Psychische, Erkrankungen

Psychische Erkrankungen: Deutschlands Arbeitswelt am Limit

14.11.2025 - 13:46:12

Psychische Leiden sind dritthäufigste Krankschreibungsursache mit durchschnittlich 33 Tagen Ausfallzeit. Wirtschaftliche Schäden belaufen sich auf über 35 Milliarden Euro jährlich.

Burnout, Depressionen, Schlafmangel – die psychische Gesundheit deutscher Arbeitnehmer verschlechtert sich dramatisch. Neue Zahlen der AOK und DAK belegen: Psychische Leiden sind zur dritthäufigsten Ursache für Krankschreibungen aufgestiegen. Die Folge? Volkswirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe und eine Arbeitswelt, die an ihre Grenzen stößt.

Besonders alarmierend: Eine Krankschreibung wegen psychischer Erkrankung dauerte 2024 durchschnittlich 33 Tage. Das sind fast fünf Wochen, in denen Betroffene komplett ausfallen. Experten warnen vor einem Teufelskreis aus Arbeitsdruck und Erschöpfung, der ohne entschlossenes Handeln zur dauerhaften Belastung wird.

34 Millionen Deutsche schlafen schlecht

Der Fehlzeiten-Report 2025 der AOK und der Psychreport der DAK zeichnen ein düsteres Bild. Depressionen, Angststörungen und Burnout haben Muskel-Skelett-Erkrankungen und Atemwegsinfekte fast eingeholt. Was die Situation verschärft: 80 Prozent der Erwerbstätigen leiden unter schlechtem Schlaf – das sind rund 34 Millionen Menschen.

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Psychische Belastungen am Arbeitsplatz bleiben oft unerkannt – laut DEKRA geben nur 28 Prozent der Beschäftigten an, dass in ihrem Betrieb eine psychische Gefährdungsbeurteilung stattfindet. Kostenfreie, sofort einsetzbare Vorlagen und Checklisten helfen Arbeitgebern und Arbeitsschutzverantwortlichen, Risiken systematisch zu erfassen und rechtssicher zu dokumentieren. So lassen sich Überlastungen früher erkennen und Ausfallzeiten reduzieren. Gefährdungsbeurteilung-Vorlagen gratis herunterladen

Die Verbindung zwischen Stress und Schlafmangel bildet einen gefährlichen Kreislauf. Wer unter Druck steht, schläft schlechter. Wer schlecht schläft, empfindet den Arbeitsalltag als noch belastender. Fast die Hälfte aller Beschäftigten fühlt sich bei der Arbeit müde, ein Drittel regelmäßig erschöpft.

Ingo Fietze von der Berliner Charité bringt es auf den Punkt: Die Gesellschaft drängt Schlaf in eine Nebenrolle, während die “eigenen Batterien” nicht mehr aufgeladen werden können. Die Folgen? Verminderte Konzentration, sinkende Produktivität und ein erhöhtes Risiko für Depressionen.

35 Milliarden Euro Wertschöpfung verloren

Die wirtschaftlichen Dimensionen sind gewaltig. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin beziffert die Produktionsausfallkosten durch psychische Erkrankungen für 2023 auf 20,5 Milliarden Euro. Der Ausfall an Bruttowertschöpfung liegt sogar bei 35,4 Milliarden Euro.

Laut AOK-Report waren psychische Erkrankungen 2024 für 12,5 Prozent aller Ausfalltage verantwortlich – Tendenz steigend. Allein Depressionen verursachten 183 Fehltage je 100 Versicherte. Diese langen Ausfälle belasten nicht nur die Sozialsysteme, sondern stellen Unternehmen vor massive Herausforderungen bei Personalplanung und Betriebsabläufen.

Die WHO schätzt die globalen Kosten von Depressionen und Angststörungen auf fast eine Billion US-Dollar jährlich. Deutschland bildet da keine Ausnahme.

Gesetz da, Umsetzung fehlt

Seit 2013 verpflichtet das Arbeitsschutzgesetz Arbeitgeber, psychische Belastungen systematisch zu erfassen. Die sogenannte psychische Gefährdungsbeurteilung soll Stressfaktoren wie Arbeitsintensität, soziale Konflikte oder mangelnde Wertschätzung aufdecken.

Die Realität? Nur 28 Prozent der Beschäftigten geben an, dass in ihrem Betrieb eine solche Beurteilung stattfindet – so der DEKRA Arbeitssicherheitsreport 2025. In Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern sieht es noch düsterer aus: Hier vernachlässigen 79 Prozent diese gesetzliche Pflicht.

Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine riesige Lücke. Initiativen wie die “Offensive Psychische Gesundheit” des Bundesarbeitsministeriums versuchen gegenzusteuern – doch der Weg ist lang.

Prävention wird zum Wettbewerbsfaktor

Die psychische Gesundheit der Belegschaft entwickelt sich zum entscheidenden Erfolgskriterium. Angesichts des Fachkräftemangels und einer Generation, die auf Work-Life-Balance achtet, wird das Engagement für mentales Wohlbefinden zum Wettbewerbsvorteil.

Flexible Arbeitsmodelle, Stressbewältigungsprogramme und wertschätzende Führung werden unerlässlich. Die WHO hat bereits umfassende Leitlinien veröffentlicht, die von der Schulung von Führungskräften bis zur Entstigmatisierung psychischer Probleme reichen.

Experten sind sich einig: Reaktives Handeln reicht nicht mehr. Statt nur auf Krankmeldungen zu reagieren, müssen Unternehmen eine Kultur schaffen, in der psychisches Wohlbefinden zum festen Bestandteil der Unternehmensstrategie gehört.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin stellt bereits wissenschaftliche Erkenntnisse und Handlungshilfen bereit. Doch ohne konsequente Umsetzung bleibt das Potenzial ungenutzt – und die Krise verschärft sich weiter.

Denn eines ist klar: Eine gesündere Arbeitswelt entsteht nur durch das Zusammenspiel von gesetzlichen Vorgaben, unternehmerischer Verantwortung und individueller Achtsamkeit. Die Zeit zu handeln ist jetzt.

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