Novo Nordisk: Ozempic-Wirkstoff scheitert bei Alzheimer
01.12.2025 - 06:09:12Novo Nordisk hat einen herben Rückschlag erlitten. Der Wirkstoff Semaglutid, bekannt aus den Blockbuster-Medikamenten Ozempic und Wegovy, konnte in zwei großen Phase-3-Studien das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz nicht bremsen. Die Hoffnung auf einen neuen Therapieansatz jenseits umstrittener Antikörper-Behandlungen ist damit vorerst geplatzt.
Die Nachricht schickte die Aktie des dänischen Pharmakonzerns heute um bis zu 8 Prozent nach unten. Millionen Patienten und Forscher weltweit hatten auf einen Durchbruch gehofft – nun herrscht Ernüchterung.
3.808 Patienten mit früher Alzheimer-Erkrankung nahmen an den EVOKE- und EVOKE+-Studien teil. Über bis zu 156 Wochen erhielten sie täglich orales Semaglutid oder ein Placebo. Das Ziel: eine messbare Verlangsamung des kognitiven Verfalls.
Doch der primäre Endpunkt wurde verfehlt. Der CDR-SB-Score, der Goldstandard zur Messung des Demenz-Schweregrads, zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen Behandlungs- und Placebogruppe. Das Medikament war zwar gut verträglich, half den Patienten im Alltag aber nicht.
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Besonders rätselhaft: Semaglutid zeigte durchaus positive Effekte auf Alzheimer-Biomarker im Gehirn. Diese biologischen Veränderungen führten jedoch nicht zu einem klinischen Nutzen. Was bedeutet das für die Forschung?
“Die Erfolgswahrscheinlichkeit war gering”
Martin Holst Lange, Executive Vice President bei Novo Nordisk, räumte das Risiko offen ein: „Basierend auf dem enormen ungedeckten medizinischen Bedarf bei Alzheimer sahen wir uns in der Verantwortung, das Potenzial von Semaglutid zu erforschen – wohlwissend, dass die Erfolgswahrscheinlichkeit gering war.”
Die Entscheidung für die Studien basierte auf vielversprechenden Beobachtungsdaten aus Diabetes-Studien. Diese suggerierten, dass GLP-1-Rezeptoragonisten neuroprotektive Eigenschaften besitzen könnten. In der streng kontrollierten klinischen Realität bestätigte sich diese Hoffnung nicht.
Als Konsequenz stoppt Novo Nordisk die geplante einjährige Verlängerungsphase der Studien. Ohne nachgewiesenen Nutzen sei eine Fortsetzung ethisch nicht vertretbar.
Marktreaktionen: Dämpfer für Novo, Rückenwind für Konkurrenz
Der Kurssturz von 6-8 Prozent traf Novo Nordisk unerwartet hart. Investoren hatten mit positiven Ergebnissen gerechnet, die dem Konzern einen milliardenschweren neuen Markt eröffnet hätten.
Für Konkurrenten wie Biogen und Eisai könnte das Scheitern paradoxerweise zur Marktfestigung führen. Ihr bereits zugelassenes Medikament Leqembi (Lecanemab), das Amyloid-Plaques direkt angreift, steht nun ohne die befürchtete orale Konkurrenz da.
Das Kerngeschäft von Novo Nordisk mit Diabetes- und Abnehmpräparaten bleibt allerdings unberührt stark. Dennoch zeigt die Reaktion, wie verzweifelt die Branche nach Alternativen zu den teuren und umstrittenen Antikörper-Therapien sucht.
Das Rätsel der Biomarker
Die Diskrepanz zwischen verbesserten Biomarkern und ausbleibender klinischer Wirkung beschäftigt nun die Wissenschaft. Mehrere Theorien kursieren bereits:
Zu spät behandelt? Möglicherweise war selbst das Stadium „frühe Alzheimer-Krankheit” bereits zu fortgeschritten für einen metabolischen Ansatz.
Falsches Ziel? Die entzündungshemmenden Effekte von GLP-1 reichen vielleicht nicht aus, um die toxische Kaskade von Amyloid und Tau-Proteinen zu stoppen.
Kombinationstherapie nötig? GLP-1-Agonisten könnten nur zusammen mit Anti-Amyloid- oder Anti-Tau-Medikamenten wirken.
Dr. Howard Fillit von der Alzheimer’s Drug Discovery Foundation sieht trotz des Rückschlags einen „fundamentalen Wandel”. Die Forschung gehe über die reine Amyloid-Hypothese hinaus und erkunde metabolische Ansätze. Semaglutid könnte Teil zukünftiger Kombinationstherapien werden.
Alle Augen auf San Diego
Die vollständigen Studiendaten werden morgen auf der Clinical Trials on Alzheimer’s Disease (CTAD) Konferenz in San Diego präsentiert. Die Präsentation am 3. Dezember dürfte für Klarheit sorgen.
Entscheidende Fragen bleiben offen: Welche Biomarker haben sich genau verbessert? Gab es Subgruppen, die vielleicht doch profitierten? Und wie geht es mit der GLP-1-Forschung in der Neurologie weiter?
Für den Moment steht fest: Alzheimer bleibt eine der größten medizinischen Herausforderungen unserer Zeit. Das Kapitel „Semaglutid als Alzheimer-Monotherapie” ist vorerst geschlossen. Doch die Daten aus San Diego könnten den Grundstein für die nächste Studiengeneration legen – möglicherweise in der Prävention statt der Therapie.
Patienten und Angehörige müssen sich weiter auf symptomatische Behandlungen und die neuen Anti-Amyloid-Antikörper verlassen. Die Suche nach dem entscheidenden Puzzlestück geht weiter.
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