RBI bestellt neuen Chef und bucht 339 Millionen Euro Rückstellung
19.12.2025 - 06:31:12Die Raiffeisen Bank International (RBI) stellt die Weichen für die Zukunft – und muss gleichzeitig einen massiven finanziellen Rückschlag aus Russland verdauen. Die Bank gab den Führungswechsel an der Spitze bekannt und wurde von einem neuen, teuren Gerichtsurteil in Kaliningrad getroffen.
Der Aufsichtsrat berief Michael Höllerer zum neuen Vorstandsvorsitzenden. Der 47-jährige aktuelle Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien (RLB NÖ-Wien) übernimmt das Ruder am 1. Juli 2026.
Damit endet die Ära von Langzeit-CEO Johann Strobl. Der 66-Jährige, der die Bank seit 2017 durch die turbulenten Jahre der geopolitischen Spannungen steuerte, strebte keine weitere Amtszeit an. Aufsichtsratschef Erwin Hameseder würdigte Strobls Verdienste, besonders bei Modernisierung und Digitalisierung.
Mit Höllerer setzt die RBI auf einen internen Kenner:
* Er war von 2020 bis 2022 selbst Finanzvorstand (CFO) der RBI.
* Er sammelte operative Erfahrung in Osteuropa, unter anderem bei der Raiffeisen Bank Polska.
* Marktbeobachter werten die Entscheidung als Signal für Kontinuität.
Doch die Aufgabe ist gewaltig: Höllerer muss die Bank in einem zunehmend fragmentierten geopolitischen Umfeld neu positionieren.
Neues Urteil aus Russland trifft die Bilanz
Während die Personalie für Klarheit sorgt, kommt neuer Ärger aus Russland. Ein Schiedsgericht in Kaliningrad fällte ein folgenschweres Urteil in einem Rechtsstreit.
Die klagende Partei ist die sanktionierte russische Gesellschaft MKAP Rasperia Trading Limited („Rasperia“). Beklagte sind der Baukonzern Strabag SE, seine österreichischen Kernaktionäre und die russische RBI-Tochter, die AO Raiffeisenbank.
Das Urteil verpflichtet die Beklagten zur Schadenersatzzahlung. Für die RBI-Tochter bedeutet das eine sofortige Konsequenz: Sie muss im vierten Quartal 2025 eine Rückstellung in Höhe von 339 Millionen Euro bilden.
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Die Bank kündigte zwar Berufung gegen das Urteil an. Die vorsorgliche Buchung der riesigen Summe ist jedoch nach internationalen Rechnungslegungsstandards Pflicht. Ein weiteres Risiko: Das Urteil könnte theoretisch gegen Vermögenswerte der russischen Tochterbank vollstreckt werden.
Aktie unter Druck – Bank betont Robustheit
Die Nachricht von der neuen Millionenbelastung drückte umgehend auf die Stimmung. Die RBI-Aktie verlor im frühen Handel an der Wiener Börse rund 1,5 Prozent.
Die Bank versucht, die Märkte zu beruhigen. Sie betont, dass das Urteil keine Auswirkungen auf das Ergebnis des Konzerns ohne Russland habe. Auch die Kapitalausstattung bleibe robust.
Die harte Kernkapitalquote (CET1) lag Ende des dritten Quartals 2025 bei soliden 15,7 Prozent. Selbst im theoretischen Extremfall eines vollständigen Verlusts des russischen Eigenkapitals würde die Quote deutlich über den regulatorischen Anforderungen bleiben.
Dennoch summiert sich die Belastung. Nach massiven Wertberichtigungen im Jahr 2024 zeigt die neue Rückstellung: Das „Russland-Dossier“ bleibt auch drei Jahre nach Kriegsbeginn ein unberechenbarer Risikofaktor.
Ein Erbe voller Herausforderungen für den Neuen
Was erbt Michael Höllerer 2026? Ein operativ kerngesundes Haus in seinen Kernmärkten Zentral- und Osteuropa, das strategisch weiter von der Russland-Exposition gefesselt ist.
Experten deuten seine Bestellung als Signal der Raiffeisenlandesbanken, ihren Einfluss auf die börsennotierte Tochter zu wahren. Seine Erfahrung als ehemaliger CFO wird ihm helfen, die Effizienz in profitablen Märkten wie Tschechien oder Rumänien zu steigern.
Der Fall Rasperia ist dabei symptomatisch. Dass ein russisches Gericht die RBI-Tochter für Streitigkeiten um Strabag-Anteile haftbar macht, verdeutlicht die juristische Willkür, der westliche Unternehmen vor Ort ausgesetzt sind.
Bis zum Amtsantritt von Höllerer im Juli 2026 muss Johann Strobl den Schaden aus Kaliningrad begrenzen und die Berufung vorantreiben. Das Jahr 2026 wird ein Übergangsjahr, in dem die Weichen für die „Post-Russland-Ära“ der RBI gestellt werden müssen. Die 339-Millionen-Rückstellung ist ein schmerzhafter Schritt der Bilanzwahrheit in diesem langwierigen Prozess.
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