Nearshoring: Österreichs Wirtschaft kehrt Europa zurück
27.11.2025 - 12:09:12Österreichs Unternehmen verlegen ihre Produktion zurück nach Europa. Was als Notlösung begann, ist jetzt Strategie – der Westbalkan wird zur neuen Werkbank.
Die heimische Exportwirtschaft dreht sich um. Nach Jahren billiger Fertigung in Asien setzen Betriebe auf Nähe statt Kostenminimum. Protektionismus, Lieferkettenkrisen und neue EU-Regeln erzwingen das Umdenken. Resilienz schlägt Preis – so lautet die neue Formel.
Analysen von WKO und Industriellenvereinigung bestätigen: Österreichische Firmen investieren massiv in Südosteuropa und Osteuropa. Die Region liegt vor der Haustür, die Transportwege sind kurz, die Kontrolle einfacher.
Serbien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina – diese Länder entwickeln sich von Absatzmärkten zu Produktionsstandorten. Österreich zählt bereits zu den Top-Investoren in der Region.
Viele Unternehmen verlagern Teile der Fertigung nach Osteuropa – doch ohne fundierte Personalplanung drohen Engpässe, Überstunden und unerwartete Kosten. Das kostenlose E‑Book “Personalbedarfsplanung” zeigt Schritt für Schritt, wie Sie Personalbedarf, Einsatzpläne und Qualifikationsprofile für Nearshoring-Standorte berechnen. Mit Checklisten, Beispielrechnungen und Excel‑Vorlagen für realistische Szenarien. Praktisch für Entscheider, die Lieferketten regionalisieren und Arbeitskosten kontrollieren wollen. Personalbedarfsplanung jetzt kostenlos herunterladen
Die Vorteile liegen auf der Hand: LKW-Lieferungen erreichen heimische Werke in 24 bis 48 Stunden. Container aus Asien brauchen Wochen. In Zeiten von Just-in-Sequence-Fertigung entscheidet diese Differenz über Erfolg oder Stillstand.
Der Westbalkan bietet noch mehr: niedrigere Lohnkosten bei gleichzeitig akzeptablen Qualifikationen und geografischer Nähe zur EU. Für österreichische Stammwerke bedeutet das: Sie behalten Kernkompetenzen im Inland, lagern aber arbeitsintensive Vorstufen aus. Die Antwort auf stagnierende deutsche Nachfrage und hohe heimische Lohnstückkosten.
Das neue EU-Lieferkettengesetz (CSDDD) verschärft den Trend dramatisch. Unternehmen müssen künftig lückenlos nachweisen, dass ihre Zulieferer Umwelt- und Sozialstandards einhalten.
Die Industriellenvereinigung warnt vor einem “Bürokratiemonster”, das besonders Mittelständler trifft. IV-Generalsekretär Christoph Neumayer sieht den Standort gefährdet – zu komplex, zu aufwendig, zu riskant.
Die Lösung? Nearshoring. Einen Zulieferer in der Slowakei oder Slowenien zu überwachen ist deutlich einfacher als einen Partner in Südostasien. Verstöße bedeuten Reputationsschäden und Strafzahlungen. Wer nah produziert, minimiert Risiken.
Transparenz wird zur harten Währung. Europäische Lieferketten lassen sich rechtssicher dokumentieren, asiatische nicht. Das macht den Unterschied.
Versorgungssicherheit kostet – aber Stillstand mehr
Der ökonomische Kompass zeigt in eine neue Richtung. Jahrelang galt: billigster Preis gewinnt. Jetzt zählt: Versorgungssicherheit schlägt Kostenoptimierung.
Pandemie-Lockdowns, Halbleiter-Engpässe, Suezkanal-Blockaden – die Krisen der vergangenen Jahre haben gezeigt, was ein stillstehendes Band kostet. Ein Tag Produktionsausfall in Oberösterreich ist teurer als leicht erhöhte Beschaffungskosten in Europa.
Logistikstudien und Beratungsanalysen sprechen von einer “Triple Transformation”: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Resilienz müssen zusammenwirken. Österreichische Speditionen reagieren bereits – sie bauen ihre Kapazitäten in Richtung Osteuropa massiv aus.
Die Botschaft ist klar: Wer flexibel bleiben will, braucht kurze Wege und verlässliche Partner. Globale Routen sind fragil geworden.
Deutschland schwächelt – Österreich diversifiziert
Die wirtschaftliche Stagnation in Deutschland verstärkt den Druck zusätzlich. Als wichtigster Handelspartner bremst die deutsche Industrieschwäche auch österreichische Zulieferer aus.
Das WIFO prognostiziert: Osteuropäische Märkte wachsen mittelfristig stärker als Westeuropa. Nearshoring bedeutet also nicht nur Risikominimierung, sondern auch Marktzugang zu dynamischeren Regionen.
Experten sehen darin eine strategische Chance. Österreich könnte sich als High-Tech-Hub und Steuerungszentrale für mitteleuropäische Produktionsnetzwerke positionieren. Die Ingenieursleistung bleibt im Inland, die Fertigung wandert kontrolliert in Nachbarländer.
Diese Arbeitsteilung sichert heimische Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung, senkt aber die Gesamtkosten. Ein Modell mit Zukunft?
Was kommt 2026?
Die Regionalisierung wird sich beschleunigen. US-Handelspolitik bleibt unberechenbar, mögliche Zollbarrieren drohen. Der Fokus auf Europa wird sich weiter schärfen.
Österreichische Unternehmen investieren parallel in Automatisierung am Heimatstandort. Höhere Produktivität im Inland, verdichtetes Lieferantennetzwerk im Umkreis von 500 bis 1000 Kilometern – so sieht die neue Geografie aus.
Das Ziel: Eine wirtschaftliche “Festung Europa” mit Österreich als zentralem Knotenpunkt. Ob das aufgeht, wird sich zeigen. Sicher ist: Der globale Freihandel alter Prägung ist Geschichte.
PS: Planen Sie Produktion in Nachbarländern? Vermeiden Sie Fehleinschätzungen bei Personal- und Lohnkosten: Der gratis Leitfaden zur Personalbedarfsplanung erklärt, wie Sie Mitarbeiterzahlen, Kostenstellen und Einsatzzeiten systematisch ermitteln und so Personalkosten senken, ohne Qualifikationen zu opfern. Enthalten: praxisnahe Vorlagen, Punktetabellen und Umsetzungs-Tipps für den Aufbau verlässlicher, regionaler Lieferantennetze. Kostenfreien Leitfaden zur Personalplanung anfordern


