Pendlerpauschale, Cent

Pendlerpauschale: 38 Cent ab dem ersten Kilometer

28.11.2025 - 15:30:13

Die Ampel-Koalition unter Kanzler Friedrich Merz will Berufspendlern spürbar unter die Arme greifen. Ab Januar 2026 soll die Pendlerpauschale vereinheitlicht werden: 38 Cent pro Kilometer – und zwar vom ersten Meter an. Doch während Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) von „Gerechtigkeit zwischen Stadt und Land” spricht, formiert sich Widerstand. Der Bundesrat droht mit Blockade, eine neue Studie zweifelt an der sozialen Fairness. Wird aus der geplanten Entlastung am Ende doch noch ein Rohrkrepierer?

Derzeit gilt ein zweistufiges System: Die ersten 20 Kilometer der einfachen Wegstrecke können mit 30 Cent abgesetzt werden, erst ab dem 21. Kilometer steigt der Satz auf 38 Cent. Diese Regelung soll Geschichte werden. Einheitlich 38 Cent von Beginn an – so lautet die Formel des Steueränderungsgesetzes 2025, über das der Bundestag am 4. Dezember abstimmt.

Für Millionen Arbeitnehmer, die täglich kürzere oder mittlere Strecken zur Arbeit zurücklegen, könnte das echtes Geld bedeuten. Das Bundesfinanzministerium hat vorgerechnet: Bei 10 Kilometern Arbeitsweg winken 176 Euro mehr im Jahr, bei 20 Kilometern sogar 352 Euro. Gerade Beschäftigte in Stadtrandlagen oder kleineren Gemeinden, die bislang leer ausgingen, würden profitieren.

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Doch so einfach, wie es klingt, wird es wohl nicht. Denn höhere Absetzbeträge bedeuten weniger Steuereinnahmen – und die teilen sich Bund, Länder und Kommunen. Genau hier liegt der Knackpunkt. Der Bundesrat warnt vor „erheblichen Steuerausfällen” und fordert vom Bund vollen Ausgleich für die Länderhaushalte. Ohne Einigung droht der Gang in den Vermittlungsausschuss – und damit eine Verschiebung des Inkrafttretens über den 1. Januar hinaus.

Finanzminister Klingbeil bleibt hart: „Eine Bundeserstattung wird es nicht geben.” Die Länder müssten ihre Verantwortung für die Bürger wahrnehmen. Die Ministerpräsidenten sitzen damit in der Zwickmühle: Blockieren sie die Reform, riskieren sie den Zorn ihrer Pendler. Stimmen sie zu, fehlen ihnen womöglich Millionen in den Kassen.

Gerecht oder nicht? Die Einkommensfrage

Als wäre der Streit mit den Ländern nicht genug, meldet sich pünktlich zur heißen Phase eine unbequeme Stimme zu Wort. Die Denkfabrik Agora Verkehrswende hat heute eine Analyse vorgelegt, die der Reform soziale Schlagseite attestiert. Das Problem: Die Pendlerpauschale mindert nicht die Steuerschuld direkt, sondern das zu versteuernde Einkommen. Wer viel verdient und einen hohen Steuersatz hat, spart deshalb pro Kilometer deutlich mehr als jemand mit niedrigem Einkommen.

Konkret kalkuliert Agora: Ein Gutverdiener könne unter den neuen Regeln rund 223 Euro mehr herausholen als ein Geringverdiener – bei identischer Strecke. „Die aktuelle Ausgestaltung führt dazu, dass Besserverdienende stärker profitieren als andere Einkommensgruppen”, heißt es in dem Bericht. Die Experten fordern stattdessen ein sogenanntes Mobilitätsgeld: einen festen Betrag, der unabhängig vom Steuersatz direkt von der Steuerschuld abgezogen wird.

Für Geringverdiener gibt es zwar die Mobilitätsprämie – 14 Prozent der Pauschale ab dem 21. Kilometer, auch für Menschen, die kaum Steuern zahlen. Doch diese greift erst ab einer bestimmten Distanz und wurde nun lediglich über 2026 hinaus verlängert. Ob das ausreicht, um die Schieflage zu korrigieren?

Was Pendler jetzt wissen müssen

Die politische Hängepartie versetzt Lohnbuchhaltungen und Steuerzahler in Wartestellung. Softwareanbieter bereiten sich auf die Umstellung vor, doch solange der Bundesrat nicht grünes Licht gibt, bleibt alles in der Schwebe.

Der Fahrplan:
Am 4. Dezember 2025 stimmt der Bundestag ab. Danach geht das Gesetz in den Bundesrat. Sollte dieser den Vermittlungsausschuss anrufen, könnte sich die Verabschiedung bis Anfang 2026 ziehen – mit wahrscheinlich rückwirkender Geltung ab 1. Januar.

Was zu tun ist:
Arbeitnehmer müssen vorerst nichts unternehmen. Falls das Gesetz kommt, fließt die höhere Pauschale in die Steuererklärung für 2026 ein, die 2027 eingereicht wird.

Für die schwarz-rote Koalition steht viel auf dem Spiel. Die Pendlerpauschale gilt als Leuchtturmprojekt der Innenpolitik – ein Versprechen aus dem Wahlkampf 2025, das Kanzler Merz und Minister Klingbeil unbedingt einlösen wollen. Scheitert die Reform, wäre das ein herber Rückschlag für die noch junge Regierung. Bleibt die Frage: Siegt am Ende die Vernunft – oder das Geld?

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