Mietpreisdeckel, Klimaschutz

Österreich: Mietpreisdeckel bremst Klimaschutz im Wohnbau

17.10.2025 - 11:47:02

Der österreichische Mietpreisdeckel führt zu jährlichen Einnahmeausfällen von 150 Millionen Euro bei gemeinnützigen Bauvereinigungen und gefährdet Investitionen in energetische Sanierungen sowie die Klimaziele 2040.

Der österreichische Mietpreisdeckel wird zur Sanierungsbremse. Gemeinnützige Bauvereinigungen warnen: Die Einnahmenkürzungen von jährlich 150 Millionen Euro gefährden Investitionen in Klimaschutz und energetische Sanierungen.

Während die Mieten kurzfristig gedämpft werden, entsteht ein gefährlicher Sanierungsstau. Die Folge? Österreichs Klimaziele bis 2040 rücken in weite Ferne.

Finanzielle Schere wird immer größer

Das Problem liegt im Detail: Der Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag (EVB) – eine gesetzliche Rücklage für Sanierungen – wurde durch die Inflationslinderungsgesetze drastisch gekürzt.

Gleichzeitig explodierten die Baukosten. Allein im Februar stiegen sie um 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Kostenschere macht Investitionen in thermische Sanierungen und klimafreundliche Heizsysteme für die 180 gemeinnützigen Unternehmen mit einer Million Wohnungen praktisch unmöglich.
Anzeige: Während Bau- und Energiekosten steigen, dürfen bei der Abrechnung keine Fehler passieren. Viele Vermieter bleiben 2025 auf Betriebskosten sitzen – oft wegen eines kleinen Vertragsdetails. Ein kostenloser PDF‑Report zeigt in 5 Minuten, welche Kosten umlagefähig sind (Heizung, Warmwasser, Grundsteuer, Reinigung, Gartenpflege, Schornstein) und wie Sie typische Fallstricke vermeiden. Jetzt den kostenlosen Betriebskosten-Report 2025 sichern
Die Ironie: Ausgerechnet der Sektor wird bestraft, der bereits drei Euro pro Quadratmeter günstiger vermietet als private Anbieter.

Wohnbau-Tiefststand verschärft die Lage

Die Zahlen sind alarmierend: 2024 wurden 8,5 Prozent weniger Wohnungen bewilligt als im Vorjahr – der niedrigste Stand seit 2010. Von nur 16.182 bewilligten Gebäuden stammten lediglich vier Prozent von gemeinnützigen Bauvereinigungen.

Diese Entwicklung trifft doppelt:
* Weniger leistbarer Wohnraum für die Bevölkerung
* Gefährdete Klimaziele durch fehlende Sanierungskapazitäten

Förderprogramme von Bund und Ländern reichen bei weitem nicht aus, um die entstandene Investitionslücke zu schließen.

Bewährtes System unter Beschuss

Der gemeinnützige Wohnbau basiert auf dem Kostendeckungsprinzip – keine Gewinne, dafür faire Mieten. Dieses System hat sich jahrzehntelang bewährt und sorgt für Leistbarkeit am Wohnungsmarkt.

Doch der Mietpreisdeckel untergräbt genau diese wirtschaftliche Basis. Branchenvertreter kritisieren die Ungleichbehandlung: Während gemeinnützige Vermieter reguliert werden, bleiben hochpreisige private Mieten weitgehend unberührt.

Politischer Zielkonflikt wird offensichtlich

Die Regierung steckt in einem Dilemma: Mieterschutz versus Klimaschutz. Der September-Beschluss zur Entkoppelung von Teilen des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes war ein erster Schritt – reicht aber nicht für eine umfassende Sanierungsoffensive.

Experten warnen vor den Langzeitfolgen: Ohne Investitionen drohen Qualitätsverluste bei Wohnungen und steigende Energieverbräuche. Das Kostendeckungsprinzip könnte langfristig nicht mehr funktionieren.

Die Sanierungsoffensive 2026, deren Details im November erwartet werden, muss Antworten liefern. Gelingt der Spagat zwischen sozialer Verantwortung und ökologischer Notwendigkeit nicht, verfehlt Österreich seine Klimaziele und gefährdet gleichzeitig den leistbaren Wohnbau.

@ boerse-global.de