Baubranche, Insolvenzen

Österreichs Baubranche: 20 Insolvenzen pro Tag

17.11.2025 - 14:29:12

Die österreichische Bau- und Immobilienwirtschaft schlittert tiefer in die Krise. Hohe Zinsen, explodierende Kosten und wegbrechende Nachfrage treiben Unternehmen reihenweise in den Konkurs. Jüngstes prominentes Opfer: der Traditions-Baustoffhändler Quester. Die Zahlen sind alarmierend – und eine Besserung ist nicht in Sicht.

5.120 Firmen meldeten in den ersten drei Quartalen 2025 Insolvenz an. Das entspricht einem Plus von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Durchschnittlich 20 Unternehmen geben täglich auf. Die Baubranche trifft es mit 791 Fällen besonders hart – nur der Handel verzeichnet noch mehr Pleiten.

Noch dramatischer zeigt sich die Lage im Grundstücks- und Wohnungswesen. Hier schnellten die Insolvenzen um 62 Prozent nach oben. Die Krise erfasst längst die gesamte Wertschöpfungskette – von Entwicklern über Baustoffhändler bis hin zu Handwerksbetrieben.

Anfang November erschütterte die Quester-Insolvenz die Branche. Das 1934 gegründete Unternehmen beantragte ein Sanierungsverfahren. Rund 300 Mitarbeiter bangen um ihre Jobs, über 1.200 Gläubiger warten auf ihr Geld. Die Schulden: bis zu 50 Millionen Euro.

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Kurz zuvor traf es die Salzburger Oberreiter Holding und die Hausbacher Gruppe. Ihre Gesamtverbindlichkeiten: mindestens 25 Millionen Euro. Die Nachwirkungen der historischen SIGNA-Pleite sind weiterhin spürbar und haben das Vertrauen nachhaltig zerstört.

Mehr als die Hälfte aller Großinsolvenzen mit Passiva über 10 Millionen Euro stammen aus dem Bau- und Immobiliensektor. Selbst etablierte Namen mit jahrzehntelanger Marktpräsenz halten dem Druck nicht mehr stand.

Der perfekte Sturm

Was treibt die Branche in den Abgrund? Die Gründe bilden einen gefährlicher Cocktail:

  • Teure Kredite: Die EZB-Geldpolitik hat Finanzierungskosten explodieren lassen
  • Hohe Material- und Energiepreise: Sie belasten die Bilanzen massiv
  • Nachfrageeinbruch: Strenge Kreditvergabe macht Eigentum für viele unleistbar
  • Personalmangel: Betriebe müssen Aufträge ablehnen, verlieren dringend benötigte Umsätze

Besonders der Wohnungsneubau ist eingebrochen. Stornierungen und Baustopps häufen sich. Viele Projekte werden auf Eis gelegt oder komplett aufgegeben.

Dominoeffekt bedroht Tausende

Die Krise offenbart tiefgreifende strukturelle Probleme. Fällt ein großer Projektentwickler, reißt er oft eine ganze Kette mit sich. Subunternehmer, Lieferanten und Handwerksbetriebe verlieren ihre Aufträge und Forderungen.

Der AKV meldet: Neun der zehn größten Insolvenzen im ersten Quartal 2025 entfielen auf die Immobilienbranche. Das zeigt die extreme Risikokonzentration. Viele kleine Betriebe geraten unverschuldet in die Schieflage, wie die unbezahlten Rechnungen aus der SIGNA-Pleite belegen.

Das Vertrauen ist massiv beschädigt. Banken vergeben Kredite noch restriktiver, was neue Projekte zusätzlich erschwert. Ein Teufelskreis.

Keine Rettung in Sicht

Der KSV1870 prognostiziert für 2025 bis zu 7.000 Unternehmensinsolvenzen in Österreich – einer der höchsten Werte seit Jahrzehnten. Die Talsohle in der Baubranche ist noch nicht erreicht.

Experten erwarten eine weitere Marktbereinigung. Nur Unternehmen mit solider Eigenkapitaldecke und flexiblen Geschäftsmodellen werden überleben. Der Fokus verschiebt sich von Neubauprojekten hin zu Sanierungen.

Politiker fordern Maßnahmen: Lockerung der Kreditvergabe, neue Impulse für leistbaren Wohnbau. Doch ob und wann solche Hilfen greifen, bleibt offen. Bis dahin dürfte die Pleitewelle weiter an Fahrt gewinnen.

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