Gemeinnütziger, Wohnbau

Österreich: Gemeinnütziger Wohnbau heizt künftig klimaneutral

05.11.2025 - 13:27:12

Gemeinnützige Bauvereinigungen in Österreich modernisieren tausende Wohnungen mit innovativen Heizsystemen wie Großwärmepumpen und Geothermie für klimaneutrale Wärmeversorgung bis 2040.

Gemeinnützige Bauvereinigungen in Österreich treiben die Wärmewende voran. Mit innovativen Sanierungsmethoden, Großwärmepumpen und Geothermie wollen sie ihre Bestände bis 2040 vollständig dekarbonisieren. Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz verbietet fossile Heizungen bereits in allen Neubauten – doch die größte Herausforderung wartet im Bestand.

Die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBVs) stehen vor einem Kraftakt: Tausende Wohnungen müssen in den kommenden Jahren auf klimafreundliche Heizsysteme umgestellt werden. Allein 2023 rüsteten sie knapp 6.000 Wohnungen um – 40 Prozent mehr als im Vorjahr. Reicht das Tempo?

Neue Gesetze, alte Heizungen

Das Erneuerbare-Wärme-Gesetz (EWG) markiert den Wendepunkt. Seit Anfang 2024 dürfen in Neubauten keine Öl- oder Gasheizungen mehr eingebaut werden. Wärmepumpen und Fernwärme sind nun die einzigen zulässigen Optionen.

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Für den Bestand fehlt allerdings ein verbindlicher Tauschplan. Stattdessen setzt die Politik auf Anreize: Die “Sanierungsoffensive 2026″ nimmt ab November 2025 neue Förderanträge für Kesseltausch und thermische Sanierung entgegen. Einkommensschwache Haushalte profitieren von der Aktion „Sauber heizen für alle” mit hohen Zuschüssen.

Die Realität: Die Förderaktion für gemeinnützige Bauvereinigungen endete bereits wieder – wegen Übernachfrage. Der Bedarf übersteigt die bereitgestellten Mittel bei Weitem.

Wien setzt auf grüne Fernwärme

In urbanen Zentren führt der Weg über die Fernwärme. Wien Energie versorgt bereits 470.000 Haushalte und will sein Netz radikal umbauen. Bis 2030 sollen 57 Prozent der Wärme aus erneuerbaren Quellen und Abwärme stammen. 2040 ist vollständige Klimaneutralität das Ziel.

Die Strategie: Geothermie und Großwärmepumpen, die Abwärme aus Kühlkreisläufen, Abwasser oder Rechenzentren nutzen. Klingt einfach – ist es aber nicht. Viele Altbauten verfügen über dezentrale Gasetagenheizungen. Bevor ein Gebäude ans Fernwärmenetz kann, muss erst eine zentrale Wärmeversorgung her. Ein teurer und aufwendiger Zwischenschritt.

Revolution in der Arenberggasse

Die SOZIALBAU AG geht einen radikal neuen Weg. In der Wiener Arenberggasse läuft seit September 2025 Österreichs erste serielle Sanierung im bewohnten Zustand. Das Prinzip: Vorgefertigte Fassadenmodule mit integrierter Bauteilaktivierung werden außen ans Gebäude montiert.

Die Module können:
* Heizen und kühlen
* Den Heizwärmebedarf um bis zu 85 Prozent senken
* Die Bauzeit auf wenige Monate verkürzen

Ergänzt wird das System durch eine zentrale Wärmepumpe, Erdsonden und Photovoltaik. Die Bewohner können während der gesamten Sanierung in ihren Wohnungen bleiben – ein entscheidender Vorteil gegenüber konventionellen Methoden.

Auch in der Hackenberggasse und Barawitzkagasse setzt die SOZIALBAU AG auf innovative Konzepte. Dort kommen Luft- und Sole-Wärmepumpen mit Erdsonden als “Erdwärmebatterien” zum Einsatz.

Leistbarkeit bleibt der Knackpunkt

Die Technik ist verfügbar, die Pilotprojekte laufen. Doch wie soll das alles bezahlt werden? Die GBVs haben bereits einen Großteil ihres vor 1980 errichteten Bestandes thermisch saniert – eine wichtige Voraussetzung für effiziente neue Heizsysteme.

Die Kosten dürfen jedoch nicht vollständig auf die Mieten umgelegt werden. Sonst wird die Wärmewende zur sozialen Frage. Experten fordern daher stabile, langfristige Förderungen und innovative Finanzierungsmodelle.

Das Dilemma: Investitionen in Milliardenhöhe sind nötig, dürfen aber nicht auf dem Rücken der Mieter ausgetragen werden.

Bis 2040 klimaneutral – schafft Wien das?

Die Stadt Wien hat den Ausstieg aus Gas beschlossen. Bis 2040 soll alles klimaneutral sein. Dafür muss die Sanierungsrate drastisch steigen. Die “Holzbau-Initiative für serielle Sanierung” will durch Standardisierung und Kooperation großer Holzbau-Unternehmen den Prozess beschleunigen.

Kann die serielle Sanierung die Lösung sein? Die Arenberggasse zeigt: Technisch ist vieles möglich. Doch die Skalierung braucht mehr als gute Ideen – sie braucht Planungssicherheit, ausreichende Fördermittel und einen langen Atem.

Der Erfolg der Wärmewende hängt davon ab, ob Gesetze, Förderungen und Technologie ineinandergreifen. Für Bauträger muss der Umstieg planbar bleiben, für Bewohner leistbar. Sonst droht das ambitionierte Ziel 2040 zur hohlen Phrase zu werden.

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