Polizei warnt vor neuer Welle digitaler Handy-Ausspähung

Organisierte Banden spähen gezielt Smartphone-Entsperrcodes am Geldautomaten aus. Die Polizei Hamburg und internationale Sicherheitsbehörden melden einen drastischen Anstieg dieser modernen Form des “Shoulder Surfing”. Mit dem geklauten Gerät und dem bekannten Code erbeuten Kriminelle den digitalen Schlüssel zum gesamten Leben ihrer Opfer.

Vom PIN-Abstecher zum Identitätsdiebstahl

Die klassische Methode, die PIN der Bankkarte abzugucken, hat eine gefährliche Evolution durchlaufen. Täter nutzen die hektische Nachweihnachtszeit gnadenlos aus und fokussieren sich nun auf das Smartphone. Sie beobachten in Bankfilialen oder an Geldautomaten, wie Nutzer ihre Geräte entsperren.

Das Vorgehen ist perfide: Sobald der Code bekannt ist, wird das Handy durch Ablenkungsmanöver entwendet. Mit dem Geräte-Code können Kriminelle oft biometrische Sicherungen in Banking-Apps zurücksetzen. Der Schaden übersteigt den reinen Kartenklau bei Weitem – es geht um den Zugriff auf das komplette digitale Leben der Opfer.

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Internationale Banden und harte Urteile

Das Phänomen ist grenzüberschreitend. In einem wegweisenden Urteil wurden in Belgien mehrere Täter dieser Methode zu Haftstrafen von bis zu 48 Monaten verurteilt. Die Justiz stuft die Taten als hochprofessionellen Computerbetrug ein, nicht als bloßen Taschendiebstahl.

Auch in Deutschland ist die Lage angespannt. Während in Hilden am zweiten Weihnachtsfeiertag noch die Trümmer eines gesprengten Geldautomaten beseitigt wurden, verlagert sich die kriminelle Energie zunehmend auf diese subtilere digitale Ebene. Die Opfer sind oft traumatisiert, weil ihre gesamte digitale Identität kompromittiert wurde.

Bargeldloses Bezahlen als Risikofaktor

Ein Treiber dieser Entwicklung ist die zunehmende Verschmelzung von Smartphone und Bankgeschäft. Dienste wie “Cardless Cash” zwingen Nutzer dazu, ihr Gerät am Automaten zu entsperren. Das macht sie zur leichten Beute.

Die Täter agieren arbeitsteilig: Einer späht aus, ein Komplize lenkt ab, ein Dritter stiehlt. Bis das Opfer den Verlust bemerkt und Sperrmaßnahmen einleitet, sind die Konten oft bereits leergeräumt. Experten des c’t Magazins warnen: Das Smartphone ist am Geldautomaten genauso schutzbedürftig wie das Bargeld selbst.

Wie können Sie sich schützen?

Die Polizei rät zu höchster Wachsamkeit, besonders in den vollen Innenstädten bis Silvester. Diese konkreten Maßnahmen schützen Sie:

• Abschirmen: Verdecken Sie die Eingabe Ihres Smartphone-Codes konsequent – nutzen Sie Ihren Körper als Sichtschutz.
• Komplexe Codes: Verwenden Sie einen alphanumerischen Code statt einer einfachen 4-stelligen PIN.
• Sofort sperren: Speichern Sie die Sperr-Notrufnummer 116 116 auch physisch, um Zugänge bei Verlust sofort zu blockieren.
• Abstand einfordern: Bitten Sie Personen, die zu nahe kommen, bestimmt um Distanz. Brechen Sie den Vorgang im Zweifel ab.

Die Sicherheitslücke bleibt bestehen, solange ein simpler Zahlencode als Master-Schlüssel für das Smartphone dient. Banken und Hersteller dürften im kommenden Jahr reagieren – etwa mit Funktionen, die an unsicheren Orten sofortige biometrische Bestätigung verlangen. Bis dahin ist Eigenverantwortung gefragt.

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