Psychische, Erkrankungen

Psychische Erkrankungen: Fehltage auf Rekordniveau

25.11.2025 - 13:30:12

Der Sozialverband VdK schlägt Alarm. Die psychische Gesundheit am deutschen Arbeitsplatz erreicht einen kritischen Tiefpunkt. Besonders betroffen: Menschen zwischen 30 und 40 Jahren.

Auf der Landeskonferenz „Inklusion in der Arbeitswelt” des VdK Hessen-Thüringen vergangene Woche warnte Landesvorsitzender Paul Weimann eindringlich vor den Folgen. Über 200 Teilnehmer hörten seine klare Botschaft: „Psychische Erkrankungen haben Auswirkungen auf alle Lebensbereiche.” Ohne radikales Umdenken steuern Unternehmen auf eine Versorgungskrise zu.

Der DAK-Psychreport 2025 liefert ernüchternde Zahlen. Die Analyse des IGES Instituts zeigt:

  • 342 Fehltage pro 100 Versicherte im Durchschnitt über alle Branchen
  • 476 Fehltage im Gesundheitswesen – 39 Prozent über dem Schnitt
  • Frauen deutlich stärker betroffen: 431 Fehltage gegenüber 266 bei Männern

Depressionen führen die Statistik an und verursachen allein rund 183 Fehltage. Die Psychotherapeutenkammer Hessen kommentiert: „Die Zahlen sind eine Warnung.”

Die gefährliche Rushhour des Lebens

Das höchste Burnout-Risiko tragen nicht Manager kurz vor der Rente. Der Workplace Insights Report 2025 von DearEmployee räumt mit diesem Vorurteil auf. Die Studie analysierte Daten von knapp 80.000 Beschäftigten.

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Das Ergebnis überrascht: 18 Prozent der 31- bis 40-Jährigen schätzen sich als burnout-gefährdet ein. Bei Berufseinsteigern unter 21 Jahren liegt dieser Wert bei nur 6 Prozent.

In dieser Lebensphase kollidieren Karriereambitionen, Familiengründung und oft erste Pflegeverpflichtungen. Die Arbeitswelt fordert ständige Erreichbarkeit. Zeit für Regeneration? Fehlanzeige.

Führungskräfte als Teil des Problems

Der Gallup Engagement Index 2024/2025 offenbart einen historischen Tiefstand. Nur noch 9 Prozent der Beschäftigten fühlen sich emotional an ihren Arbeitgeber gebunden. 78 Prozent machen Dienst nach Vorschrift.

Dabei ist der Einfluss der Vorgesetzten immens. Laut Calm Health geben 65 Prozent der Angestellten an, dass ihre Führungskraft signifikanten Einfluss auf ihre mentale Gesundheit hat. Doch genau hier klafft die Lücke: Viele Führungskräfte sind fachlich exzellent, psychologisch aber ungeschult. Warnsignale werden übersehen, bis die Krankschreibung auf dem Tisch liegt.

Billionenschwere Produktivitätsverluste

Die Ignoranz kostet. Die WHO beziffert den globalen Produktivitätsverlust durch Depressionen und Angststörungen auf 1 Billion US-Dollar jährlich.

Für deutsche Unternehmen markiert 2025 einen Wendepunkt. Obstkorb und Gesundheitstag reichen nicht mehr als Prävention.

Was jetzt passieren muss:

  • Strukturelle Prävention: Realistische Personalbemessung statt individueller Yoga-Kurse
  • Führungskräfte-Schulung: Emotionale Intelligenz als Pflichtmodul im Management
  • Enttabuisierung: Über psychische Belastungen sprechen wie über körperliche Beschwerden

Die Datenlage ist eindeutig. Wer jetzt nicht in mentale Gesundheit investiert, zahlt später durch massive Ausfallzeiten und Fachkräfteverlust.

@ boerse-global.de