnis von hochauflösenden Videos und Bildern – wichtig für Anwendungen wie Qualitätskontrolle oder medizinische Diagnostik.

Google positioniert sich damit direkt gegen OpenAI (o1-Serie) und Anthropic (Claude) im Wettbewerb um die intelligentesten Denkmodelle.

Europäischer Gegenwind: München urteilt gegen OpenAI

Während in den USA die Produktentwicklung auf Hochtouren läuft, braut sich in Europa ein juristischer Sturm zusammen. Am 11. November entschied das Landgericht München zugunsten der GEMA, der deutschen Verwertungsgesellschaft für Musik.

Das Urteil hat es in sich: OpenAI wurde für schuldig befunden, urheberrechtlich geschützte Songtexte zum Training seiner Modelle verwendet zu haben. Die Argumentation des Gerichts war eindeutig – nicht die Nutzer, sondern OpenAI selbst trägt die Verantwortung für Urheberrechtsverletzungen durch das Modell.

Die GEMA feierte das als “Meilenstein-Sieg”. Und tatsächlich könnte das Urteil weitreichende Folgen haben: Es etabliert den Grundsatz, dass bereits das “Auswendiglernen” geschützter Inhalte durch KI-Modelle eine Verletzung darstellt – selbst wenn diese Inhalte nicht direkt ausgegeben werden.

Was bedeutet das für die Branche?

Zwar ist das Urteil noch nicht rechtskräftig, doch es sendet ein klares Signal: Wer in Europa KI-Dienste anbieten will, braucht saubere, lizenzierte Trainingsdaten. Genau hier zahlt sich Salesforce’ Strategie aus – durch die Übernahme von Informatica sichert sich der Konzern Zugang zu proprietären, rechtlich einwandfreien Datenquellen.

Für Unternehmen wie OpenAI, die auf massives Scrapen öffentlicher Internetdaten gesetzt haben, wird die Luft dünner. Die Kosten für Lizenzvereinbarungen könnten explodieren – oder Modelle müssen mit deutlich weniger Trainingsdaten auskommen.

Der große Umbruch: Von Generator zu Agent

Was diese Woche deutlich macht: Die KI-Branche vollzieht einen fundamentalen Wandel. Es geht nicht mehr primär darum, Texte oder Bilder zu erzeugen, sondern darum, Aufgaben autonom zu erledigen.

Ein Beispiel: Statt nur einen Antwortvorschlag für ein Support-Ticket zu generieren, soll der KI-Agent künftig eigenständig die Kundendatenbank durchsuchen, relevante Produktinformationen finden, eine Lösung erarbeiten und das CRM-System aktualisieren – alles ohne menschliches Eingreifen.

Dafür braucht es zwei Dinge: Ein intelligentes “Gehirn” (wie Googles Gemini 3) und eine zuverlässige Datenbasis (wie sie Informatica bietet). Kein Wunder also, dass beide Unternehmen genau hier investieren.

Ausblick: Was kommt 2026?

Die Entwicklung dürfte sich beschleunigen. Salesforce wird voraussichtlich im ersten Quartal 2026 erste “datengestützte Agenten” präsentieren, die Informaticas Technologie nutzen. Das verspricht KI-Assistenten, die tatsächlich verlässlich arbeiten – ein entscheidender Unterschied zu den oft fehleranfälligen Chatbots der ersten Generation.

Google wiederum wird Gemini 3 wohl bald aus dem Preview-Status holen und in seine Workspace-Apps integrieren. Stellen Sie sich vor: Google Docs analysiert nicht nur Ihre Tabellen, sondern führt eigenständig komplexe Datenanalysen durch und erstellt strategische Empfehlungen.

Doch über allem schwebt die rechtliche Unsicherheit. Das Münchner Urteil könnte erst der Anfang sein. 2026 könnte das Jahr werden, in dem “saubere Daten” zum wertvollsten Gut der Tech-Branche werden – und darüber entscheiden, wer im KI-Rennen vorne liegt und wer in juristischen Grabenkämpfen stecken bleibt.

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