Phishing, Telegram

Phishing per Telegram: Neue Angriffswelle umgeht klassische Abwehr

15.11.2025 - 10:59:12

Cyberkriminelle setzen auf eine raffinierte Methode: HTML-Anhänge täuschen Login-Portale vor, während Telegram-Bots die erbeuteten Zugangsdaten direkt abgreifen. Traditionelle E-Mail-Sicherheitssysteme laufen ins Leere – die Angreifer sind ihnen einen entscheidenden Schritt voraus.

Sicherheitsforscher schlagen Alarm: Eine großangelegte Phishing-Kampagne nutzt geschickt getarnte HTML-Dateien, um Nutzerdaten zu stehlen. Das Perfide daran? Die gefälschten Login-Seiten verstecken sich direkt im E-Mail-Anhang und brauchen keine verdächtigen Links. Stattdessen fließen die gestohlenen Passwörter über die Telegram-API in Echtzeit zu den Kriminellen. Betroffen sind vor allem Unternehmen in Mittel- und Osteuropa – doch die Methode könnte sich schnell global ausbreiten.

Der Angriff beginnt harmlos: Eine E-Mail, die aussieht wie eine Angebotsanfrage oder Rechnung, landet im Postfach. Im Anhang steckt eine HTML-Datei mit unverdächtigem Namen wie “RFQ_4460-INQUIRY.HTML”. Da der Schadcode komplett in der Datei eingebettet ist und keine externe Verbindung aufbaut, übersehen ihn die meisten Security-Gateways beim ersten Scan.

Öffnet das Opfer den Anhang, erscheint ein verschwommenes Dokumentenbild – überlagert von einem täuschend echten Login-Fenster. Adobe, Microsoft, FedEx oder DHL: Die Marken variieren, das Prinzip bleibt gleich. Ein JavaScript-Code erzeugt diese Fassade direkt im Browser. Gibt der Nutzer seine Zugangsdaten ein, schnappt die Falle zu. Kein externer Server, keine verdächtige URL – nur eine lokale Datei, die ihre Beute selbst einsammelt.

Anzeige

Genervt von neugierigen Mitlesern und unsicheren Chats? Gerade weil Cyberkriminelle legitime Dienste missbrauchen, sollten Sie Ihre Messenger richtig absichern. Der kostenlose Telegram-Startpaket-Report erklärt Schritt für Schritt, wie Sie Telegram auf Smartphone und PC einrichten, Nummer verbergen, geheime Chats nutzen und die wichtigsten Datenschutz-Einstellungen aktivieren. Ideal für alle, die ihre Kommunikation schützen wollen – mit klaren Anleitungen, die auch Einsteiger sofort umsetzen können. Jetzt kostenlosen Telegram-Report herunterladen

Kann man sich überhaupt noch wehren, wenn selbst harmlos wirkende Anhänge zur Gefahr werden?

Telegram wird zur Datenautobahn

Der eigentliche Clou liegt in der Datenübertragung. Statt auf klassische Command-and-Control-Server zu setzen, nutzen die Angreifer die Telegram Bot API. Jede erbeutete Zugangskombination wandert unmittelbar in einen privaten Telegram-Kanal. Das macht die Infrastruktur extrem widerstandsfähig: Kein zentraler Server, den Behörden vom Netz nehmen könnten. Stattdessen tarnt sich der Datenverkehr als normale Telegram-Kommunikation.

Sicherheitsexperten sprechen vom “zentralen Nervensystem” der Operation. Die Methode ist so effektiv, weil sie einen legitimen Dienst missbraucht, den Millionen täglich nutzen. Im Rauschen des normalen Netzwerkverkehrs verschwindet die Spur der gestohlenen Daten nahezu vollständig.

Phishing aus dem Baukasten: Der Aruba-Fall

Wie professionell die Kriminellen mittlerweile agieren, zeigt ein aktueller Angriff auf Kunden von Aruba S.p.A., einem der größten IT- und Hosting-Anbieter Italiens. Die Sicherheitsfirma Group-IB deckte auf: Hinter der Kampagne steckt ein komplettes Phishing-as-a-Service-Paket, das als Komplettlösung an andere Cyberkriminelle verkauft wird.

Die Opfer erhielten E-Mails über angeblich auslaufende Services. Die verlinkte Login-Seite? Perfekt geklont, bis ins Detail. Die E-Mail-Adresse war bereits eingetragen – für die extra Portion Glaubwürdigkeit. Besonders raffiniert: Ein CAPTCHA filterte vorab automatisierte Analyse-Tools aus und täuschte zusätzliche Legitimität vor.

Nach den Login-Daten folgte die nächste Stufe: Eine gefälschte Zahlungsseite forderte Kreditkartendaten für eine kleine Gebühr an. Als Krönung kam ein falsches Einmalpasswort-Formular, das selbst die Zwei-Faktor-Authentifizierung umgehen sollte. Ein mehrstufiger Angriff, der in Echtzeit betrügerische Transaktionen autorisieren kann.

Der Wandel der Cyberkriminalität

Diese Entwicklung markiert einen Wendepunkt. Cyberkriminelle setzen nicht mehr auf plumpe Link-Phishing-Mails, die moderne Filter routinemäßig aussortieren. Stattdessen nutzen sie selbstständige Toolkits, die schwerer zu erkennen und zu stoppen sind. Die Telegram-Integration ist dabei kein Einzelfall, sondern Teil eines größeren Trends: Legitime Plattformen werden zur sicheren Basis für illegale Aktivitäten.

Das Phishing-as-a-Service-Modell senkt die Einstiegshürde dramatisch. Auch technisch weniger versierte Kriminelle können heute ausgefeilte Angriffe starten. Für eine Gebühr gibt’s das Komplettpaket: Templates, Automatisierung und ein belastbares Exfiltrations-Netzwerk. Cyberkrime wird demokratisiert – mit allen Konsequenzen.

Auf Telegram werden diese Phishing-Kits offen gehandelt, kriminelle Operationen koordiniert. Die Plattform wird ungewollt zum sicheren Hafen für Betrüger.

Was Unternehmen jetzt tun müssen

Sicherheitsexperten rechnen mit einer deutlichen Zunahme HTML-basierter Angriffe. Je besser Organisationen traditionelle Phishing-Links erkennen, desto kreativer werden die Angreifer bei der Umgehung. Die Antwort kann nur eine mehrschichtige Verteidigung sein.

Moderne E-Mail-Security-Lösungen müssen Anhänge tiefgehend analysieren können, idealerweise in abgeschotteten Sandbox-Umgebungen. Doch Technik allein reicht nicht. Mitarbeiterschulungen sind wichtiger denn je: Jeder Login-Request, der aus einem E-Mail-Anhang kommt, sollte Misstrauen wecken – selbst wenn der Absender vertrauenswürdig erscheint.

Als Basisschutz bleibt die Zwei-Faktor-Authentifizierung unverzichtbar. Selbst wenn Angreifer das Passwort erbeuten, scheitern sie an der zusätzlichen Sicherheitsebene. Zumindest solange Nutzer nicht auch die Einmalpasswörter auf gefälschten Seiten eingeben.

Die Botschaft ist klar: Die nächste Generation von Phishing-Angriffen ist bereits da – und sie kommt ohne verdächtige Links aus.

Anzeige

PS: Sie nutzen Telegram bereits oder denken über den Umstieg nach? Das Gratis-Startpaket zeigt in wenigen Minuten die wichtigsten Sicherheitseinstellungen, erklärt geheime Chats, versteckte Nummernoptionen und wie Sie Ihre Chats vor neugierigen Dritten schützen. Dazu gibt es praktische Tipps zur Privatsphäre, Hinweise zu Backup-Optionen und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für Smartphone, Tablet und PC. Kompakt, verständlich und sofort umsetzbar – perfekt, um sich gegen Missbrauch und Datenabfluss zu wappnen. Telegram-Sicherheits-Guide jetzt gratis anfordern

@ boerse-global.de