Obwohl am Ende die erneute Zündung eines Teils der europäischen Rakete Ariane 6 nicht funktionierte, bewertet der Raumfahrt-Experte Martin Tajmar den Jungfernflug als "großen Erfolg".
10.07.2024 - 09:34:07Trotz fehlender Zündung: Experte bewertet Ariane-Start als Erfolg
"Da kann viel schiefgehen, und ein bisschen was ist gegen Ende auch schiefgegangen, aber der Start und der Erfolg, dort hingekommen zu sein, wiegt alles auf", sagte Tajmar, der an der TU Dresden die Professur für Raumfahrtsysteme innehat und am Ariane-Projekt nicht beteiligt ist.
Die Rakete war am Dienstag vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana gestartet. Der Flug verlief zunächst planmäßig, und die Trägerrakete brachte mehrere Satelliten ins Weltall. Am Ende des Flugs sollte der oberste Teil erneut zünden und diesen Teil quasi umdrehen. So sollte er wieder in die Erdatmosphäre eintreten und dabei verglühen. Weil die Wiederzündung nicht klappte, verbleibt diese Oberstufe nun im All.
"Es ist eine große Überraschung, dass nur so wenig nicht funktioniert hat", bewertet Tajmar den Vorfall. Insgesamt hatte die Rakete 17 Nutzlasten an Bord, also etwa Satelliten. Bei 15 sei alles nach Plan verlaufen, bei den beiden Wiedereintrittsexperimenten nicht, erklärte der Fachmann.
Manche Dinge wie diese erneute Zündung könne man auf der Erde nicht richtig testen, erklärte Tajmar, weil es hier eine Erdanziehungskraft gebe und dort oben eben nicht. "Dann wabert der Treibstoff da ein bisschen herum - das sind Dinge, die man nicht vorhergesehen hat". Dann sei natürlich im Weltraum niemand vor Ort, der eingreifen könne.
Der Erststart der vorherigen Rakete, der Ariane 5, sei eine völlige Katastrophe gewesen, erinnert Tajmar. "Beim zweiten Start ging es mit Ach und Krach, beim dritten Flug dann einigermaßen." Diesmal habe es viel besser funktioniert.
Wahrscheinlich klappe beim zweiten Flug der Ariane 6 dann alles, schätzt Tajmar. "Auch in Amerika startet Elon Musk mit Space X Rakete um Rakete, um zu lernen. Denn auch er weiß: Am Boden kann man nicht alles testen, das testet man dann im Flug."