Österreich führt Mietpreisbremse für alle ein
10.10.2025 - 04:03:02Die österreichische Regierung beschließt eine umfassende Mietreform mit Preisdeckelung bei hoher Inflation, strengeren Regeln für bestehende Mieten und verlängerten Mindestvertragslaufzeiten.
Die österreichische Regierung bremst Mieten aus. Ab Januar 2026 gilt erstmals eine Preisbremse auch für freie Mietverträge – Millionen Mieter profitieren.
Nach der Einigung im Ministerrat am 17. September befindet sich das umfassende Mietpaket im Begutachtungsprozess. Die Reform greift tief in den Wohnungsmarkt ein und dämpft künftig drastische Mieterhöhungen.
Neue Formel halbiert Inflationsschläge
Die Mietpreisbremse funktioniert nach einem einfachen Prinzip: Steigt die Inflation über drei Prozent, darf nur noch die Hälfte des Aufschlags an Mieter weitergegeben werden. Bei sechs Prozent Inflation bedeutet das maximal 4,5 Prozent Mieterhöhung statt der vollen Teuerungsrate.
Diese Regelung erfasst nahezu alle Wohnungen – ausgenommen sind nur Ein- und Zweifamilienhäuser. Zusätzlich dürfen Vermieter künftig nur noch einmal jährlich zum 1. April die Miete anpassen.
Geregelte Mieten bekommen Sonderschutz
Für bereits regulierte Richtwert- und Kategoriemieten gelten noch strengere Regeln:
* 2026: Maximal ein Prozent Erhöhung
* 2027: Höchstens zwei Prozent Aufschlag
Ab 2028*: Gleicher Mechanismus wie bei freien Mieten
Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) bezeichnet das Paket als „großen Wurf“, der den Menschen hohe Wohnkosten von den Schultern nehme.
Rechtssicherheit nach OGH-Chaos
Ein weiterer Kern der Reform schafft Klarheit bei der Wertsicherung. Zwei Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs aus 2023 hatten massive Rechtsunsicherheit bei Indexierungsklauseln ausgelöst.
„Damit wird Rechtssicherheit wiederhergestellt“, betonen ÖVP-Sprecher Andreas Ottenschläger und Norbert Sieber. Gleichzeitig verkürzt sich die Rückforderungsfrist für zu viel bezahlte Mieten von 30 auf fünf Jahre.
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Fünf statt drei Jahre Mindestbefristung
Neue Mietverträge müssen künftig mindestens fünf statt drei Jahre laufen. Das soll Planungssicherheit schaffen – mittlerweile sind drei von vier neuen Privatverträgen befristet.
Kompromiss mit Kontroversen
Die Reform entstand nach „sehr herausfordernden Verhandlungen“, so Ottenschläger. Während Mieterschützer die Preisbremse begrüßen, kritisieren sie die Ausnahme für Einfamilienhäuser als Zugeständnis an Vermieter.
NEOS-Staatssekretär Josef Schellhorn verteidigt diese Regelung: Sie verhindere, dass Vermietungsanreize völlig wegfallen.
Immobilienexperte Wolfgang Amann bewertet den Mechanismus als „ausgewogene Lösung“ mit Klarheit für alle Beteiligten.
Beschluss bis Jahresende geplant
Das Parlament soll die Reform noch 2025 beschließen – spätestens aber im Januar. „Das Ziel wäre noch heuer, aber wir lassen uns nicht hetzen“, erklärt Ottenschläger zum Zeitplan.
Parallel plant die Regierung ein ökologisches Sanierungspaket für das erste Halbjahr 2026. Es soll Klimaziele fördern und die Baukonjunktur ankurbeln.