Regierung, Handel

Österreich: Regierung und Handel gegen hohe Inflation

26.09.2025 - 03:51:01

Territoriale Lieferbeschränkungen im Visier

Die österreichische Bundesregierung und der heimische Handel wollen gemeinsam die hartnäckig hohe Teuerung bekämpfen. Bundesminister Wolfgang Hattmannsdorfer verkündete beim WKO-Handelstag diese Woche einen „Schulterschluss“ gegen die Inflation, die mit 3,6 Prozent deutlich über dem EU-Schnitt von 2,0 Prozent liegt.

Das Ziel ist klar: Die Teuerung soll auf zwei Prozent gesenkt werden. Doch bei konkreten Maßnahmen gehen die Meinungen auseinander.

Im Zentrum der neuen Strategie steht der Kampf gegen territoriale Lieferbeschränkungen. Diese Praxis führt dazu, dass internationale Markenartikel in Österreich oft teurer sind als in anderen EU-Ländern – der berüchtigte „Österreich-Aufschlag“.

Die Regierung will sich auf EU-Ebene für ein Verbot einsetzen. Der Handelsverband unterstützt diese Forderung vehement. Eine mögliche Entlastung für europäische Konsumenten: 19 Milliarden Euro.

Weitere Kernpunkte der Initiative:
* Fokus auf hohe Energiekosten als Inflationstreiber
* Keine zusätzliche Bürokratie für den Handel
* Kooperation statt Konfrontation

Handel kritisiert Regierungspläne scharf

Trotz grundsätzlicher Zustimmung hagelt es Kritik vom Handelsverband. Geschäftsführer Rainer Will bemängelt mehrere Vorhaben:

Strompreisbonus-Ausschluss: Der Handel bleibt 2025 und 2026 erneut außen vor. „Nicht nachvollziehbar“, so Will. Gerade der Lebensmitteleinzelhandel sei durch Kühlung und Logistik enorm energieintensiv.

„Shrinkflation“-Kennzeichnung: Die geplante Pflicht zur Regal-Kennzeichnung von Produkten mit reduzierter Füllmenge stößt auf Widerstand. Will sieht die Verantwortung bei der Markenartikelindustrie, nicht beim Handel.

Neue Berichtspflichten: Eine geplante Preisbeobachtungs-Datenbank bei der Statistik Austria würde zusätzlichen Aufwand bedeuten.

Was Verbraucher erwarten können

Für Konsumenten sind die Auswirkungen noch nicht spürbar. Sollte der EU-Vorstoß gegen Lieferbeschränkungen erfolgreich sein, könnten jedoch Preise für internationale Marken sinken.

Die Shrinkflation-Diskussion zielt auf mehr Transparenz beim Einkauf ab. Ob am Ende der Handel oder die Produzenten kennzeichnen müssen, bleibt umstritten.

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Österreich kämpft mit überdurchschnittlicher Teuerung

Die Initiative kommt nicht von ungefähr. Während die Inflation in der Eurozone rückläufig ist, liegt sie in Österreich weiterhin deutlich über dem Schnitt. Besonders Dienstleistungen, Nahrungsmittel und Energie treiben die Preise.

Der kooperative Ansatz soll inflationsdämpfende Effekte ohne direkte Markteingriffe wie Preisdeckel erzielen.

Arbeitsmarktpaket für den Herbst geplant

Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Allianz hält. Für Herbst 2025 ist ein Arbeitsmarktpaket angekündigt, das die Attraktivität von Vollzeitarbeit steigern soll.

Die EU-Verhandlungen über Lieferbeschränkungen werden ein langwieriger Prozess. Politische Akteure signalisieren bereits: Sollten die Maßnahmen nicht greifen, könnten weitere folgen.

Entscheidend wird sein, ob sich die Absichtserklärungen tatsächlich in stabilen oder sinkenden Supermarktpreisen niederschlagen.

@ boerse-global.de