NGG, ANG

NGG und ANG: „Wir sind ein Einwanderungsland

24.11.2025 - 20:59:12

Die deutsche Ernährungswirtschaft bezieht Position: In einer gemeinsamen Erklärung fordern Gewerkschaft NGG und Arbeitgeberverband ANG eine offene Gesellschaft – als wirtschaftliche Notwendigkeit.

Beim Sozialpartnertag in Berlin setzten die Spitzenvertreter der Branche heute ein klares Signal. Guido Zeitler, Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), und Ralf Hengels, Präsident der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss (ANG), formulierten eine zentrale Botschaft: Deutschland ist ein Einwanderungsland – und muss es bleiben.

Die Dringlichkeit ist offensichtlich. Demografischer Wandel und Fachkräftemangel setzen der Ernährungsbranche zu. Ohne kontinuierlichen Zuzug internationaler Arbeitskräfte drohen Kapazitätsengpässe in einem Sektor, der für die Versorgungssicherheit des Landes unverzichtbar ist.

„Deutschland ist aufgrund der demografischen Entwicklung und des Fachkräftemangels auf Zuwanderung und Vielfalt in den Unternehmen angewiesen”, betonte Zeitler. Die Sozialpartner fordern nicht nur gesetzliche Regelungen, sondern einen gesellschaftlichen Wandel: Internationale Fachkräfte müssen sich in Deutschland willkommen und sicher fühlen.

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Die Zahlen sprechen für sich: Aktuell arbeiten Menschen aus etwa 120 Nationen in der deutschen Ernährungswirtschaft. Diese Diversität betrachtet die Branche nicht als Herausforderung, sondern als strukturellen Vorteil, der sie durch wirtschaftliche Turbulenzen trägt.

„Die Unternehmen der Lebensmittelindustrie in Deutschland sind vielfältig, sie sind bunt, und sie stehen für Gleichstellung und Inklusion”, erklärte Hengels. Besonders der Mittelstand, der die Branche prägt, habe internationale Arbeitskräfte erfolgreich integriert.

Die Vielfalt endet nicht auf der Produktionsebene. Menschen mit Migrationshintergrund sind Beschäftigte und Unternehmer zugleich – ein wirtschaftlicher Fußabdruck, den die Verbände gezielt fördern wollen. Hengels kündigte konkrete Initiativen an, um diese Diversität als Innovationsmotor zu verteidigen.

Klare Kante gegen Ausgrenzung

Einen erheblichen Teil ihrer Erklärung widmeten NGG und ANG dem politischen Klima. Beide Organisationen zeigten sich besorgt über rechtspopulistische Narrative und „Diskurse der Ausgrenzung”, die in Teilen der Gesellschaft an Einfluss gewinnen.

Zeitler warnte eindringlich: Politische Rhetorik, die auf Abschottung setzt, sende „Signale der Unwillkommensein” und „Signale der Herabwürdigung” an genau jene Menschen, die die Wirtschaft dringend benötigt. „Wir wollen zusammen arbeiten und leben – als Beschäftigte, als Kolleginnen und Kollegen, als Freunde, als Nachbarn.”

Die Sozialpartner positionieren sich damit direkt gegen Forderungen nach „Remigration” oder geschlossenen Grenzen. Ihre Botschaft: Solche Politik gefährdet die wirtschaftliche Existenzfähigkeit der Lebensmittelbranche unmittelbar. Wer im globalen Wettbewerb um Talente als unwirtlich gilt, verliert – mit drastischen Folgen für den Wohlstand.

Wirtschaftliche Notwendigkeit trifft Politik

Die gemeinsame Erklärung ist bemerkenswert in Klarheit und Timing. Während Sozialpartner regelmäßig bei Lohn- und Arbeitsbedingungen kooperieren, sind derart deutliche politische Statements zu gesellschaftlichen Werten seltener. Sie spiegeln wachsende Sorgen in der deutschen Wirtschaft wider, dass politische Polarisierung den Arbeitsmarkt dauerhaft schädigen könnte.

Die Ernährungswirtschaft ist besonders exponiert. Anders als Hightech-Sektoren, die auf wenige Spezialisten setzen, benötigt sie Arbeitskräfte aller Qualifikationsniveaus. Die Funktionsfähigkeit der Branche wird zum Lackmustest deutscher Integrationspolitik.

Marktbeobachter sehen einen Trend: Wirtschaftsverbände füllen politische Vakuen und verteidigen liberale demokratische Werte – nicht aus Idealismus, sondern aus kalkuliertem wirtschaftlichem Eigeninteresse. Die explizite Erwähnung von „über 100 Nationen” soll Migration als Normalfall normalisieren, nicht als Ausnahme.

Konkrete Schritte angekündigt

NGG und ANG kündigten an, ihre Zusammenarbeit zu vertiefen und gemeinsame Integrationsstrategien zu entwickeln. Im Fokus: Bürokratieabbau bei Visa-Verfahren und bessere Anerkennung ausländischer Qualifikationen – langjährige Engpässe im deutschen System.

In den kommenden Monaten plant die Branche spezifische Programme zur Förderung von „Demokratiekompetenz” in Betriebsräten und Führungsteams. Lokale Verantwortliche sollen befähigt werden, Konflikte zu managen und Diskriminierung am Arbeitsplatz zu bekämpfen.

Mit Blick auf die Bundestagswahl 2026 dürfte die Position großer Sozialpartner wie NGG und ANG politisches Gewicht entfalten. Indem sie eine offene Gesellschaft als wirtschaftliche Notwendigkeit rahmen, setzen sie einen klaren Maßstab für künftige Regierungspolitik: ein Deutschland, das geschäftsoffen ist, weil es weltoffen ist.

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