Psychische, Erkrankungen

Psychische Erkrankungen: Fehltage auf Rekordniveau

10.11.2025 - 04:42:12

52 Prozent mehr Ausfälle in zehn Jahren

Deutsche Arbeitnehmer fallen immer häufiger wegen seelischer Leiden aus. Die neuesten Zahlen führender Krankenkassen zeichnen ein düsteres Bild: Depressionen und Burnout verursachen nicht nur enormes persönliches Leid, sondern kosten die Wirtschaft Milliarden. Was sind die Ursachen dieser Entwicklung – und warum reagieren so viele Unternehmen noch immer zu zögerlich?

Die Zahlen sprechen für sich. Der Psychreport 2024 der DAK-Gesundheit dokumentiert einen Anstieg der Fehltage um 52 Prozent innerhalb eines Jahrzehnts. Auf 100 Versicherte entfielen 2023 bereits 323 Fehltage – psychische Leiden rangieren damit auf Platz drei aller Ausfallursachen.

Die ersten sechs Monate 2024 verschärften den Trend weiter: plus 14,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Knapp ein Fünftel aller krankheitsbedingten Ausfälle geht mittlerweile auf seelische Probleme zurück.

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Besonders kritisch: Die durchschnittliche Ausfalldauer beträgt fast 40 Tage – dreimal länger als bei anderen Erkrankungen. Frauen trifft es härter: Sie verzeichnen 60 Prozent mehr Fehltage als ihre männlichen Kollegen.

Pflegekräfte und Erzieher am Limit

Die Belastung verteilt sich ungleich über die Branchen. Mitarbeiter in sozialen Berufen leiden überproportional stark. Beschäftigte in Kitas und Altenpflege weisen die höchsten Ausfallraten auf – bis zu 71 Prozent über dem Durchschnitt.

Die konkreten Zahlen:
* 586 Fehltage pro 100 Beschäftigte in Kindertagesstätten
* 573 Fehltage in der Altenpflege
* Überdurchschnittliche Werte auch im öffentlichen Dienst und Gesundheitswesen

Zunehmend betroffen sind junge Menschen. Bei den 20- bis 29-Jährigen schnellten die Krankschreibungen mit psychischer Diagnose um über 30 Prozent nach oben. Die höchste Burnout-Gefahr droht laut “Workplace Insights 2025” der Altersgruppe zwischen 31 und 40 Jahren.

42 Milliarden Euro Schaden

Die volkswirtschaftlichen Folgen sind dramatisch. Allein die Produktionsausfälle durch psychische Erkrankungen summierten sich 2021 auf 15,8 Milliarden Euro. Aktuelle Schätzungen beziffern den Gesamtschaden durch alle krankheitsbedingten Ausfälle auf bis zu 42 Milliarden Euro jährlich.

Diese Summe umfasst nicht nur direkte Kosten für Lohnfortzahlung und Behandlung. Hinzu kommen versteckte Verluste durch Präsentismus – wenn Mitarbeiter trotz psychischer Probleme zur Arbeit erscheinen, aber kaum produktiv sind.

Ein weiteres Problem: Psychische Leiden sind die häufigste Ursache für Frühverrentungen. Das verschärft den ohnehin grassierenden Fachkräftemangel zusätzlich.

Gesetz ignoriert, Mitarbeiter überlastet

Die Wurzeln der Krise liegen tiefer als eine einzelne Ursache vermuten lässt. Digitalisierung, Arbeitsverdichtung und die Auflösung klarer Grenzen zwischen Job und Privatleben befeuern die Entwicklung seit Jahren.

Dabei wäre Vorsorge gesetzlich vorgeschrieben. Das Arbeitsschutzgesetz verlangt eine “Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung”. Doch eine DEKRA-Umfrage deckt auf: Weniger als ein Drittel der Betriebe setzt diese Pflicht um.

Die Folge? Eine massive Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität. Eine Union-Investment-Studie von 2025 zeigt: 90 Prozent der Beschäftigten erwarten, dass sich Arbeitgeber um mentale Gesundheit kümmern. Nur 44 Prozent haben den Eindruck, dass das tatsächlich geschieht.

Führungskräfte in der Pflicht

Experten fordern ein grundsätzliches Umdenken. Statt Symptome zu behandeln, muss Prävention zur Priorität werden. Die “Offensive Psychische Gesundheit” des Bundesarbeitsministeriums will Unternehmen dabei unterstützen und das Thema enttabuisieren.

Der Schlüssel liegt bei den Führungskräften. Sie müssen lernen, Warnsignale früh zu erkennen und eine Vertrauenskultur zu etablieren. Betriebliches Gesundheitsmanagement darf keine Pflichtübung bleiben, sondern muss konsequent gelebt werden.

Gelingt diese Wende nicht, drohen nicht nur weitere Millionen Ausfalltage. Deutschland riskiert dann auch einen nachhaltigen Verlust an Arbeitskräften und Innovationskraft – mit Folgen, die weit über einzelne Bilanzen hinausreichen.

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