NHS-App, Gesundheitszentrale

NHS-App knackt 40-Millionen-Marke und wird zur digitalen Gesundheitszentrale

29.12.2025 - 07:43:12

Die britische Gesundheits-App erreicht einen historischen Nutzerrekord und entlastet mit digitalen Rezepten das System. Neue KI-Tools sollen Engpässe in Notaufnahmen vorhersagen.

Die britische Gesundheits-App NHS App hat mit über 39 Millionen Nutzern einen historischen Meilenstein erreicht und entlastet das überlastete Gesundheitssystem in der Winterkrise. Künstliche Intelligenz soll nun Engpässe in Notaufnahmen vorhersagen.

Digitaler Durchbruch im Gesundheitswesen

Während der britische National Health Service (NHS) einen der schwierigsten Winter seiner Geschichte bewältigt, erreicht die Digitalisierung des Gesundheitswesens einen historischen Wendepunkt. Offizielle Zahlen bestätigen: Die NHS App hat die Marke von 39 Millionen registrierten Nutzern überschritten. Damit ist sie zur “digitalen Eingangstür” für die Gesundheitsversorgung in England geworden.

Allein zwischen Dezember 2024 und November 2025 bestellten Patienten über die App rekordverdächtige 67,8 Millionen Wiederholungsrezepte. Diese digitale Abwicklung entlastet Arztpraxen und Apotheken erheblich, die solche Anfragen früher telefonisch oder persönlich bearbeiten mussten. Im November 2025 gab es 62,3 Millionen Logins – ein Plus von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahresdurchschnitt.

Neue Features steigern Akzeptanz

Der Nutzungsboom korreliert mit neuen Funktionen, die 2025 eingeführt wurden. Besonders der im Mai gestartete “Prescription Tracker” verändert die Interaktion mit Apotheken grundlegend. Das System – von Branchenbeobachtern als “Amazon-ähnlich” beschrieben – ermöglicht die Verfolgung von Medikamenten vom Genehmigungs- bis zum Abgabestatus. Rund 2.000 Apotheken in England bieten den Service bereits an.

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Zusätzlich wurde der Familienzugang erweitert. Eltern und Betreuer können nun Gesundheitsakten und Termine ihrer Angehörigen einfacher verwalten. “Die Plattform ist rund um die Uhr verfügbar”, betonte Jules Hunt, Interim Director General für Technologie im Gesundheitsministerium. Gerade in der Ferienzeit ermögliche die App den Zugang zu notwendigen Dienstleistungen, ohne dass außerhalb der Öffnungszeiten Kontakt aufgenommen werden müsse.

KI soll Winter-Engpässe vorhersagen

Während die NHS App die patientenseitigen Interaktionen abwickelt, zielen technologische Updates auf die betriebliche Widerstandsfähigkeit. Seit dem 28. Dezember kommen neue KI-Tools zum Einsatz, die Andrang in Notaufnahmen vorhersagen sollen.

Das Prognosesystem, Teil des staatlichen KI-Programms, wird bereits von 50 NHS-Organisationen genutzt. Es analysiert historische Krankenhausdaten, wöchentliche Trends und Wettervorhersagen, um Spitzenzeiten genauer vorherzusagen. So können Krankenhäuser Personalpläne und Bettenkapazitäten proaktiv anpassen – besonders bei saisonalen Viren wie Grippe und RSV.

Gesundheitsinnovationsminister Dr. Zubir Ahmed spricht von einer “KI-Revolution” im Gesundheitsdienst. Die Ausstattung der Mitarbeiter mit prädiktiver Technologie sei entscheidend, um Wartezeiten in der winterlichen Hochsaison zu reduzieren. Die Rekordnutzung der App sei Teil dieser Strategie: “Die Bequemlichkeit, NHS-Dienste per Smartphone nutzen zu können, ist ein Schlüsselelement für die Modernisierung der Patientenerfahrung.”

Strategische Weichenstellung für die Zukunft

Die Meilensteine Ende 2025 bestätigen die “Digital-First”-Strategie des Zehnjahresplans der Regierung. Der Übergang von analog zu digital ist für den NHS bei steigender Nachfrage und Personalknappheit eine strukturelle Notwendigkeit geworden.

Die Integration des 111 Online-Dienstes in die App bietet einen wichtigen Triage-Mechanismus. Patienten mit weniger dringenden Beschwerden werden zu lokalen Diensten oder Selbsthilfeberatung geleitet – die App filtert so Notfallkapazitäten für lebensbedrohliche Situationen frei.

An Weihnachten 2024 nutzten über 313.000 Menschen die App, mit durchschnittlich 200 Logins pro Minute. Bei nun fast 40 Millionen Nutzern rechnen Beamte für die Festtage 2025 mit neuen Rekorden.

Ausblick: Digitale Gesundheitsplattform bis 2027

Die Rolle der NHS App wird weiter wachsen. Die Roadmap sieht 2027 den Start von “NHS Online” vor. Dieses ehrgeizige Projekt soll Patienten ermöglichen, Termine bei Fachärzten im ganzen Land direkt über die App zu buchen – ein digitaler Marktplatz für NHS-Dienste, der lokale Grenzen überwindet.

Bis Ende des Finanzjahres 2028/29 hat die Regierung ein Ziel gesetzt: 95 Prozent aller Termine sollen über die App buchbar sein. Dafür ist eine tiefe Integration in die fragmentierten IT-Systeme von Hausarztpraxen und Krankenhäusern nötig.

Für die unmittelbare Zukunft bleibt der Fokus auf der Bewältigung des Winterdrucks. Mit dem live geschalteten Rezept-Tracker und den KI-Prognosetools in wichtigen Klinikverbünden nutzt der NHS seine digitale Infrastruktur, um die saisonale Belastung zu mildern. Wie Dr. Ahmed betonte, geht es darum, einen zukunftsfähigen Dienst aufzubauen – der die Versorgung von analogen Prozessen in ein straffes digitales Ökosystem überführt, das in der Tasche der Patienten steckt.

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