Österreich-Wirtschaft: Minimales Wachstum nach längster Rezession
22.10.2025 - 11:05:01Österreichs Wirtschaft zeigt 2025 minimales Wachstum von 0,3-0,4%, bleibt aber mit hoher Inflation von 3,5% und strukturellen Problemen belastet, während Osteuropa stärker wächst.
Nach einer der schwersten Nachkriegskrisen zeigt Österreichs Wirtschaft erste Lebenszeichen. Die heimische Konjunktur soll 2025 minimal um 0,3 bis 0,4 Prozent wachsen – getragen vor allem vom privaten Konsum.
Die aktuellen Herbstprognosen von WIFO und IHS zeichnen ein verhalten optimistisches Bild. Doch die Erholung bleibt fragil: Die Inflation harrt bei 3,5 Prozent aus, während Osteuropa trotz widriger Umstände deutlich robuster wächst.
Mühsamer Ausstieg aus der Industriekrise
Österreichs Wirtschaft kämpft noch immer mit den Folgen des Energiepreisschocks von 2022. Die heimische Industrie leidet unter hohen Lohnstückkosten und schwacher Nachfrage aus Deutschland.
Für 2025 erwarten Experten bei der Warenherstellung sogar einen weiteren Rückgang von 0,5 Prozent. “Österreich schleppt sich aus der Rezession”, kommentiert WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr die Lage treffend.
Positive Signale kommen hingegen vom privaten Konsum (plus 0,6 bis 0,7 Prozent) und dem Dienstleistungssektor. Die Investitionen bleiben jedoch schwach und bewegen sich um die Nulllinie.
Teuerung bleibt hartnäckiges Problem
Mit 3,5 Prozent prognostizierter Inflation liegt Österreich 2025 weiterhin deutlich über dem EZB-Ziel. Preistreibend wirken:
- Auslaufende Strompreisbremse
- Gebührenerhöhungen der öffentlichen Hand
- Anhaltend hohe Energiekosten
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Erst 2026 soll die Teuerung auf 2,4 Prozent zurückgehen. Der Arbeitsmarkt zeigt sich ebenfalls angespannt: Die Arbeitslosenquote steigt auf 7,5 Prozent – mit Ausnahme von Wien, das mit 1,1 Prozent Beschäftigungswachstum positiv überrascht.
Osteuropa trotzt der Krise
Während Österreich schwächelt, zeigt sich Mittel- und Osteuropa überraschend widerstandsfähig. Das Wiener Institut wiiw prognostiziert für die EU-Länder der Region ein Wachstum von 2,2 Prozent 2025 und 2,6 Prozent 2026.
“Investitionen privater Firmen und der öffentlichen Hand gewinnen an Bedeutung”, erklärt wiiw-Vizedirektor Richard Grieveson. Besonders Verteidigungsausgaben treiben das Wachstum – in Polen beispielsweise um zusätzliche 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte.
Strukturelle Probleme belasten langfristig
Österreichs Wirtschaft kämpft mit grundlegenden Wettbewerbsnachteilen. Energie- und Lohnkosten stiegen stärker als in anderen europäischen Ländern – ein Problem besonders für exportorientierte Branchen.
Zusätzliche Risiken drohen durch:
- Protektionistische US-Handelspolitik
- Schwache deutsche Konjunktur
- Erstarkende chinesische Konkurrenz
Laut IHS-Simulationen könnten US-Zölle Österreichs Wirtschaftsleistung 2025 um 0,2 Prozent drücken.
Ausblick: Langsame Erholung bei hohen Schulden
Für 2026 erwarten Ökonomen eine leichte Beschleunigung auf 1,1 Prozent Wachstum. Mittelfristig bis 2030 rechnet das WIFO mit durchschnittlich 1,1 Prozent jährlich – leicht unter dem Eurozone-Schnitt.
Problematisch bleibt das Budgetdefizit: Es soll bis 2030 bei 3,8 Prozent des BIP verharren und die Staatsverschuldung auf über 88 Prozent treiben.
Osteuropa dürfte seinen Wachstumskurs fortsetzen, profitiert aber auch von der europäischen Aufrüstung dank starker Rüstungsindustrie. Die Weltbank warnt dennoch vor strukturellen Problemen wie unterentwickelten Kreditmärkten, die das langfristige Potenzial bremsen könnten.


