Österreich kritisiert EU-Bürokratie scharf
22.10.2025 - 14:41:02Österreichische Unternehmen kritisieren EU-Entwaldungsverordnung und Lieferkettengesetz als überbordende Bürokratie. Verbände fordern radikale Kurskorrektur von Brüssel angesichts wirtschaftlicher Schwächephase.
Österreichs Wirtschaft geht auf die Barrikaden: Die EU-Entwaldungsverordnung und das Lieferkettengesetz seien “Bürokratiemonster”, die kleine Betriebe überlasten. Wien fordert einen radikalen Kurswechsel in Brüssel.
Die Kritik erreichte diese Woche einen neuen Höhepunkt. Am Dienstag legte die EU-Kommission zwar Vorschläge zur Entschärfung der umstrittenen Entwaldungsverordnung vor. Doch österreichische Verbände bezeichnen die Änderungen als “Mogelpackung”.
EU-Anpassungen reichen nicht aus
Die überarbeitete EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) sollte eigentlich Erleichterung bringen. Stattdessen herrscht Ernüchterung: Die Kernprobleme bleiben bestehen.
Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) hatte wiederholt ein komplettes Aussetzen gefordert. Seine Kritik: “Gute Absichten machen noch kein gutes Gesetz.” Die Land&Forst Betriebe Österreich sehen das genauso.
“Der Vorschlag zeigt, wie weit die Kommission von der Realität entfernt ist”, erklärt LFBÖ-Präsident Konrad Mylius. Für Kleinbetriebe ändere sich praktisch nichts an den belastenden Sorgfaltspflichten.
Mittelstand kämpft mit Lieferkettengesetz
Parallel macht das EU-Lieferkettengesetz (CSDDD) den Unternehmen zu schaffen. Die Wirtschaftskammer unterstützt zwar nachhaltige Standards, warnt aber vor nicht abschätzbaren Haftungsrisiken.
Die Zahlen sprechen Bände: Klein- und Mittelbetriebe verbringen laut Market-Institut bereits jetzt 19,3 Stunden pro Woche mit Bürokratie. Das Lieferkettengesetz könnte diese Belastung dramatisch verstärken.
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“Unternehmen werden langjährige Geschäftsbeziehungen abbrechen”, befürchtet WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf. Siegfried Menz von der Bundessparte Industrie spricht vom “Bürokratiemonster”.
Österreich steht wirtschaftlich unter Druck
Ausgerechnet jetzt schwächelt die heimische Konjunktur. Österreich ist das einzige EU-Land, dessen Wirtschaft 2025 schrumpft. Die Regierung gerät zwischen nationale Sparsamkeit und europäische Regulierungswut.
FPÖ-Wirtschaftssprecherin Barbara Kolm wirft der Regierung vor, Brüssels Vorgaben “kritiklos zu übernehmen”. Die Interessensvertretung des Standorts komme zu kurz.
EVP-Chef Weber stützt Österreich
Unterstützung kommt aus unerwarteter Richtung: EVP-Chef Manfred Weber lobt den “Hausverstand” des österreichischen Vorstoßes. Er pocht auf “massive Änderungen” an der Entwaldungsverordnung.
Die Botschaft ist klar: Auch andere EU-Staaten sehen die Regulierungsflut kritisch. 88 Prozent der österreichischen Betriebe fordern laut Umfrage Entbürokratisierung als wichtigste Maßnahme.
Weichenstellung in Brüssel
Die kommenden Monate entscheiden über Europas Wirtschaftskurs. Der überarbeitete Entwaldungsvorschlag muss noch durch Parlament und Mitgliedstaaten. Beim Lieferkettengesetz steht die nationale Umsetzung an.
Österreichs Wirtschaft macht Druck: Entweder Brüssel findet die Balance zwischen Nachhaltigkeit und Praktikabilität – oder der Widerstand wächst weiter.


