Neurotechnologie, USA

Neurotechnologie: USA reguliert Gedankendaten

25.09.2025 - 14:29:02

Mehrere US-Bundesstaaten haben 2025 neuronale Daten unter besonderen Schutz gestellt. Die Gesetze verlangen explizite Einwilligung für die Erfassung von Hirnaktivitäten durch Verbrauchertechnologien.

Eine Welle neuer Gesetze erfasst die USA. Hirnaktivität wird erstmals als hochsensible Daten geschützt. Der Grund: Neurotechnologie wird Alltag – und niemand weiß, wer dabei in unsere Gedanken blickt.

Mehrere US-Bundesstaaten haben 2025 Gesetze erlassen oder vorgeschlagen, die sogenannte neuronale Daten als besonders schützenswerte persönliche Informationen einstufen. Diese Daten entstehen durch Hirnaktivität und das Nervensystem – erfasst von modernen Neurotechnologien, die längst über medizinische Anwendungen hinausreichen.

Nach Colorado und Kalifornien, die 2024 als erste solche Gesetze verabschiedeten, folgten Montana und Connecticut mit eigenen Regelungen. Das Ziel: Standards schaffen, bevor die Technologie vollends den Alltag erobert.

Die gesetzgeberische Offensive richtet sich gegen eine Branche, die rasant wächst. Neurotechnologie umfasst medizinische Implantate für gelähmte Patienten ebenso wie Wellness-Stirnbänder zur Konzentrationsmessung oder Virtual-Reality-Systeme. Politiker fürchten: Diese intimsten aller Daten könnten missbraucht, verkauft oder ohne Zustimmung ausgewertet werden.

Das neue Schlachtfeld: Unsere Gehirnströme

Was macht neuronale Daten so brisant? Sie verraten mehr als jede andere Informationsquelle über uns: psychische Erkrankungen, Emotionen, Denkprozesse – sogar unbewusste Gedanken. Mit fortschrittlicher KI lassen sich daraus Persönlichkeitsmerkmale und Erinnerungen ableiten.

Ein Bericht der Neurorights Foundation von 2024 schockierte: Fast alle untersuchten Neurotechnologie-Unternehmen hatten unbegrenzten Zugriff auf die Gehirndaten ihrer Nutzer. Die Konsequenz: Mehrere US-Senatoren forderten im April 2025 die Handelskommission FTC zum Handeln auf.

Die neuen Staatsgesetze erweitern bestehende Datenschutzregelungen um den Begriff „neuronale Daten“. Das bedeutet: Unternehmen müssen explizite Zustimmung einholen, bevor sie Hirndaten sammeln oder verarbeiten. Verbraucher erhalten Rechte auf Einsicht, Korrektur und Löschung ihrer Gedankendaten.

Flickenteppich der Regulierung

Obwohl das Ziel ähnlich ist, unterscheiden sich die Ansätze der Bundesstaaten erheblich – ein Compliance-Albtraum für die Neurotech-Branche.

Colorado weitete als erster Staat den Datenschutz explizit auf Gehirndaten aus. Kalifornien ergänzte seinen berühmten Consumer Privacy Act (CCPA) entsprechend. Ein neuer Gesetzentwurf, der Neural Data Protection Act, soll Unternehmen verpflichten, Hirndaten nur für den ursprünglichen Zweck zu nutzen und danach zu löschen.

Montana wählte einen anderen Weg und fügte den Schutz neuronaler Daten seinem Gesetz für genetische Informationen hinzu. Besonderheit: Hirndaten dürfen nicht in sanktionierten Ländern oder bei „Feindstaaten“ gespeichert werden.

Connecticut, Massachusetts, Minnesota, Illinois und Vermont haben eigene Gesetzentwürfe vorgelegt. Minnesotas Vorschlag geht am weitesten: Ein eigenständiges Gesetz soll spezielle Rechte für neuronale Daten und „geistige Privatsphäre“ etablieren.

Analyse: Wettlauf gegen die Technologie

Der legislative Vorstoß offenbart eine kritische Regulierungslücke auf Bundesebene. Bislang schützen Gesetze wie HIPAA nur medizinische Daten in Gesundheitseinrichtungen. Consumer-Geräte fallen durch das Raster.

Diese Rechtslücke bereitet Experten Sorgen. Ohne klare Aufsicht könnten BCI-Produkte mit irreführenden Versprechen, mangelhafter Sicherheit und unklaren Datenschutzstandards verkauft werden. Die Risiken reichen von der Kommerzialisierung persönlicher Gedanken bis hin zu „Neurohacking“ – der Manipulation menschlichen Verhaltens.
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Die Amerikanische Ärztekammer unterstützt strenge Schutzmaßnahmen. Auch international wächst das Bewusstsein: Chile ergänzte 2021 als erstes Land seine Verfassung um „Neurorechte“. UNESCO und lateinamerikanische Länder diskutieren ähnliche Schritte.
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Ausblick: Recht für den Geist

Die kommenden Monate werden entscheidend für die Zukunft neurologischer Datenschutz. Mit weiteren Staatsgesetzen steigt der Druck auf eine bundesweite Regelung. Die Neurotech-Industrie hat die Chance, durch proaktive Selbstregulierung die künftigen Standards mitzugestalten.

Zentrale Fragen bleiben offen: Wie lassen sich neuronale Daten präzise definieren? Wo verläuft die Grenze zwischen Medizinprodukten und Wellness-Gadgets? Die rasante Technologieentwicklung erfordert vorausschauende Gesetze – auch für künftige Fähigkeiten wie das Entschlüsseln von Gedanken aus Hirnströmen.

Experten sind sich einig: Eine neue Rechtsarchitektur ist dringend nötig. Denn während diese Geräte unseren Alltag erobern, entscheiden die heute geschaffenen Gesetze darüber, ob die letzte Bastion der Privatsphäre – unser Geist – geschützt bleibt.

@ boerse-global.de