Mietpreisbremse, Teuerung

Österreich: Mietpreisbremse gegen Teuerung beschlossen

22.10.2025 - 21:13:01

Österreich führt erstmals bundesweite Mietpreisbremse ein, die Mietsteigerungen ab 2026 an die Inflation koppelt. Die umfassende Reform verlängert auch Mindestvertragslaufzeiten.

Die österreichische Regierung hat heute ein umfassendes Mietpaket verabschiedet – die größte Reform seit 2006. Das Herzstück: erstmals eine Preisbremse für bisher ungeregelte Mietverträge. Die neuen Regeln treten Anfang 2026 in Kraft und sollen Millionen Mieter entlasten.

“Ein großer Wurf”, nennt Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) die Reform. Sie ist eine direkte Antwort auf die hohe Teuerung, die viele Österreicher belastet. Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP) sieht das Wohnen als “ausschlaggebenden Faktor im Kampf gegen die Teuerung”.

Neue Spielregeln für den Mietmarkt

Das neue “Mieten-Wertsicherungsgesetz” schafft erstmals gemeinsame Regeln für fast alle Mietverträge – auch im bisher unregulierten Sektor. Nur Ein- und Zweifamilienhäuser bleiben ausgenommen.

So funktioniert die Preisbremse:
* Inflation bis drei Prozent: vollständige Weitergabe an Mieter erlaubt
* Inflation über drei Prozent: nur die Hälfte des Mehrbetrags darf aufgeschlagen werden
* Beispiel: Bei vier Prozent Inflation darf die Miete nur um 3,5 Prozent steigen
* Mieterhöhungen nur noch einmal jährlich zum 1. April

Längere Verträge, gedämpfte Erhöhungen

Befristete Mietverträge werden von drei auf fünf Jahre Mindestlaufzeit verlängert. Das soll mehr Planungssicherheit schaffen – wichtig bei einem Markt, wo bereits drei von vier neuen Verträgen befristet sind.

Auch Altbauwohnungen profitieren: Die anstehenden Richtwert-Erhöhungen werden für 2026 auf ein Prozent und 2027 auf zwei Prozent gedeckelt. Ab 2028 greift dann der neue Inflationsdeckel.

Scharfe Kritik aus der Immobilienbranche

Andreas Köttl von der Vereinigung Österreichischer Projektentwickler hält die Mietpreisbremse für “defekt”. Seine Berechnungen zeigen: Die Mieten hätten sich in den letzten 30 Jahren mit oder ohne Gesetz praktisch gleich entwickelt, da die Inflation selten über drei Prozent lag.

Die Kritikpunkte:
* Kaum reale Entlastung für Mieter
* Enormer wirtschaftlicher Vertrauensschaden
* Gefahr von weniger Mietwohnungen und höheren Preisen
* Unattraktivere Investitionen in Neubau und Sanierung

Die Vorarlberger Landesregierung warnt vor dem “Gegenteil des Gewollten”: weniger Wohnungen und eine Verschärfung der Knappheit.

Neuland im europäischen Vergleich

Österreich wagt einen anderen Weg als Deutschland. Während die deutsche Mietpreisbremse nur in bestimmten Gebieten gilt und Neumieten auf zehn Prozent über der Vergleichsmiete begrenzt, koppelt Österreich direkt an die Inflation.
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Das verspricht direktere Dämpfung bei hoher Teuerung – birgt aber auch mehr Eingriff in den freien Markt. Die Regierung positioniert das Paket als zentralen Baustein ihrer “2-1-0 Formel”: zwei Prozent Inflation, ein Prozent Wachstum.

Parlament entscheidet im Dezember

Nach dem heutigen Ministerratsbeschluss geht die Vorlage ins Parlament. Die Behandlung ist für Dezember geplant – rechtzeitig für das Inkrafttreten Anfang 2026.

Die Debatten werden intensiv: Zu groß sind die Meinungsunterschiede zwischen Mieterschützern und Immobilienbranche. Langfristig wird sich zeigen, ob die Reform ihr Ziel erreicht oder ob die befürchteten Nebenwirkungen eintreten.

@ boerse-global.de