Passkeys: Das Ende der Passwort-Ära beginnt jetzt
15.10.2025 - 14:15:02Apple, Google und Microsoft führen passwortlose Authentifizierung mit Passkeys ein, die Phishing-Angriffe verhindern und die Sicherheit revolutionieren. Biometrie ersetzt traditionelle Kennwörter.
Die größte Revolution in der digitalen Sicherheit seit Jahrzehnten nimmt Fahrt auf. Tech-Giganten wie Apple, Google und Microsoft verabschieden sich vom traditionellen Passwort – und setzen stattdessen auf Passkeys und intelligente Browser-Sicherheit. Der Grund? Passwörter versagen bei modernen Cyberattacken auf ganzer Linie.
Diese Woche markiert einen Wendepunkt: Erstmals werden Nutzer massenhaft auf passwortlose Anmeldeverfahren umgestellt. Was jahrelang als Zukunftsvision galt, wird zur Realität – und könnte das schwächste Glied der IT-Sicherheit endlich eliminieren: den Menschen bei der Passwort-Erstellung.
Passkeys erobern die Welt: Phishing wird unmöglich
Das Herzstück der passwortlosen Revolution sind Passkeys nach dem FIDO2/WebAuthn-Standard. Statt eines nutzerdefinierten Zeichensalats verwenden sie ein Paar einzigartiger Verschlüsselungsschlüssel. Der öffentliche Schlüssel liegt auf dem Server der Website, der private bleibt sicher auf dem Gerät des Nutzers – sei es Smartphone, Computer oder Hardware-Sicherheitsschlüssel.
Die Anmeldung erfolgt per Biometrie (Face ID, Fingerabdruck) oder Geräte-PIN. Der entscheidende Vorteil: Phishing wird praktisch unmöglich, da der Schlüssel an die spezifische Website gebunden ist und nicht auf gefälschten Seiten funktioniert.
Die Zahlen sprechen für sich: Laut FIDO Alliance können bereits Milliarden Online-Konten mit Passkeys genutzt werden. Über 97 Prozent moderner Geräte unterstützen die Technologie. Unternehmen berichten von dramatisch verbesserten Anmelderaten und deutlich weniger Sicherheitsvorfällen.
Alte Passwort-Regeln sind überholt: Länge schlägt Komplexität
Während die Zukunft passwortlos ist, braucht der Übergang Zeit. Für bestehende Konten haben sich die Sicherheitsregeln fundamental geändert. Das US-amerikanische National Institute of Standards and Technology (NIST) empfiehlt: Länge vor Komplexität.
Statt kryptischer Zeichenkombinationen sind lange Passphrasen aus mehreren Wörtern der neue Standard – mindestens 12 bis 15 Zeichen. Diese sind für Menschen merkbar, für Computer aber exponentiell schwerer zu knacken.
Vorbei sind auch die Zeiten häufiger Passwort-Wechsel. Diese führten meist zu schwächeren, vorhersagbaren Mustern. Moderne Sicherheit setzt auf ein starkes Initial-Passwort und Änderungen nur bei konkretem Verdacht auf Kompromittierung.
Unverzichtbar bleibt die Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA), die auch bei gestohlenen Passwörtern wirksamen Schutz bietet.
Anzeige: Bis Passkeys überall verfügbar sind, sollten Sie Ihr Smartphone aktiv absichern – denn hier landen viele Angriffe zuerst. Ein kostenloser Ratgeber zeigt die 5 wichtigsten Schutzmaßnahmen für Android, Schritt für Schritt und ohne Zusatz-Apps: WhatsApp, Online‑Banking, PayPal & Co. richtig schützen. Jetzt kostenloses Android‑Sicherheitspaket sichern
Browser werden zu Sicherheitszentralen
Web-Browser entwickeln sich von passiven Internet-Zugängen zu aktiven Sicherheitspartnern. Microsofts jüngster „Patch Tuesday“ behob 193 Schwachstellen, darunter mehrere in Edge – ein Beleg für die kontinuierliche Härtung dieser kritischen Anwendungen.
Google geht einen Schritt weiter: Eine neue Chrome-Funktion erkennt automatisch kompromittierte Passwörter und bietet deren sofortigen Austausch per Klick an. Apple integriert Passkey-Management nahtlos in iCloud Keychain, ermöglicht so sichere Anmeldungen zwischen iPhone, iPad und Mac.
Diese Browser-Integration schafft ein zentralisiertes, automatisiertes Verteidigungssystem für Durchschnittsnutzer.
Warum Passwörter versagen müssen
Der koordinierte Abschied vom Passwort hat einen klaren Grund: katastrophales Sicherheitsversagen. Verizons Data Breach Report zeigt: Kompromittierte Zugangsdaten sind bei der überwiegenden Mehrheit aller Datenlecks beteiligt.
Cyberkriminelle nutzen schwache, gestohlene oder wiederverwendete Passwörter industriell durch automatisierte Angriffe. Der globale Markt für passwortlose Authentifizierung soll in den nächsten zehn Jahren auf fast 80 Milliarden Euro wachsen – ein Beleg für die enormen Kosten passwortbasierter Sicherheitsvorfälle.
Neben Sicherheit treibt Nutzerkomfort den Wandel. „Passwort-Müdigkeit“ – der Kampf mit Hunderten einzigartiger Kennwörter – führt zu schlechten Sicherheitsgewohnheiten. Passkeys und Biometrie bieten simultane Verbesserungen: schneller, einfacher, sicherer.
Der Weg in die passwortlose Zukunft
Die Richtung ist klar: Passwortlose Authentifizierung wird Standard. In den nächsten Jahren wird „Mit Passkey anmelden“ so verbreitet wie heute „Mit Google anmelden“.
Künstliche Intelligenz wird die Sicherheit weiter stärken: Verhaltensanalysen erkennen Anomalien und passen Authentifizierungsanforderungen in Echtzeit an.
Herausforderungen bleiben: Legacy-Systeme benötigen Zeit für Updates, Nutzer brauchen Vertrauen in neue Methoden. Doch die kombinierte Kraft der weltgrößten Tech-Konzerne, Standardisierungsgremien und Cybersicherheitsexperten zeigt: Das Ende der Passwort-Ära ist keine Zukunftsvision mehr – sondern beschleunigte Realität.