Mietpreisbremse, Wohnungsmarkt

Österreich führt Mietpreisbremse für privaten Wohnungsmarkt ein

10.10.2025 - 15:21:01

Revolutionäre Dämpfung: Nur halbe Inflation bei hoher Teuerung

Die österreichische Regierung hat eine weitreichende Mietrechtsreform beschlossen. Erstmals gilt ab 2026 auch im unregulierten privaten Sektor eine Preisbremse – ein Meilenstein für Millionen Mieter.

Das Reformpaket soll die stark gestiegenen Wohnkosten dämpfen und schafft mit einem neuen Wertsicherungsgesetz einheitliche Regeln für Inflationsanpassungen. Nach intensiven Verhandlungen passierte das Gesetz den Ministerrat und durchläuft derzeit das parlamentarische Begutachtungsverfahren.

Die wichtigste Neuerung: Übersteigt die Inflation drei Prozent, dürfen Vermieter nur die Hälfte des darüber liegenden Wertes weitergeben. Bei sechs Prozent Inflation sind maximal 4,5 Prozent Mieterhöhung erlaubt.

Diese Regelung gilt für alle Wohnungsmietverträge im bisher unregulierten Segment – ausgenommen sind nur Ein- und Zweifamilienhäuser. Zusätzlich dürfen Mieten nur noch einmal jährlich und frühestens zum 1. April erhöht werden.

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„Ein großer Wurf“, nannte der damalige Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) das Paket. Es schütze Millionen Mieter vor zukünftigen Preisexplosionen.

Altbau-Deckel verlängert und mehr Planungssicherheit

Auch der geregelte Mietmarkt profitiert: 2026 steigen Richtwert- und Kategoriemieten um maximal ein Prozent, 2027 um höchstens zwei Prozent. Ab 2028 greift dann auch hier der neue Inflationsdämpfer.

Ein weiterer Gewinn für Mieter: Die Mindestbefristung neuer Verträge steigt von drei auf fünf Jahre. Das soll den Umzugsdruck reduzieren und häufige Mietsprünge bei Vertragsverlängerungen verhindern.

Rechtssicherheit nach OGH-Chaos wiederhergestellt

Zwei OGH-Entscheidungen von 2023 hatten Vermieter verunsichert – strenge formale Vorgaben machten Wertsicherungsklauseln oft unwirksam. Das neue Wertsicherungsgesetz schließt diese Lücke.

ÖVP-Wohnbausprecher Norbert Sieberg betont: „Rechtssicherheit wird wieder hergestellt.“ Gleichzeitig verkürzt sich die Frist für Rückforderungen zu viel bezahlter Mieten von 30 auf fünf Jahre.

Gemischte Reaktionen: Schutz versus Sanierungskosten

Die Mietervereinigung begrüßt das Paket als wichtigen Schutz für hunderttausende Haushalte. Die Wirtschaftskammer warnt jedoch: Zu starke Eingriffe könnten Sanierungen und Instandhaltungen gefährden.

Michael Pisecky von der Wiener Immobilientreuhänder-Fachgruppe sieht auch Positives: Ein transparentes Regelwerk könne Vertrauen wieder aufbauen. Experten betonen – es handle sich um eine Bremse, nicht um einen starren Deckel.

Finale Hürde: Parlament entscheidet bis Jahresende

Nach dem Ministerratsbeschluss vom September läuft das Begutachtungsverfahren. Die ÖVP will sich „nicht hetzen lassen“ – eine Beschlussfassung wird bis Jahresende oder spätestens Januar 2026 angestrebt.

Das Inkrafttreten ist für Anfang 2026 geplant. Dann beginnt eine neue Ära am österreichischen Wohnungsmarkt – mit der ersten Mietpreisbremse für den privaten Sektor in der Geschichte des Landes.

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