Mietrechtsreform, Mietrechtspaket

Österreich beschließt größte Mietrechtsreform seit 2006

22.10.2025 - 17:37:02

Neues Mietrechtspaket begrenzt Mieterhöhungen bei hoher Inflation und verlängert Mindestlaufzeiten für Mietverträge ab 2026, während die Immobilienwirtschaft vor Angebotsverknappung warnt.

Die österreichische Regierung reagiert auf explodierende Wohnkosten: Ein heute beschlossenes Mietrechtspaket soll die Teuerungswelle am Wohnungsmarkt bremsen. Erstmals gilt eine Mietpreisbremse auch für private Vermieter – ein historischer Einschnitt.

Seit 2010 explodierten die Mieten in Österreich um über 70 Prozent, bei Privatmieten sogar um 80 Prozent. Die neue Reform soll Anfang 2026 greifen und rund eine Million Wohnungen betreffen.

Mietpreisbremse erfasst erstmals den freien Markt

Das Herzstück der Reform: Private Vermieter können Mieten künftig nicht mehr beliebig erhöhen. Bei einer Inflation über drei Prozent dürfen sie den darüber liegenden Anteil nur zur Hälfte weitergeben.

Ein Rechenbeispiel: Steigt die Inflation auf sechs Prozent, sind maximal 4,5 Prozent Mieterhöhung erlaubt. Zusätzlich dürfen Vermieter nur noch einmal pro Jahr zum 1. April die Miete anpassen.

Die Regelung gilt für fast alle Mietverträge – ausgenommen sind nur Ein- und Zweifamilienhäuser.

Strengere Regeln auch für regulierte Mieten

Auch der bereits regulierte Sektor wird weiter eingehegt. Für 2026 sind maximal ein Prozent Mieterhöhung vorgesehen, 2027 liegt die Obergrenze bei zwei Prozent.

Der Wiener Richtwert bleibt damit vorerst bei 6,67 Euro pro Quadratmeter gedeckelt. Ursprünglich geplante inflationsbasierte Anpassungen wurden ausgesetzt.

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Fünf Jahre statt drei: Längere Mietverträge als Standard

Ab Januar 2026 müssen neue Mietverträge mindestens fünf Jahre laufen – bisher waren es drei. Die Regierung verspricht sich davon mehr Planungssicherheit für Mieter.

Eine Ausnahme gilt für Kleinvermieter mit maximal fünf Objekten: Sie können weiterhin dreijährige Verträge anbieten.

Immobilienwirtschaft warnt vor Kollateralschäden

Die Branche reagiert skeptisch. Die Wirtschaftskammer kritisiert “Symptombekämpfung” und warnt: Leistbares Wohnen entstehe vor allem durch mehr Angebot.

Die Industriellenvereinigung befürchtet “unabschätzbaren Folgen” – möglicherweise weniger Investitionen und langfristig sogar höhere Preise durch Angebotsverknappung.

Dezember-Abstimmung im Parlament steht bevor

Nach dem heutigen Regierungsbeschluss wandert das Paket ins Parlament. Im Dezember soll der Nationalrat entscheiden, damit die Reform pünktlich zu Jahresbeginn 2026 starten kann.

Vizekanzler Andreas Babler sieht die Reform als Beitrag zum Inflationsziel von zwei Prozent. Ob die Mietpreisbremse tatsächlich entlastet, ohne den Wohnungsbau auszubremsen, wird sich erst in der Praxis zeigen.

@ boerse-global.de