Ohrakupressur, Leben

Ohrakupressur: Wie ein 90-Sekunden-Trick das Leben verändern soll

13.11.2025 - 22:42:12

Eine deutsche Ärztin bringt alte Heilmethoden in die moderne Selbsthilfe – und verspricht damit nicht weniger als eine Revolution für Schmerzpatienten und die Psyche. Pünktlich zu einem Fachvortrag über chronische Schmerzen sorgt ihre neue Methode “NeuroReset” für Aufsehen.

Die Orthopädin Dr. Beate Strittmatter hat aus ihrer jahrzehntelangen Praxis eine bemerkenswerte Erkenntnis gewonnen: Die Lösung für viele körperliche Beschwerden liegt oft im Kopf. Ihr am 17. November erscheinendes Buch “NeuroReset – Die 90-Sekunden-Methode, die Ihr Leben verändert” kombiniert Ohrakupressur mit psychologischen Techniken. Das Timing könnte kaum besser sein: Zeitgleich diskutiert die Schweizer Schmerzgesellschaft über neue Wege im Umgang mit chronischen Schmerzen.

Das Prinzip klingt simpel: Winzige Samen der Vaccaria-Pflanze oder Metallkügelchen werden mit Pflastern auf bestimmte Punkte der Ohrmuschel geklebt. Die Traditionelle Chinesische Medizin geht davon aus, dass das äußere Ohr wie eine Landkarte des gesamten Körpers funktioniert – jeder Punkt steht für ein Organ, einen Muskel oder einen emotionalen Zustand.

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Anders als bei der klassischen Akupunktur mit Nadeln üben die Samen über mehrere Tage hinweg einen sanften, kontinuierlichen Druck aus. Aus TCM-Sicht soll das Blockaden im Energiefluss lösen. Die westliche Medizin vermutet, dass die Stimulation der Nervenenden im Ohr Signale ans Gehirn sendet und möglicherweise die Ausschüttung von Endorphinen auslöst. Einsatzgebiete reichen von Muskelschmerzen über Ängste bis hin zu Schlafstörungen.

Wenn Erinnerungen den Körper belasten

Dr. Strittmatter ging noch einen Schritt weiter. Nach über 20 Jahren Erfahrung erkannte sie: Viele körperliche Leiden haben ihre Wurzeln in unbewussten, negativen Überzeugungen. “Die Menschen sehnen sich danach, sich selbst helfen zu können”, erklärt sie in einem aktuellen Interview.

Ihre “NeuroReset”-Methode nutzt die Ohrakupressur als physischen Anker, um belastende Erinnerungen von ihren emotionalen Ladungen zu trennen. Ein Beispiel: die tief sitzende Überzeugung “Ich bin nicht liebenswert, wenn ich seinen Anforderungen nicht genüge”. Durch die Technik sollen Betroffene lernen, das Gedächtnis von Schuld oder Angst zu entkoppeln und neue, positive Glaubenssätze zu verankern. Alles in 90 Sekunden? Das verspricht zumindest die Methode.

Von der Zahnarzt-Angst bis zur Chemotherapie

Die Anwendungsgebiete der Ohrakupressur sind vielfältig und teilweise wissenschaftlich dokumentiert. Studien haben ihre möglichen Effekte bei präoperativen Ängsten und Zahnarztphobien untersucht. Weitere Einsatzfelder: Linderung von PMS-Symptomen oder Reduzierung von Übelkeit während der Chemotherapie.

Doch die Fachwelt bleibt gespalten. Einige Übersichtsarbeiten kommen zu dem Schluss, dass die Unterschiede zu Placebo-Behandlungen nur gering ausfallen. Was fehlt, sind großangelegte, qualitativ hochwertige Studien, die den Wirkmechanismus zweifelsfrei belegen. Dennoch: Das Interesse wächst, auch bei renommierten Schmerzgesellschaften.

Der Trend zur selbstbestimmten Gesundheit

Was macht Ohrsamen gerade jetzt so attraktiv? Sie passen perfekt in einen größeren Trend: Menschen wollen ihre Gesundheit selbst in die Hand nehmen, außerhalb von Praxen und Kliniken. Die Methode ist niedrigschwellig, kostengünstig und lässt sich problemlos in den Alltag integrieren.

Dr. Strittmatter demokratisiert mit ihrem Ansatz traditionelle Therapien – sie macht sie für ein breites Publikum zugänglich. Ihr Buch dürfte diesen Effekt noch verstärken. Gleichzeitig steht die Praxis vor einer Bewährungsprobe: Ohne weitere Forschung wird sie kaum den Sprung in die Schulmedizin schaffen.

Ob die 90-Sekunden-Methode hält, was sie verspricht, wird sich zeigen. Der Dialog zwischen alter Heilkunst und moderner Wissenschaft hat jedenfalls gerade erst begonnen. Und das könnte am Ende tatsächlich zu ganzheitlicheren Ansätzen in der Behandlung von Körper und Psyche führen.

@ boerse-global.de