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Public Health Index: Deutschland auf Platz 17 von 18

09.12.2025 - 05:31:12

Deutschland belegt im europäischen Vergleich den vorletzten Platz beim Gesundheitsschutz für Kinder. Die Studie kritisiert fehlende Werbebeschränkungen und eine verfehlte Ernährungspolitik.

Deutschland versagt beim Gesundheitsschutz für Kinder. Der neue Public Health Index des AOK-Bundesverbands und des Deutschen Krebsforschungszentrums attestiert der Bundesrepublik einen desaströsen 17. Platz von 18 untersuchten europäischen Ländern. Während Nachbarn wie Großbritannien längst gegensteuern, verharrt Deutschland im Stillstand – mit dramatischen Folgen.

Ernährungspolitik: Letzter Platz für Deutschland

Bei der Ernährungspolitik landet die Bundesrepublik auf dem Schlusslicht-Platz. Die am 4. Dezember veröffentlichte Studie zeigt: Deutschland versagt bei nahezu allen wissenschaftlich empfohlenen Maßnahmen.

Die gravierendsten Defizite:

  • Keine Werbeschranken – Kinder werden weiterhin mit Junkfood-Werbung bombardiert
  • Fehlende Steuerungsinstrumente – Eine Zuckersteuer wie in Irland gibt es nicht
  • Mangelhafte Schulverpflegung – Kostenfreies, gesundes Essen an Schulen bleibt Utopie

Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende der AOK, findet deutliche Worte: „Der Index zeigt schwarz auf weiß, dass wir die Verantwortung für die Gesundheit unserer Kinder nicht ernst nehmen. Die Politik macht die gesunde Wahl nicht zur einfacheren Wahl – sondern das genaue Gegenteil.”

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UNICEF schlägt Alarm: 60 Prozent konsumieren Junkfood täglich

Flankiert werden die düsteren Zahlen von einem UNICEF-Bericht vom 2. Dezember. Das Ergebnis: 60 Prozent der Jugendlichen konsumieren täglich hochverarbeitete Lebensmittel – sogenannte Ultra-Processed Foods (UPF).

Diese Produkte sind reich an Zucker, Salz und gesättigten Fetten. In Industrieländern wie Deutschland stammen über 50 Prozent der täglichen Kalorien von Kindern aus UPFs. Die Folgen? Steigende Raten von Adipositas, Typ-2-Diabetes und mentalen Problemen wie Depressionen.

UNICEF warnt: Diese Lebensmittel sind gezielt so designed, dass sie das Sättigungsgefühl umgehen und suchtähnliches Essverhalten fördern. „Wir programmieren eine Generation systematisch auf Krankheit”, heißt es im Bericht.

Das gescheiterte Werbeverbot: Lobbyerfolg mit Folgen

Der Rückblick erklärt die Misere. Das Kinder-Lebensmittel-Werbegesetz (KLWG) von Ernährungsminister Cem Özdemir sollte 2024 Kinder vor Junkfood-Werbung schützen. Doch mit dem Ampel-Aus im Herbst 2024 wurde das Gesetz beerdigt.

Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft und Teile der Lebensmittelindustrie hatten massiv lobbyiert. Sie warnten vor wirtschaftlichen Schäden für die Medienlandschaft. Heute, ein Jahr später, präsentieren AOK und DKFZ die Rechnung: Deutschland steht ohne Schutzmechanismen da, während die Adipositas-Raten weiter steigen.

Foodwatch erneuerte diese Woche die Kritik und fordert einen sofortigen Neuanlauf. „Das Scheitern des KLWG war keine Panne, sondern unterlassene Hilfeleistung”, so ein Sprecher der Organisation.

63 Milliarden Euro jährliche Kosten

Die volkswirtschaftliche Dimension ist enorm. Die Studienautoren beziffern die direkten und indirekten Kosten durch ernährungsbedingte Krankheiten auf rund 63 Milliarden Euro jährlich.

Im Vergleich dazu wirken Präventionsinvestitionen verschwindend gering. Länder an der Spitze des Rankings haben längst erkannt: Prävention zahlt sich aus.

Erfolgsbeispiele:

  • Großbritannien – Die Zuckersteuer senkte den Zuckerkonsum bei Kindern signifikant
  • Skandinavien – Strikte Regulierung zeigt messbare Erfolge

Auffällig: Auch Österreich und die Schweiz belegen hintere Ränge. Dies deutet auf ein spezifisches Problem im deutschsprachigen Raum hin, wenn es um staatliche Eingriffe in die Ernährung geht.

Warten auf 2027 – oder endlich handeln?

Der nächste Public Health Index erscheint 2027. Bis dahin bleibt Zeit, das Ruder herumzureißen. Doch die Zeit drängt. DKFZ-Experten warnen: Ohne sofortige Maßnahmen – verbindliche Kennzeichnung, Steuerreformen, Werbeverbote – wird die nächste Generation mit noch geringerer Lebenserwartung bei guter Gesundheit rechnen müssen.

Für Eltern und Schulen bedeutet das: Sie tragen weiterhin die Hauptlast, um Kinder gegen eine auf ungesunde Ernährung ausgerichtete Umwelt zu wappnen. Die Forderung nach kostenlosem, gesundem Schulmittagessen bleibt laut – ob sie Gehör findet, ist nach dieser Woche fraglicher denn je.

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