PayPal: 1 Million Dollar Bitcoin-Gewinnspiel und 5% Zinsen auf Stablecoin

Während die Konkurrenz schläft, dreht PayPal am Krypto-Rad: Ein millionenschweres Bitcoin-Gewinnspiel soll US-Kunden in der Vorweihnachtszeit ködern. Doch das ist nur die halbe Geschichte – im Hintergrund baut der Zahlungsriese systematisch die Infrastruktur für seinen Stablecoin PYUSD aus. Könnte ausgerechnet das klassische Online-Bezahlsystem zum ernsthaften Player im Krypto-Markt werden?

Die Strategie ist clever durchdacht: Während PayPal mit glamourösen Preisen die breite Masse anlockt, arbeiten Partner wie die Krypto-Börse Bitrue und der Stablecoin-Emittent Paxos an der professionellen Grundlage. Das Ziel? Den hauseigenen PayPal-Dollar (PYUSD) fest im digitalen Finanzökosystem zu verankern.

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Das Timing könnte kaum besser sein: Vom 17. November bis 21. Dezember 2025 läuft das “PayPal Crypto Sweepstakes” – und die Preisgelder haben es in sich. Sechs Hauptgewinner dürfen sich jeweils über 100.000 Dollar in Bitcoin freuen. Zusätzlich winken 30 Preise à 10.000 Dollar und fast 1.000 kleinere Gewinne von je 500 Dollar.

Die Teilnahme ist denkbar einfach: Wer Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum über PayPal kauft oder verkauft, sammelt automatisch Lose – bis zu zehn pro Woche. Ein cleverer Schachzug, um die eigene Handelsplattform zu beleben. Interessant dabei: Transaktionen mit dem hauseigenen Stablecoin PYUSD zählen ausdrücklich nicht für die Gewinnchancen. Warum? PayPal will offenbar gezielt den Handel mit volatilen Kryptowährungen ankurbeln.

Bitrue macht PYUSD zur Zinsmaschine

Während das Gewinnspiel läuft, passiert an anderer Stelle etwas möglicherweise Entscheidenderes: Die Krypto-Börse Bitrue hat am 27. November den Zinssatz für PYUSD-Guthaben auf 5 Prozent jährlich angehoben. Für einen Stablecoin, der stabil am US-Dollar klebt, ist das eine attraktive Rendite – vor allem für nervöse Anleger.

“In außergewöhnlich volatilen Zeiten ohne klare Marktrichtung flüchten unsere Kunden in Stablecoins”, erklärt Adam O’Neill, Marketingchef bei Bitrue. “Aber der Appetit, auch mit diesen Beständen zu profitieren, bleibt bestehen.” Die Rechnung ist simpel: Wer sein Geld in PYUSD parkt, ist vor Krypto-Crashs geschützt und verdient trotzdem deutlich mehr als auf einem deutschen Sparbuch.

Diese Entwicklung könnte der entscheidende Hebel sein. Während das Bitcoin-Gewinnspiel PR-Spektakel bleibt, schafft die Zinsofferte echte wirtschaftliche Anreize für langfristige Nutzer.

Paxos rüstet die Infrastruktur auf

Die dritte Säule der PayPal-Krypto-Offensive steht etwas im Schatten, ist aber nicht minder bedeutsam: Am 25. November gab Paxos – der Emittent hinter PYUSD – die Übernahme von Fordefi bekannt. Das Unternehmen spezialisiert sich auf institutionelle Wallet-Technologie mit höchsten Sicherheitsstandards.

Was nach technischem Kleinkram klingt, hat handfeste Konsequenzen: Die sogenannte Multi-Party-Computation-Technologie (MPC) von Fordefi macht es Banken, Fonds und anderen Großinvestoren erheblich einfacher, PYUSD sicher zu verwahren und zu nutzen. Damit öffnet sich das Tor zum Markt der Finanzprofis – einer Zielgruppe, die bislang beim PayPal-Stablecoin noch zurückhaltend war.

Zwar handelt es sich nicht um eine direkte PayPal-Akquisition, doch als Hauptpartner profitiert der Zahlungsdienstleister unmittelbar. Die Brücke zwischen traditioneller Finanzwelt und dezentralen Anwendungen (DeFi) wird stabiler.

Börse reagiert verhalten optimistisch

An der Wall Street beobachtet man PayPals Krypto-Ambitionen mit gemischten Gefühlen. Nach dem starken dritten Quartal 2025 – das Unternehmen übertraf die Erwartungen mit einem Gewinn je Aktie von 1,34 Dollar statt erwarteten 1,20 Dollar – pendelt sich die Aktie bei rund 82 Dollar ein. Die Analystenmehrheit rät zum “Halten”.

Bemerkenswert: Ende Oktober führte PayPal erstmals eine Quartalsdividende von 0,14 Dollar ein. Für einen ehemaligen Wachstumswert ein ungewöhnlicher Schritt, der signalisiert: Das Unternehmen ist erwachsen geworden und will Aktionäre direkt am Erfolg beteiligen.

Die doppelte Strategie – spektakuläre Verbraucheraktionen plus solider Infrastrukturausbau – deutet darauf hin, dass PayPal es mit Kryptowährungen ernst meint. Der Wettbewerbsdruck durch Fintechs und klassische Banken zwingt zum Handeln.

Was kommt nach dem 21. Dezember?

Wenn das Gewinnspiel am 21. Dezember endet, wird PayPal genau hinsehen: Wie viele Neukunden ließen sich ködern? Wie oft handelten sie? Die Antworten werden die Krypto-Marketingstrategie für 2026 prägen.

Parallel läuft die “PayPal World”-Initiative, die verschiedene Zahlungsdienste wie Venmo und PayPal in ein nahtloses Netzwerk verwandeln soll. In diesem Ökosystem könnte PYUSD als digitale Brückenwährung eine zentrale Rolle spielen – schnelle, günstige Transaktionen zwischen Plattformen ohne Umweg über traditionelle Banken.

Noch haben US-Nutzer drei Wochen Zeit, sich ein paar Bitcoin-Lose zu sichern. Die eigentliche Frage lautet aber: Wird PayPal in fünf Jahren als Zahlungsabwickler mit Krypto-Gimmick erinnert – oder als ernstzunehmende Kraft im digitalen Währungsmarkt?

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