Produktsicherheit: Deutschland verschärft Regeln drastisch
14.11.2025 - 14:29:12Die Bundesregierung krempelt die Produktsicherheit um. Der diese Woche in die Ausschussberatungen eingebrachte Gesetzentwurf zur Neugestaltung des Produktsicherheitsgesetzes (ProdSG) soll Deutschland mit der neuen EU-Verordnung zur allgemeinen Produktsicherheit (GPSR) in Einklang bringen. Für Unternehmen bedeutet das: schärfere Überwachung, härtere Strafen und neue Pflichten – möglicherweise schon ab Januar 2026.
Die Reform ist längst überfällig. Seit Dezember 2024 gilt die EU-Verordnung (EU) 2023/988 unmittelbar in allen Mitgliedstaaten. Doch ohne nationale Durchsetzungsmechanismen blieb das Regelwerk zahnlos. Genau diese Lücke schließt der deutsche Gesetzgeber nun. Besonders betroffen sind Hersteller, Importeure und Händler von Konsumgütern – allen voran die Elektro- und Elektronikbranche.
Was ändert sich konkret? Die Marktüberwachungsbehörden der Länder erhalten deutlich mehr Schlagkraft. Künftig können sie Online-Marktplätze direkt anweisen, gefährliche Produkte zu entfernen, den Zugang zu sperren oder mit prominenten Warnhinweisen zu versehen. Angesichts des boomenden E-Commerce eine überfällige Maßnahme.
Behörden fordern zunehmend konkrete Nachweise, dass Produkte sicher sind – und das umfasst längst nicht nur die technische Dokumentation. Viele Hersteller und Händler unterschätzen, wie detailliert Gefährdungsbeurteilungen heute aussehen müssen; bei Kontrollen drohen empfindliche Konsequenzen. Mit praxiserprobten Vorlagen und Checklisten erstellen Sie rechtssichere Gefährdungsbeurteilungen, die Prüfungen standhalten und Nachfragen der Marktüberwachung reduzieren. Ideal für Hersteller, Importeure und Händler, die ihre Produktkennzeichnungen und digitalen Informationen prüfen müssen. Jetzt GBU-Vorlagen kostenlos herunterladen
Der Grund für diese Verschärfung liegt auf der Hand: Der digitale Handel hat neue Schlupflöcher für unsichere Produkte geschaffen. Während die Kontrolle im stationären Handel etabliert ist, hinkt die Überwachung von Online-Plattformen hinterher. Plattformbetreiber werden künftig stärker in die Pflicht genommen – ein Trend, der sich europaweit durchsetzt.
Deutsch wird Pflicht – ohne Ausnahme
Eine zweite fundamentale Änderung dürfte in vielen Unternehmen für Aufruhr sorgen: Sämtliche sicherheitsrelevanten Informationen, Bedienungsanleitungen und Warnhinweise müssen künftig in deutscher Sprache vorliegen. Das gilt für physische Etiketten und Verpackungen ebenso wie für digitale Produktinformationen.
Keine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, wie viele internationale Produkte auf dem deutschen Markt zirkulieren. Unternehmen sollten ihre Informationsstrategien zeitnah überprüfen. Wer diese Vorgabe ignoriert, riskiert Sanktionen durch die Behörden. Die Botschaft ist unmissverständlich: Verbraucherschutz beginnt beim Verstehen.
Ambitionierter Zeitplan unter Hochdruck
Der am 10. Oktober 2025 vorgelegte Entwurf (mit Korrekturen vom 3. November) wurde am 12. November erstmals im zuständigen Ausschuss diskutiert. Läuft alles nach Plan, könnte das Gesetz bereits Anfang Januar 2026 in Kraft treten – nur zwei Wochen nach seiner Veröffentlichung.
Doch kann das klappen? Eine Parlamentsentscheidung Anfang Dezember wäre nötig. Wird zuvor noch eine formelle Anhörung angesetzt, verschiebt sich der Zeitplan. Für die Wirtschaft bedeutet das: Die Zeit zur Vorbereitung ist knapp. Unternehmen, die abwarten, spielen mit dem Feuer.
Mehr als Bürokratie: Signal an die Wirtschaft
Diese Gesetzesreform ist kein bürokratischer Selbstzweck. Deutschland setzt damit ein klares Signal: Die schärferen EU-Produktsicherheitsstandards werden in Europas größter Volkswirtschaft konsequent durchgesetzt. Für die Elektro- und Elektronikbranche, die ohnehin strengen Normen unterliegt, verstärkt das übergeordnete Gesetz die Kontrollmacht der Überwachungsbehörden zusätzlich.
Die neue Handhabe gegen Online-Marktplätze ist besonders bemerkenswert. Behörden erhalten eine klare Rechtsgrundlage für Löschungsanordnungen – ein wirksames Instrument gegen unsichere Elektrogeräte und andere Gefahrenprodukte, egal ob sie aus der EU stammen oder von außerhalb.
Welche Auswirkungen hat das auf deutsche DAX-Konzerne? Große Player wie Siemens oder Bosch dürften die Umstellung stemmen können. Doch für kleinere Importeure und Start-ups könnte der administrative Aufwand zur Belastungsprobe werden.
Handeln statt Abwarten
Während der Entwurf durch die Instanzen wandert, sollten Unternehmen nicht tatenlos bleiben. Priorität hat die Überprüfung aller Produktkennzeichnungen, Verpackungen und digitalen Informationen auf Konformität mit der deutschen Sprachpflicht für sicherheitsrelevante Inhalte.
Besonders Online-Händler mit starker Präsenz auf Marktplätzen müssen sich auf intensivere Kontrollen einstellen. Die Behörden werden schneller reagieren können – und das werden sie auch tun. Wer proaktiv handelt, erspart sich böse Überraschungen und geschäftliche Unterbrechungen.
Die Marschrichtung steht fest: Deutschlands Produktsicherheitslandschaft wird strenger, die Verantwortlichkeiten klarer. Unternehmen, die jetzt ihre Hausaufgaben machen, sind für 2026 gewappnet. Alle anderen könnten schmerzhaft lernen, dass Compliance keine Option ist – sondern Pflicht.
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