Österreichs Gesundheitssystem vor dem Kollaps: 57 Milliarden Euro
27.10.2025 - 14:39:02Österreichs Gesundheitsausgaben erreichen 2024 mit 57,03 Milliarden Euro einen Rekordwert und machen 11,8 Prozent des BIP aus. Die Regierung reagiert mit einem 14-Milliarden-Reformpaket gegen steigende Kosten und Fachkräftemangel.
Österreichs Gesundheitsausgaben erreichen 2024 einen Rekordwert von 57,03 Milliarden Euro. Das sind 11,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts – ein Anstieg um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Kostenspirale dreht sich weiter, während Politik und Experten über drastische Reformen diskutieren.
Die demografische Alterung, der Fachkräftemangel und teurere Behandlungen treiben die Ausgaben nach oben. “Der Anstieg ist darauf zurückzuführen, dass die Ausgaben in allen Bereichen des Gesundheitswesens spürbar zugenommen haben”, erklärt Thomas Burg von der Statistik Austria. Gleichzeitig wuchs das nominelle BIP nur geringfügig.
Zwei-Milliarden-Rettungspaket soll System stabilisieren
Die Bundesregierung reagiert mit einer umfassenden Gesundheitsreform. Bis 2028 stellt der Bund jährlich über zwei Milliarden Euro zusätzlich bereit. Zusammen mit Mitteln von Ländern und Sozialversicherung entstehen insgesamt 14 Milliarden Euro für das Gesundheitssystem.
Ein neu geschaffener Gesundheitsreformfonds mit 500 Millionen Euro soll mehr Kassenstellen schaffen und Wartezeiten verkürzen. Die Devise: “Digital vor ambulant vor stationär”. Videokonsultationen über die Hotline 1450 und der Ausbau der elektronischen Gesundheitsakte sollen die Spitäler entlasten.
Selbstbehalte kommen ins Gespräch – Sozialverträglichkeit fraglich?
Peter McDonald, Chef des Dachverbands der Sozialversicherungen, bringt eine heikle Debatte ins Spiel: Selbstbehalte und mehr Eigenverantwortung. Sein Argument: Das System muss langfristig finanzierbar bleiben. Solche Maßnahmen sollen eine Lenkungswirkung erzielen und nur medizinisch notwendige Behandlungen fördern.
Kritiker warnen vor sozialer Ungerechtigkeit. Gesundheitsökonomen befürchten, dass einkommensschwächere Menschen von notwendiger Versorgung abgehalten werden könnten. Die Ärztekammer schlägt Alarm und fordert ein klares Bekenntnis zur solidarischen Gesundheitsversorgung.
Demografie-Tsunami trifft auf Ärztemangel
Die größte Herausforderung steht noch bevor: Der Anteil der über 65-Jährigen steigt dramatisch an. Mehr ältere Menschen bedeuten höheren Behandlungsbedarf – bei gleichzeitigem Mangel an Ärzten und Pflegekräften.
Die Digitalisierung soll Abhilfe schaffen:
* Ausbau der elektronischen Gesundheitsakte ELGA
* Verpflichtende Anbindung von Wahlärzten an das E-Card-System
* Einsatz von “Community Nurses” für kostengünstigere Versorgung
Thomas Czypionka vom Institut für Höhere Studien sieht darin den Schlüssel für effizientere Strukturen. Gruppenpraxen und Gesundheitszentren sollen den überlasteten Spitalsbereich entlasten.
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Weichenstellung bis 2026 entscheidend
Ab 2026 soll das Gesundheitsbudget wieder deutlich ansteigen. Die Umsetzung der Primärversorgung mit neuen Gesundheitszentren wird zum Lackmustest für die Reform.
Bleibt die Frage nach der “Finanzierung aus einer Hand”. Die Zersplitterung zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherung erschwert effiziente Reformen. Ob Österreich die Kurve bekommt, hängt von der konsequenten Umsetzung ab – und der Bereitschaft aller Akteure, verkrustete Strukturen aufzubrechen.


 
  
  
 