Nutri-Score: Countdown läuft für neue Bewertung
10.12.2025 - 02:30:12Der verschärfte Nutri-Score-Algorithmus wird Pflicht. In drei Wochen endet die Übergangsfrist – viele Produkte rutschen in den roten Bereich ab.
Die Lebensmittelindustrie steht vor einem harten Cut: Am 31. Dezember 2025 endet die zweijährige Schonfrist für den Nutri-Score. Ab Neujahr müssen alle gekennzeichneten Produkte nach dem neuen, strengeren Algorithmus bewertet sein. Was sich nach technischem Detail anhört, wird die Supermarktregale deutlich verändern.
Seit Ende 2023 durften Hersteller parallel nach alter und neuer Formel kennzeichnen. Diese Koexistenz ist in drei Wochen Geschichte. Der überarbeitete Algorithmus bewertet Zucker und Salz deutlich härter – mit spürbaren Folgen für Verbraucher.
Besonders betroffen: Milchmischgetränke und gesüßte Limonaden. Ein Kakaodrink, der bisher als Lebensmittel ein freundliches B erhielt, fällt nun in die Getränke-Kategorie. Die Folge? Ein Absturz auf D oder E ist wahrscheinlich.
Auch für den Handel wird es jetzt eng. Restbestände mit alter Kennzeichnung müssen bis Silvester raus. Wer ab Januar noch Produkte nach dem alten System verkauft, riskiert den Vorwurf der Verbrauchertäuschung.
Die wichtigsten Änderungen auf einen Blick:
- Zucker & Salz: Strengere Bewertung – Produkte rutschen schneller in den roten Bereich
- Getränke: Milchmischgetränke und Süßstoff-Limos werden härter bewertet
- Ballaststoffe: Vollkornprodukte profitieren von besserer Einstufung
- Stichtag: 31.12.2025 – danach gilt ausschließlich der neue Algorithmus
EUDR: Durchatmen für die Lieferketten
Während beim Nutri-Score die Uhr tickt, gibt es bei der EU-Entwaldungsverordnung Entwarnung. Das EU-Parlament bestätigte diese Woche die Verschiebung: Große Unternehmen haben bis Ende 2026 Zeit, kleine bis Mitte 2027.
Ursprünglich sollte die EUDR bereits Ende 2025 greifen und den Import von Kaffee, Kakao und Soja aus entwaldeten Gebieten verbieten. Branchenverbände und IHK begrüßten den Aufschub als notwendig – die technischen Systeme zur Rückverfolgbarkeit seien schlicht nicht fertig.
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Umweltverbände wie der WWF kritisierten die Verzögerung scharf. Ein weiteres Jahr ohne Kontrolle öffne der Entwaldung Tür und Tor.
Honig: Ende der Mogelpackung
Parallel läuft eine weitere Frist ab: Die EU-Honigrichtlinie muss bis Jahresende in deutsches Recht umgesetzt werden. Ab Mitte 2026 sind schwammige Angaben wie “Mischung aus EU- und Nicht-EU-Ländern” verboten.
Stattdessen müssen die genauen Ursprungsländer mit prozentualen Anteilen auf dem Etikett stehen. Für deutsche Abfüller bedeutet das: Jetzt umstellen, um im Juni 2026 bereit zu sein.
Gewinner und Verlierer
Die strengere Nutri-Score-Berechnung schafft klare Fronten. Hersteller, die in den letzten zwei Jahren Zucker und Salz reduzierten, können ihre guten Bewertungen als Wettbewerbsvorteil ausspielen. Wer die Rezeptur nicht angepasst hat, muss ab Januar Farbe bekennen.
Marktbeobachter erwarten eine Reformulierungswelle. Niemand will dauerhaft mit einem roten E im Regal stehen – gerade wenn die Konkurrenz nebenan ein grünes B zeigt.
Die EUDR-Verschiebung dürfte kurzfristig den Preisdruck auf Rohstoffe wie Kaffee und Kakao dämpfen. Befürchtete Versorgungsengpässe durch bürokratische Hürden bleiben vorerst aus.
Was 2026 bringt
Mit dem Jahreswechsel beginnt die Ära der Verbindlichkeit. Ab Januar zeigt der Nutri-Score schonungslos, was in Produkten steckt. Verbraucher werden sich wundern, warum ihre Lieblings-Tiefkühlpizza plötzlich schlechter abschneidet.
Im Frühjahr folgt das staatliche Tierhaltungskennzeichen, dessen Start ebenfalls verschoben wurde. Mitte 2026 greifen die neuen Herkunftsregeln für Honig und Marmeladen.
2026 wird das Jahr der Wahrheit auf der Verpackung. Schwammige Herkunftsangaben und geschönte Nährwertbilanzen haben ausgedient – auch wenn der Weg dorthin steinig bleibt.
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