Niederösterreich, Gemeinden

Niederösterreich: Gemeinden verkaufen hunderte Wohnungen

14.11.2025 - 05:46:12

Leere Gemeindekassen und EU-Energieeffizienzvorgaben zwingen niederösterreichische Kommunen zum Verkauf tausender Wohnungen. Während Horn auf gemeinnützige Partner setzt, plant Wiener Neustadt radikalen Verkauf von 1.600 Einheiten.

Die Gemeindekassen sind leer, die EU-Vorgaben streng: Immer mehr niederösterreichische Kommunen verkaufen ihre Wohnhäuser. Der Grund? Sanierungskosten in Millionenhöhe, die aus eigener Kraft nicht mehr zu stemmen sind. Während Horn auf gemeinnützige Partner setzt, plant Wiener Neustadt einen radikalen Kahlschlag. Kann das der richtige Weg sein?

Horn setzt auf gemeinnützigen Partner

Die Stadtgemeinde Horn verkauft zwei Wohnhäuser in der Raabser Straße mit 42 Wohnungen an die Kamptal Gemeinnützige Wohnbaugesellschaft. Die Entscheidung fiel diese Woche – am 13. November 2025. Der Grund: Dringender Sanierungsbedarf, den die Stadt nicht finanzieren kann.

Bürgermeister Gerhard Lentschig sieht den Verkauf als nachhaltige Lösung. Die Kamptal übernimmt die Objekte mit Jahresende 2025 und startet ab 2027 die umfassende Modernisierung. So bleiben die Wohnungen leistbar, und die Stadt spart sich eine millionenschwere Investition.

Der Vorteil: Ein erfahrener gemeinnütziger Träger garantiert sozialverträgliche Mieten und hohe Sanierungsstandards. Ein Modell, das Schule machen könnte.

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Wiener Neustadt: 1.600 Wohnungen müssen weg

Einen weitaus drastischeren Schnitt wagt Wiener Neustadt. Der Gemeinderat beschloss Anfang Oktober, rund 1.600 der insgesamt 2.192 Gemeindewohnungen zu verkaufen. Nur etwa 610 Einheiten bleiben im städtischen Besitz.

Die Zahlen sind alarmierend:

  • Jährliches Defizit: 4 Millionen Euro
  • Leerstehende Wohnungen: Rund 500 Einheiten (über 22 Prozent)
  • Ursache: Massiver Sanierungsstau

Bürgermeister Klaus Schneeberger (ÖVP) erklärt die Entscheidung mit der prekären Finanzlage. Investitionen seien aus dem Stadtbudget kaum noch möglich, hohe Schulden zwingen zum Handeln. In den kommenden 18 Monaten sollen private Investoren, Genossenschaften und gemeinnützige Bauträger gefunden werden.

Die politischen Wogen gehen hoch. Kritiker befürchten, dass leistbarer Wohnraum verloren geht und Spekulanten zum Zug kommen.

Neunkirchen: Wenn Spekulation zum Problem wird

Wie problematisch der Verkauf an private Investoren sein kann, zeigt Neunkirchen. Eine Stadttochter verkaufte dort drei Immobilien in der Werksgasse an eine Wiener Projektentwicklungsgesellschaft.

SPÖ-Stadtrat Günther Kautz schlägt Alarm: Die Gebäude werden jetzt zu einem Vielfachen des ursprünglichen Preises wieder angeboten. Von Immobilienspekulation spricht er – und kritisiert das fehlende öffentliche Bieterverfahren scharf.

Früher sicherte sich die Stadt Rückkaufoptionen für den Fall, dass Sanierungen nicht zeitnah erfolgten. Diesmal nicht. Auch zeitliche Vorgaben für die Revitalisierung fehlen. Ein Lehrstück dafür, was passiert, wenn kommunales Eigentum ohne klare soziale Auflagen verscherbelt wird.

EU-Vorgaben verschärfen den Druck

Die Verkaufswelle ist kein Zufall. Die Europäische Energieeffizienzrichtlinie zwingt öffentliche Einrichtungen zum Handeln: Seit Oktober 2025 müssen jährlich mindestens drei Prozent der Gebäudeflächen auf Niedrigstenergie-Standard saniert werden.

Für finanzschwache Gemeinden eine Mammutaufgabe. Zwar gibt es Förderprogramme von Bund und Land – doch diese decken oft nur einen Bruchteil der Kosten. Thermische Sanierung, Heizungstausch, Modernisierung: Die Rechnungen gehen in die Millionen.

Der Verkauf erscheint vielen Bürgermeistern als einziger Ausweg. Besser als Strafzahlungen oder verfallende Gebäude?

Die Zukunft: Gratwanderung zwischen Sparen und Sozialvertrauen

Der Trend wird sich fortsetzen. Steigende Baukosten, schrumpfende Budgets und EU-Druck lassen den Gemeinden kaum Spielraum. Die zentrale Frage lautet: An wen verkaufen?

Horns Weg – der Verkauf an gemeinnützige Bauträger – scheint vielversprechend. Leistbarer Wohnraum bleibt erhalten, die Sanierung ist gesichert. Der großflächige Abverkauf an private Investoren, wie in Wiener Neustadt geplant, birgt dagegen Risiken: Steigende Mieten, Verknappung bezahlbarer Wohnungen, reine Profitorientierung.

Der Fall Neunkirchen zeigt, wohin es führen kann, wenn Kontrolle und soziale Vorgaben fehlen. Die kommenden Jahre werden entscheiden, ob Niederösterreichs Gemeinden ihr “Familiensilber” so veräußern, dass es den Bürgern langfristig nützt – oder ob am Ende nur die Investoren profitieren.

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