Orthorexie: Wenn gesunde Ernährung zur Krankheit wird
14.11.2025 - 00:04:12Die pathologische Fixierung auf reine Nahrung entwickelt sich zur neuen Essstörung, die durch Social Media befeuert wird und zu sozialer Isolation sowie Mangelernährung führt.
Im Zeitalter von “Clean Eating” und perfekt inszenierten Food-Fotos versteckt sich eine Essstörung hinter dem Deckmantel des Gesundheitsbewusstseins: Orthorexia nervosa. Was harmlos mit dem Vorsatz einer besseren Ernährung beginnt, entwickelt sich für immer mehr Menschen zu einem zwanghaften Kontrollmechanismus mit schweren Folgen.
Die aus dem Griechischen für “richtiger Appetit” abgeleitete Orthorexie beschreibt die pathologische Fixierung auf die Qualität und Reinheit von Nahrung. Betroffene entwickeln starre Ernährungsregeln und teilen Lebensmittel rigoros in “gut” und “böse” ein. Diese zwanghafte Kontrolle führt oft zu sozialer Isolation, Mangelernährung und hohem psychischem Leidensdruck.
Der schmale Grat zwischen Bewusstsein und Zwang
Wann kippt gesunde Ernährung in eine Störung? Experten schlagen Alarm, wenn Gedanken ständig ums Essen kreisen, die Mahlzeitenplanung mehrere Stunden täglich verschlingt und soziale Aktivitäten aus Angst vor “falschem” Essen gemieden werden.
Passend zum Thema: Mangelernährung und unerkannte Nährstoffdefizite können schwerwiegende Folgen haben. Viele Betroffene merken nicht, welche Werte fehlen – Labortests bringen oft die nötige Klarheit. Der kostenlose 25-seitige Report “Laborwerte-Selbstcheck” erklärt verständlich, welche Blutwerte (z. B. Eisen, Vitamin B12, TSH) wichtig sind, wie Sie Ergebnisse besser einordnen und wann ein Arztbesuch nötig ist. Jetzt kostenlosen Laborwerte-Report anfordern
Der entscheidende Unterschied zu Anorexie oder Bulimie: Menschen mit Orthorexie streben nicht nach Gewichtsreduktion, sondern nach einer subjektiv perfekten, reinen und unverarbeiteten Ernährung. Paradoxerweise mündet dieses Streben häufig in gefährlich einseitiger Kost und dem Mangel essenzieller Nährstoffe.
Obwohl Orthorexie weder im ICD-11 noch im DSM-5 als eigenständige Störung aufgeführt ist, diskutiert die Fachwelt sie intensiv. Häufig wird sie als Form der Zwangsstörung oder Vorstufe zu anderen Essstörungen betrachtet.
Instagram und TikTok befeuern den Zwang
Social-Media-Plattformen fungieren als Katalysator orthorektischer Tendenzen. Der endlose Strom perfekt gestylter “gesunder” Mahlzeiten und idealisierter Körperbilder von Fitness- und Ernährungs-Influencern erzeugt enormen Druck.
Eine Studie der Universität Klagenfurt aus 2023 belegt: Nutzer, die sich intensiv mit Gesundheits- und Fitnessinhalten beschäftigen, zeigen eine deutlich höhere Neigung zu Orthorexie. Die präsentierten Ideale führen zu zwanghaften Vergleichen und dem Gefühl, nur durch extreme Diäten mithalten zu können.
Experten fordern daher dringend mehr Medienkompetenz, um die Inhalte kritisch hinterfragen zu können.
Diese Warnsignale sollten alarmieren
Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale erhöhen das Risiko: Perfektionismus, starkes Kontrollbedürfnis und Ängstlichkeit begünstigen die Entwicklung einer Orthorexie. Menschen mit vorbestehenden Angst- oder Zwangsstörungen sind besonders gefährdet.
Frühe Warnsignale:
- Übermäßiger Zeitaufwand für Recherche und Planung von Mahlzeiten
- Striktes Meiden ganzer Lebensmittelgruppen (Fette, Kohlenhydrate)
- Starke Schuldgefühle nach dem Verzehr “ungesunder” Speisen
- Sozialer Rückzug, um Essenssituationen zu vermeiden
- Missionarischer Eifer bei der Überzeugung anderer von der eigenen Ernährungsweise
Das Erkennen dieser Anzeichen ist entscheidend für frühzeitige professionelle Hilfe.
Sicherheit durch Kontrolle in unsicheren Zeiten
Die Zunahme orthorektischer Verhaltensweisen spiegelt einen breiteren gesellschaftlichen Trend wider. Lebensmittelskandale und widersprüchliche Ernährungsempfehlungen sorgen für Verunsicherung. Die strikte Kontrolle über die eigene Nahrung bietet ein trügerisches Gefühl von Sicherheit und Überlegenheit.
Die Wellness-Industrie befeuert diesen Trend mit immer neuen “Superfoods” und Diätversprechen. Die Grenze zwischen gesundem Lebensstil und pathologischer Fixierung verschwimmt zusehends.
Aktuelle Forschungsansätze unterscheiden zwischen einer nicht-pathologischen “Healthy Orthorexia” und der zwanghaften “Orthorexia nervosa”, um eine klarere Abgrenzung zu ermöglichen.
Der Weg zur Anerkennung und Behandlung
Die wissenschaftliche Gemeinschaft arbeitet an einheitlichen Diagnosekriterien – Voraussetzung für die offizielle Anerkennung als eigenständige Krankheit. Dies würde standardisierte Behandlungsleitlinien ermöglichen.
Die Therapieansätze ähneln denen anderer Essstörungen: kognitive Verhaltenstherapie, Ernährungsberatung und Auseinandersetzung mit zugrunde liegenden psychischen Ursachen wie geringem Selbstwertgefühl. Ziel ist die Normalisierung des Essverhaltens und die Auflösung zwanghafter Gedankenmuster.
Künftig wird der Fokus verstärkt auf Prävention liegen – insbesondere auf der Förderung kritischen Umgangs mit Gesundheitsinformationen aus sozialen Medien und der Stärkung eines positiven, flexiblen Verhältnisses zum Essen.
PS: Sie vermuten, Ihre strikte Diät führt zu Nährstofflücken? Der Laborwerte-Report (25 Seiten) bietet einen einfachen Selbstcheck, erklärt die wichtigsten Marker und nennt gezielte Tests, die Sie beim Arzt anfordern können. Der Report hilft, Fehldiagnosen zu vermeiden und gibt praxisnahe Formulierungshilfen für das Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt. Gratis als PDF und sofort per E‑Mail. Laborwerte-Report jetzt gratis herunterladen


